Hypersexualität
Was ist Sexsucht?
Ständige Lust auf Sex und ein unbändiges Verlangen nach sexueller Befriedigung – Hypersexualität ist mehr als nur ein gesteigertes sexuelles Interesse. Betroffene leiden unter einem zwanghaften Drang, der ihr Leben belastet und häufig negative Folgen für Beziehungen, Beruf und Gesundheit hat.
Was ist Hypersexualität?
Hypersexualität, umgangssprachlich auch als Sexsucht bezeichnet, ist ein übermäßiges, zwanghaftes sexuelles Verlangen, das Betroffene nicht mehr kontrollieren können. Mit Hypersexualität ist nicht einfach nur eine gesteigerte Libido gemeint – es handelt sich um eine sogenannte „Störung der Impulskontrolle“. Wenn eine Person hypersexuell ist, wird Sex zum zentralen Lebensinhalt und andere wichtige Lebensbereiche geraten ins Hintertreffen.
Hypersexualität beeinträchtigt das Leben der Betroffenen oft stark. Sexsüchtige verspüren ein unkontrollierbares Verlangen nach Sex, das sie trotz negativer Konsequenzen nicht eindämmen können. Im Gegensatz zu Menschen, die einfach nur immer Lust auf Sex haben (ohne Auswirkungen auf den Rest ihres Lebens), spüren Betroffene einen erheblichen Leidensdruck und finden oft keine echte Befriedigung in ihren sexuellen Aktivitäten.
# Schon gewusst?
Im medizinischen Diagnosesystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Hypersexualität als „zwanghafte Sexualverhaltensstörung“ (Compulsive Sexual Behavior Disorder, CSBD) klassifiziert. Historisch wurden für sie auch Begriffe wie „Satyriasis“ (bei Männern) oder „Nymphomanie“ (bei Frauen) verwendet, die heute jedoch ziemlich outdated sind.
Wie viele Menschen sind sexsüchtig?
Wie häufig Hypersexualität vorkommt, ist schwer zu bestimmen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa drei bis sechs Prozent der weltweiten Bevölkerung betroffen sein könnten, wobei Männer deutlich häufiger sexsüchtig sind als Frauen (im Verhältnis von etwa 4:1 bis 5:1). Eine US-amerikanische Internet-Befragung aus dem Jahr 2019 ergab, dass 8,6 % der 2.300 Teilnehmer:innen Merkmale von Hypersexualität aufwiesen. Die Zahl liegt also ein wenig über der Schätzung. Auch wenn die Zahlen nicht so eindeutig sind: Eins lässt sich in jedem Fall festhalten: Sexsucht ist bei Weitem kein Nischenphänomen und nichts, wofür man sich schämen muss!
Sexsucht vs. Pornosucht
Obwohl Sexsucht und Pornosucht oft in einem Atemzug genannt werden, handelt es sich um unterschiedliche, wenn auch verwandte Phänomene:
Beide Störungen können gemeinsam auftreten, müssen es aber nicht. Während manche Sexsüchtige kein besonderes Interesse an Pornografie haben, beschränkt sich bei anderen die Sucht ausschließlich auf den Konsum pornografischer Inhalte.
Die Ursachen von Sexsucht
Die Ursachen für Hypersexualität sind komplex und schließen viele verschiedene Aspekte ein. Häufig liegt eine Kombination verschiedener Faktoren vor.
Biologische Faktoren
Psychologische Aspekte
Soziale und Umweltfaktoren
Symptome einer Hypersexualität
Die Symptome einer Hypersexualität sind vielfältig und unterschiedlich stark ausgeprägt. In der Medizin gibt es verschiedene Einordnungen der Symptomatik und ihrer Auswirkung: Die ICD-11 (weltweites Klassifikationssystem der WHO für alle Krankheiten) führt Hypersexualität als „zwanghafte sexuelle Verhaltensstörung“ (Code 6C72) unter den Impulskontrollstörungen. DSM-5 ist das von der American Psychiatric Association herausgegebene Handbuch speziell für psychische Störungen und hat Hypersexualität nicht als eigenständige Diagnose aufgenommen.
Das DSM-5 führt Hypersexualität nicht als eigenständige Diagnose auf, erfasst sie aber unter anderen Kategorien wie Impulskontrollstörungen oder Zwangsstörungen.
Die negativen Folgen der Hypersexualität
Hypersexualität hat meist weitreichende negative Konsequenzen in verschiedenen Lebensbereichen.
Persönliche Konsequenzen
Soziale und berufliche Folgen
Gesundheitliche Risiken
Sexsucht behandeln
Die Behandlung von Hypersexualität erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene therapeutische Maßnahmen kombiniert.
Psychotherapie
Die Psychotherapie bildet das Fundament bei der Behandlung von Hypersexualität:
Medikamentöse Behandlung
In manchen Fällen kann eine unterstützende medikamentöse Therapie sinnvoll sein.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Hypersexualität.
Partner:innen
Die Einbeziehung von Partner:innen in den Therapieprozess ist meist wichtig und wertvoll.
Fazit: Mit Sexsucht ist nicht zu spaßen
Einfach nur ständig erregt und geil? Hypersexualität ist eine ernsthafte Störung, die erheblichen Leidensdruck verursachen kann. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über ihr Sexualverhalten, was zu negativen Konsequenzen in vielen Lebensbereichen führt. Die Ursachen von Hypersexualität sind vielfältig und umfassen biologische, psychologische und soziale Faktoren. Behandelt wird meist nach einem ganzheitlichen Ansatz. Wenn Du selbst oder jemand in Deinem Umfeld unter Hypersexualität leidet, zögere nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Es gibt Wege aus der Sexsucht, und niemand muss diese allein gehen.