Babyöl als Gleitgel verwenden
Es kursieren zahlreiche Tipps darüber, welche Hausmittel sich als Ersatz für Gleitgel eignen. Während manche sich als praktisch erweisen können, eignen sich andere Produkte eher weniger gut als Gleitmittel. Babyöl nutzen viele als Alternative zum Gleitgel – doch ist das wirklich so eine gute Idee?
Babyöl als Gleitgel verwenden – hopp oder top?
Produkte, die speziell für die empfindliche Haut von Neugeborenen entwickelt wurden, sind oft sehr sanft und haben nur wenig potenziell reizende Inhaltsstoffe. Das macht sie insgesamt gut verträglich, sodass auch die Haut der Eltern von Babypflegeprodukten profitieren kann. In der Regel enthalten Babyöle kaum Duftstoffe und keinen Alkohol. Sie sind als pH-hautneutral ausgewiesen und eignen sich nur für die äußere Anwendung.
Bei einem pH-Wert von 5,5 spricht man von „pH-hautneutral“. Der pH-Wert der Vagina beträgt bei gesunden Frauen zwischen 4 und 4,5. Das Scheidenmilieu ist also etwas saurer als der pH-Wert der Haut. Wichtig ist, dass der pH-Wert der Vagina sich nicht massiv verändert, da es sonst zu Infektionen kommen kann. Leichte Schwankungen sind jedoch normal.
Babyöl mit seinem pH-Wert von 5,5 kann die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen. Das kann Schmerzen, Juckreiz und Pilzinfektionen zur Folge haben. Babyöl als Gleitgel verwenden ist also ist also keine gute Idee.
Welche Produkte eignen sich als Ersatz für Gleitgel?
#1: Aloe Vera
Aloe Vera ist ein beliebter Inhaltstoff in Gleitgelen. Die Anwendung ist also unbedenklich. Reines Aloe Vera Gel pflegt und reizt die Haut nicht. Bei Produkten aus der Drogerie oder Apotheke solltest Du jedoch darauf achten, dass keine Duftstoffe enthalten sind.
#2: Vaginalcremes
Wenn Du unter Scheidentrockenheit leidest, verschreibt Dein Gynäkologe Dir unter Umständen eine Vaginalcreme. Diese ist natürlich für die Anwendung in der Vagina geeignet und hat gleitende Eigenschaften. Du kannst sie also als Ersatz für Gleitgel verwenden. Achte aber darauf, dass das Produkt für die Verwendung mit Kondomen zugelassen ist, falls Du so verhütest. Sonst kann es passieren, dass die Inhaltsstoffe der Creme das Kondom angreifen.
#3: Spucke
Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt! Spucke eignet sich überraschend gut als Gleitgel. Perfekt, wenn es mal schnell gehen muss. Großes Plus: Dieses Hausmittel haben wir nun wirklich alle immer parat.
#4: Kokosöl
Unter den klassischen Ölen und Fetten aus der Küche ist Kokosöl am besten für die innere Anwendung geeignet. Achte darauf, reines Bio-Kokosöl ohne Zusätze zu verwenden. Außerdem darfst Du Öle (oder ölhaltige Gleitgele) niemals zusammen mit Kondomen verwenden. Das Fett greift die Latexschicht an und macht sie porös, sodass das Kondom reißen kann.
Babyöl als Gleitgel verwenden – erst schön, dann unangenehm
Wenn Du Babyöl als Gleitmittel nutzt, wirst Du zunächst positiv überrascht werden: Das Öl hat eine gute Gleitfähigkeit. Der Sex wird also tendenziell sehr angenehm mit diesem Hausmittelchen. Doch nach dem Sex folgt die böse Überraschung: Juckreiz und Brennen können die Folge sein – gar nicht schön. Es ist, wie es ist: Babyöl ist kein Gleitgel! Das Öl kann die empfindliche Haut im inneren Vaginalbereich reizen und die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen – der perfekte Nährboden für Pilzinfektionen.
Babyöl als Gleitgel verwenden birgt noch ein weiteres Risiko: Kondome und Öl vertragen sich nicht. Ähnlich wie beim Kokosöl, kann Babyöl die Oberfläche des Kondoms porös machen, sodass das es unter Umständen reißt und keinen sicheren Schutz mehr vor einer Schwangerschaft oder sexuell übertragbaren Infektionen bietet – ein Risiko, auf das wir gerne verzichten. Da ist es doch entschieden besser, die Sache mit dem Babyöl sein zu lassen und ein Gleitgel zu kaufen, nicht wahr?