Kontrazeptiva
Alles Wichtige über die Schwangerschaftsverhütung
Wenn es um Verhütung geht, stehen Dir heute zahlreiche Optionen zur Verfügung. Von der klassischen Pille hin zu modernen Langzeitmethoden – die Vielfalt an Kontrazeptiva ist groß. Doch welche Methode passt am besten zu Dir und Deinen Bedürfnissen? Hier erfährst Du alles Wichtige über die verschiedenen Kontrazeptiva, ihre Wirkungsweise und worauf Du bei der Auswahl achten solltest.
Kontrazeptiva: Was ist das?
Den Begriff „Kontrazeptiva“ hörst Du wahrscheinlich eher bei Deiner Ärztin oder bei Deinem Arzt als medizinischen Fachbegriff – selbst benutzen wirst Du ihn wahrscheinlich nicht. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden eher Begriffe wie „Verhütungsmittel“ oder spezifische Bezeichnungen wie „die Pille“, „Kondom“ oder „Spirale“ verwendet.
Und damit haben wir eigentlich schon direkt die Erklärung geliefert: Kontrazeptiva sind Methoden oder Mittel, die eine ungewollte Schwangerschaft verhindern sollen. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen: „contra“ bedeutet „gegen“ und „conceptio“ „Empfängnis“. In der Einzahl spricht man übrigens vom Kontrazeptivum.
Kontrazeptiva wirken auf unterschiedliche Weise – manche bilden eine physische Barriere, andere verändern den Hormonhaushalt oder beeinflussen die Beweglichkeit der Spermien. In diesem Artikel erhältst Du nicht nur Beispiele für Kontrazeptiva, wir erklären Dir auch, wie sie wirken.
# Geschichtsstunde
Gebumst wird schon lange. Deswegen reicht auch die Geschichte der Kontrazeptiva weit zurück. Bereits im alten Ägypten wurden verschiedene Methoden zur Empfängnisverhütung angewendet. Die moderne Verhütung, wie wir sie heute kennen, begann jedoch erst in den 1960er Jahren mit der Einführung des ersten hormonellen Kontrazeptivums, der Pille. Seitdem hat sich die Forschung kontinuierlich weiterentwickelt und immer mehr neue, sicherere und verträglichere Methoden hervorgebracht.
Wie funktionieren Kontrazeptiva?
Kontrazeptivum ist nicht gleich Kontrazeptivum: Um eine Schwangerschaft zu verhüten, gibt es verschiedene Wege. Die Vielfalt an Verhütungsmethoden wirkt vielleicht zunächst überwältigend, aber keine Sorge, Du verschaffst Dir schnell einen Überblick. Wir helfen Dir dabei:
Barrieremethoden
Sogenannte „Barrieremethoden“ gehören zu den ältesten Formen der Verhütung und funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Sie errichten eine physische Barriere, die verhindert, dass Spermien auf die Eizelle treffen können. Zu den bekanntesten Kontrazeptiva dieser Kategorie zählen:
Hormonelle Kontrazeptiva
Kontrazeptiva, die durch Hormone eine Schwangerschaft verhindern, gehören zu den am häufigsten verwendeten Verhütungsmethoden. Sie enthalten künstliche Hormone – meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen oder nur Gestagen – und wirken auf verschiedene Weise:
Zu den bekanntesten oralen Kontrazeptiva gehört die Antibabypille, die täglich eingenommen werden muss. Es gibt verschiedene Pillentypen:
Neben oralen Kontrazeptiva gibt es weitere hormonelle Verhütungsmethoden wie:
# Schon gewusst?
Die Kombination aus Kondom und hormoneller Verhütung bietet eine theoretische Sicherheit von nahezu 100 %. Bei korrekter Anwendung beider Methoden liegt die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft bei unter 0,01 %.
Parenterale Kontrazeptiva
Unter parenteralen (nicht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommene) Kontrazeptiva versteht man langfristige Verhütungsmethoden, die im Körper platziert werden und über einen längeren Zeitraum wirken. Sie sind besonders für Frauen geeignet, die eine zuverlässige Verhütung wünschen, ohne täglich daran denken zu müssen.
Spermizide
Spermizide sind chemische Substanzen, die die Beweglichkeit der Spermien einschränken oder sie abtöten. Sie gehören zu den weniger verbreiteten Kontrazeptiva und werden in verschiedenen Formen angeboten:
Diese Mittel werden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt und bilden dort einen Film, der für Spermien tödlich ist. Spermizide allein bieten keinen zuverlässigen Schutz vor einer Schwangerschaft. Ihre Sicherheit erhöht sich deutlich, wenn Du sie in Kombination mit einer Barrieremethode wie dem Diaphragma verwendest.
Natürliche Methoden
Verhüten geht auch ganz ohne Einnahme von Mitteln. Bei den natürlichen Methoden der Empfängnisverhütung beobachtest Du Deinen Zyklus, um Deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage zu kennen. An fruchtbaren Tagen verhütest Du entweder (etwa mit einem Kondom) oder verzichtest auf penetrativen Sex.
Sterilisation
Die Sterilisation ist eine Entscheidung für immer und daher nur für Menschen geeignet, die sicher keine (weiteren) Kinder wollen.
Kontrazeptiva: Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden
Jede Methoden zur Schwangerschaftsverhütung hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, unterschiedliche Anwendungsweisen und Sicherheitsgrade. Welches Verhütungsmittel am besten zu Dir passt, hängt von vielen persönlichen Faktoren ab – von Deinem Alter und Gesundheitszustand hin zu Deinen individuellen Präferenzen und Lebensumständen. Ein gesunder Mix aus Eigeninformation und ärztlicher Beratung ist hier der beste Weg. Auch der Austausch mit Deinem:Deiner Partner:in und Freund:innen ist hilfreich.
Der Vorteil von Barrieremethoden: Sie sind hormonfrei, spontan und einfach anzuwenden – mit ein bisschen Übung gelingt die korrekte Anwendung leicht. Mit barrierefreien Methoden musst Du Dir nur Gedanken über Verhütung machen, wenn es zur Sache geht – viele empfinden das als Vorteil. Andere wiederum stört die Unterbrechung beim Liebesspiel. Da Kondome und Femidome vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen, sind sie aber zumindest bei One-Night-Stands Pflicht.
Hormonelle Kontrazeptiva bieten einen sehr hohen Schutz vor einer Schwangerschaft, können aber mit Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen oder Gewichtszunahme einhergehen. Zudem erhöhen sie bei manchen Frauen das Risiko für Thrombosen und schützen grundsätzlich nicht vor Geschlechtskrankheiten.
Hormonspirale, Kupferspirale und Co. bieten einen sehr hohen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft und sind besonders praktisch, da Du nichts regelmäßig einnehmen musst. Allerdings können auch hier Nebenwirkungen auftreten, und das Einsetzen und Entfernen muss durch medizinisches Fachpersonal erfolgen.
Spermizide sind hormonfrei, rezeptfrei und spontan anwendbar, aber allein angewendet wenig zuverlässig. Sie verursachen manchmal Hautreizungen und müssen vor jedem Geschlechtsverkehr neu eingeführt werden. Sie können auch das natürliche Scheidenmilieu beeinträchtigen und bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Natürliche Methoden sind kostenfrei, hormonfrei und fördern das Körperbewusstsein, aber sie sind auch relativ unsicher. Sie erfordern viel Disziplin, einen regelmäßigen Zyklus und bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Ist Dein Zyklus unregelmäßig, kannst Du diese Methoden auch knicken.
Sterilisation beim Mann oder der Frau ist eine sehr sichere Verhütungsmethode, aber auch eine sehr extreme. Pros sind: kein regelmäßiger Verhütungsaufwand und keine hormonellen Nebenwirkungen. Mögliche Cons: In den meisten Fällen sind Sterilisationen dauerhaft und nicht rückgängig zu machen und mit operativen Risiken verbunden. Empfiehlt sich wirklich nur bei definitiv abgeschlossener Familienplanung.
Pearl-Index der einzelnen Kontrazeptiva
Der Pearl-Index ist eine Maßzahl, die die Sicherheit von Verhütungsmethoden angibt. Er beschreibt, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden, obwohl sie mit der jeweiligen Methode verhüten. Je niedriger der Wert, desto sicherer ist die Methode.
Hier eine Übersicht über den Pearl-Index verschiedener Kontrazeptiva:
Kontrazeptiva kombinieren – geht das?
Ja, verschiedene Kontrazeptiva können miteinander kombiniert werden, um die Sicherheit zu erhöhen oder zusätzlichen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu bieten. Besonders sinnvolle Kombinationen sind:
Es gibt jedoch auch Paarungen, die nicht sinnvoll sind:
Fazit: Finde das passende Kontrazeptivum für Dich
Wir finden: Es ist richtig toll, dass es so viele Kontrazeptiva gibt! (Vielleicht kommt sogar endlich auch mal die Pille für den Mann?) Doch damit hast Du natürlich auch ein bisschen die Qual der Wahl. Von hormonellen Methoden wie der Pille über Barrieremethoden wie das Kondom hin zu Langzeitlösungen wie der Spirale – jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass Du Dich umfassend informierst und gemeinsam mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin die für Dich passende Lösung findest. Denn nur eine Verhütungsmethode, die zu Deinem Lebensstil und Deinen Bedürfnissen passt, kann auch langfristig wirken.