Vasektomie
Alles über die Sterilisation für Männer
Du denkst darüber nach, Dich sterilisieren zu lassen, und möchtest mehr über die Vasektomie erfahren? In diesem Artikel klären wir Dich über alles Wichtige rund um den Schnipp am besten Stück auf – von der Durchführung über Risiken bis zu den Vorteilen dieser Verhütungsmethode für Männer.
Was ist eine Vasektomie?
Eine Vasektomie ist ein operativer Eingriff zur dauerhaften Sterilisation beim Mann. Bei diesem Verfahren werden die Samenleiter durchtrennt, um zu verhindern, dass Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen – somit kann keine Befruchtung mehr stattfinden. Der Eingriff gilt als eine der sichersten Methoden der Verhütung für Männer: Die Vasektomie hat einen Pearl-Index von 0,1 bis 0,2, was bedeutet, dass sie extrem zuverlässig ist.
Aber: Eine Vasektomie bietet keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Daher ist es bei neuen Begegnungen ratsam, zusätzlich Kondome zu verwenden.
# Interessant:
Der Pearl-Index ist ein Maß für die Zuverlässigkeit von Verhütungsmethoden. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden, wenn sie und ihr Partner die betreffende Verhütungsmethode anwenden. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer ist die Methode. Ein Pearl-Index von 0,1 bis 0,2 bei der Vasektomie bedeutet, dass von 1000 Paaren, die diese Methode nutzen, theoretisch nur eine bis zwei Frauen pro Jahr schwanger werden. Das macht die Vasektomie zu einer der effektivsten Verhütungsmethoden überhaupt.
Vasektomie vs. Kastration beim Mann: Was ist der Unterschied?
Die Begriffe Vasektomie und Kastration werden oft verwechselt, sind aber ganz und gar nicht das Gleiche. Lass uns die wesentlichen Unterschiede klarstellen:
Vasektomie
Kastration
Der Hauptunterschied liegt also darin, dass eine Vasektomie nur die Fortpflanzungsfähigkeit beeinflusst, während alle anderen sexuellen Funktionen und der Hormonhaushalt unverändert bleiben. Bei einer Kastration des Mannes hingegen kommt es zu weitreichenden Veränderungen im gesamten Körper.
Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass eine Vasektomie die Potenz oder das sexuelle Verlangen beeinträchtigt. Tatsächlich bleibt nach dem Eingriff alles wie gewohnt – mit dem einzigen Unterschied, dass keine Spermien mehr im Ejakulat vorhanden sind. Du kannst also weiterhin Sex genießen, Erektionen bekommen und Orgasmen erleben.
Wer sollte eine Vasektomie in Betracht ziehen?
Eine Vasektomie ist eine große und dauerhafte Entscheidung, die gut überlegt sein will. In der Regel wird dieser Eingriff Männern empfohlen, die folgende Kriterien erfüllen:
Obwohl es theoretisch möglich ist, eine Vasektomie rückgängig zu machen (Refertilisation), ist dieser Prozess kompliziert, kostspielig und nicht immer erfolgreich. Die Erfolgsquoten für eine Refertilisation variieren stark und liegen je nach Studie zwischen 30 und 70 Prozent.
Bevor Du Dich für eine Vasektomie entscheidest, solltest Du ausführlich mit Deinem:Deiner Partner:in darüber sprechen. Nimm eine gründliche Beratung bei einem Urologen oder einer Urologin in Anspruch. Hast Du alle alternativen Verhütungsmethoden in Betracht gezogen und bist Dir über die Dauerhaftigkeit des Eingriffs im Klaren? Dann triffst Du eine informierte Entscheidung.
Vasektomie: Ablauf und Methoden
Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung und dauert meist nur 15 bis 30 Minuten. Es gibt allerdings mehrere Methoden, die Dich ins Land der Zeugungsunfähigkeit befördern können.
Operationstechniken für eine Vasektomie
Für eine Vasektomie stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, die sich hauptsächlich in der Art des Zugangs zum Samenleiter unterscheiden.
Unabhängig von der gewählten Zugangsmethode ist der eigentliche Vorgang der Vasektomie ähnlich: Der Samenleiter wird nicht nur durchtrennt, sondern es wird ein ca. ein bis drei Zentimeter langes Stück entfernt. Anschließend werden die Schnittstellen elektrisch verödet und in unterschiedlichen Gewebeschichten versenkt.
Es gibt auch ein Open-ended-Verfahren: Dabei wird nur ein Samenleiterende verödet, was einen Rückstau der Spermien in den Nebenhoden verhindern soll.
Alle genannten Methoden erreichen das Ziel der Samenleiterdurchtrennung und ermöglichen somit eine zuverlässige Verhütung. Die Wahl der Methode hängt oft von der Erfahrung und Präferenz der urologischen Fachkraft sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab.
Nachsorge nach der Vasektomie
Nach dem ambulanten Eingriff solltest Du Dich ein paar Tage ruhig verhalten. Du kannst in der Regel sofort wieder zur Arbeit gehen, sofern Du einen Bürojob hast und keiner schweren körperlichen Tätigkeit nachgehst. Manchmal kommen nach einer Vasektomie ziehende Schmerzen im Hodensack oder der Leiste vor, doch das ist eher selten. Die meisten Patienten sind nach dem Eingriff beschwerdefrei. Verzichte eine Woche auf Sport und auf Sex, dann sollte alles gut verheilt sein und Du bist wieder bereit für Deinen gewohnten Alltag.
Nach sechs bis acht Wochen und nach drei bis vier Monaten erfolgt eine Untersuchung auf verbliebene Spermien (ein Spermiogramm), um die vollständige Unfruchtbarkeit zu gewährleisten.
# Achtung
Du bist nicht sofort nach der Vasektomie unfruchtbar! Hinter der Durchtrennungsstelle sind noch viele kleine Spermien unterwegs, die sich unter Dein Ejakulat mischen. Nimm also die Nachsorge nicht auf die leichte Schulter – die Untersuchungen zeigen, wann keine Spermien mehr im Ejakulat vorhanden sind. Bis dahin musst Du auf anderem Wege verhüten.
Sicherheit und Komplikationen bei der Vasektomie
Die Vasektomie gilt als eine der sichersten Verhütungsmethoden für Männer. Dennoch können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten.
Sicherheitsaspekte
Mögliche Komplikationen bzw. Nebenwirkungen der Vasektomie
Zu den seltenen, aber möglichen Komplikationen zählen:
# Über das Post-Vasektomie-Syndrom
Das Post-Vasektomie-Syndrom oder Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom tritt bei etwa 0,4–6 % der Patienten auf. Betroffene klagen über anhaltende Schmerzen im Hodenbereich oder sexuelle Funktionsstörungen. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. In manchen Fällen kann eine operative Refertilisierung Linderung verschaffen.
Vasektomieversagen
In sehr seltenen Fällen (ca. 0,2–0,5 %) kommt es zu einer spontanen Rekanalisation der durchtrennten Samenleiter, was zum Versagen der Verhütungsmethode führen kann. Rekanalisation bedeutet, dass die Samenleiter von selbst wieder zusammenwachsen und für Spermien durchgängig werden. Deshalb sind Nachkontrollen des Ejakulats wichtig. Noch seltener kommt es vor, dass der Mann einen dritten Samenleiter hat, der bei der Vasektomie nicht durchtrennt wurde und weiterhin Samenzellen leitet.
Risiko von Prostatakrebs
Aktuelle Studien diskutieren einen möglichen Zusammenhang zwischen Vasektomien und einem leicht erhöhten Risiko für Prostatakrebs. Die Datenlage ist jedoch nicht eindeutig. Laut den Leitlinien der European Association of Urology (EAU) gibt es keine klare Evidenz für einen kausalen Zusammenhang.
Insgesamt hat diese Form der Sterilisation beim Mann also wenige Nachteile. Die Vorteile der Vasektomie als sichere und zuverlässige Verhütungsmethode überwiegen deutlich die möglichen Risiken. Eine sorgfältige Aufklärung des Patienten und die Durchführung durch eine erfahrene urologische Fachperson sind wichtig, um Komplikationen zu minimieren.
Vasektomie: Die Kosten
Die Kosten für eine Vasektomie liegen in Deutschland zwischen 450 und 750 Euro. Die Patienten zahlen den Eingriff in der Regel selbst – weder die gesetzlichen noch die privaten Krankenkassen übernehmen, es sei denn, es gibt medizinische Gründe. Das Beratungsgespräch für die Vasektomie hingegen ist eine Kassenleistung.
Kann man eine Vasektomie rückgängig machen?
Es gibt eine Möglichkeit, die Vasektomie rückgängig zu machen. In der Fachsprache: Refertilisierung. Dabei wird der Weg für die Spermien vom Hoden über die Samenleiter freigelegt, indem die Samenleiter wieder verbunden werden. Die Operation ist jedoch teuer und nicht immer von Erfolg gekrönt. Nicht alle Männer sind danach wieder zeugungsfähig. So kann sich in der Zwischenzeit die Spermaqualität verändert haben oder aber die verödeten Samenleiter sind zu stark vernarbt.
Häufige Fragen rund um die Vasektomie
Welche Nachteile hat eine Vasektomie oder Sterilisation beim Mann?
Eine Vasektomie gilt als sehr sicherer Eingriff. Komplikationen aufgrund der Operation treten äußerst selten auf und sind in der Regel harmlos. Das weniger harmlose Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom, bei dem Betroffene unter anhaltenden Schmerzen im Hodenbereich leiden, ist noch seltener. Einige Studien deuten auf ein minimal erhöhtes Risiko für Prostatakrebs hin, wobei die Ursache hierfür noch unklar ist. Eine extrem rare, aber mögliche Komplikation ist die Rekanalisierung, bei der die durchtrennten Samenleiter wieder zusammenwachsen und der Mann wieder zeugungsfähig wird.
Psychische Folgen wie Probleme mit der Unfruchtbarkeit sind sehr selten, sollten aber nicht außer Acht gelassen werden. Die Vasektomie hat zwar keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt, das Lustempfinden oder die Erektionsfähigkeit, doch können sich durchaus Selbstzweifel aufgrund des eigenen Männlichkeitsbilds einstellen.
Eine Rückgängigmachung der Vasektomie ist zwar möglich, aber aufwendig und nicht immer erfolgreich. Daher sollte die Entscheidung für eine Vasektomie als dauerhaft betrachtet werden.
Wie oft muss man nach einer Vasektomie ejakulieren?
Das Ejakulat ist direkt nach einer Vasektomie noch nicht „unbedenklich“, da sich zwischen den Schnittstellen an den Samenleitern und dem Weg nach draußen noch zahlreiche Spermien befinden. Lass Dein Ejakulat nach der Vasektomie also mehrmals untersuchen. Wie häufig Du ejakulieren musst, bevor keine Spermien mehr zutage treten, kann Dir niemand genau sagen. Unter Fachleuten heißt es, nach 20 Ejakulationen sei das Ejakulat spermienfrei, aber baue nicht zu fest darauf.
Ist eine Vasektomie zu 100 % sicher?
Der Eingriff gilt als eine der sichersten Möglichkeiten zur Verhütung beim Mann. Mit einem Pearl-Index von nur 0,1 bis 0,2 lässt sich zu beinahe 100 % ausschließen, dass die Partnerin nach der Vasektomie des Mannes trotzdem schwanger wird. Sollte dieser außergewöhnliche Fall doch einmal auftreten, kann das mehrere Gründe haben: Entweder war der Mann noch zeugungsfähig, weil er zu früh nach der Vasektomie wieder Geschlechtsverkehr hatte bzw. weil nicht genügend Ejakulate dazwischen lagen, oder es liegt ein Vasektomieversagen vor, etwa durch Rekanalisation. Letztere tritt ebenfalls sehr selten auf.
Fazit zur Vasektomie
Die Vasektomie ist eine effektive und dauerhafte Verhütungsmethode für Männer, die ihre Familienplanung abgeschlossen haben. Der Eingriff ist relativ unkompliziert und kann ambulant durchgeführt werden, Komplikationen und Nebenwirkungen sind sehr selten. Ziehst Du eine Vasektomie in Erwägung, solltest Du Dich umfangreich beraten und aufklären lassen und alle Vor- und Nachteile gemeinsam mit Deinem:Deiner Partner:in sorgfältig abwägen, denn eine Vasektomie sollte als dauerhaft betrachtet werden. Eine Rückoperation ist zwar möglich, aber nicht immer erfolgreich.