Was bedeutet Transsexualität?
Transsexualität und transsexuell sind Begriffe, die in den letzten Jahrzehnten am häufigsten in den Medien verwendet wurden, wenn es um trans* Personen ging. Wir erklären Euch, was genau es damit auf sich hat.
Was genau steckt hinter Transsexualität?
Für viele bedeutet Transsexualität, dass jemand sein Geschlecht wechselt. Zum Beispiel: jemand, der früher ein Mann war, wird zu einer Frau. Das ist allerdings eine zu stark vereinfachte Herangehensweise. Beim Oberbegriff Transgender haben wir bereits erklärt, was die Grundlage ist: bei der Geburt wird uns ein bestimmtes Geschlecht zugewiesen. Das passiert auf Grundlage unserer äußeren Geschlechtsmerkmale. Es gilt: wer eine Vulva hat, ist ein Mädchen und wer einen Penis hat, ist ein Junge. Trans* Menschen fühlen sich, wenn sie heranwachsen, allerdings nicht wohl mit diesem zugewiesenem Geschlecht.
Transidentität besteht schon im Kindesalter
Viele sind sich schon im Kindesalter bewusst, dass sie eher das Gegenteil, oder zumindest eine Diskrepanz zum bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht, empfinden. Manche Kinder äußern das auch schon sehr früh. Richtig schwierig wird es allerdings, wenn die Pubertät einsetzt. In dieser Phase entwickeln sich weitere Geschlechtsmerkmale wie Stimmbruch, Bartwuchs oder das Wachstum der Brust. Für viele trans* Menschen beginnt hier eine sehr traumatisierende Erfahrung. Der Körper verändert sich in eine falsche Richtung und man fühlt sich immer fremder in der eigenen Haut. Wenn die Person sich dann outet, kann sie verschiedene Schritte in Angriff nehmen, um die Äußerlichkeiten dem inneren Empfinden anzupassen. Diese Phase bezeichnet man als Transition.
Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um eine „Geschlechtsumwandlung“ handelt. Denn der Körper und auch das soziale Geschlecht werden an die eigene Geschlechtsidentität angepasst. Man spricht also deshalb auch nicht mehr vom „umoperieren“, sondern von geschlechtsangleichenden Operationen. Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass der Begriff Transsexualität veraltet ist. Denn es geht hierbei nicht um die sexuelle Orientierung, wie bei Heterosexualität oder Homosexualität, sondern um die geschlechtliche Identität. Deshalb benutzt man heute den Begriff Transidentität. Oder am einfachsten trans*. Somit gibt es trans* Frauen und trans* Männer oder trans* Menschen. Das Sternchen steht in diesem Falle im übrigen dafür, dass jede Person ihr Transsein unterschiedlich definiert, denn nicht alle trans* Personen sind gleich.
Wie können Menschen ihr Geschlecht angleichen lassen?
Es gibt die Möglichkeit, seinen Namen und seinen Geschlechtseintrag in verschiedenen Dokumenten zu ändern, beispielsweise im Personalausweis oder auch in der Geburtsurkunde. In Deutschland regelt das sogenannte Transsexuellengesetz diesen Prozess. Dabei muss man ein Verfahren beim Gericht durchlaufen. Man ist verpflichtet, zwei Gutachten von zwei unterschiedlichen, unabhängigen Psycholog:innen einzureichen, die bestätigen, dass die Person
trans* ist. Dann entscheidet das Gericht, ob dem Antrag zugestimmt wird. Die Kosten, etwa 1000-2000 Euro, muss die Person selbst tragen. Die trans* Community arbeitet schon lang daran, dieses Gesetz zu reformieren oder sogar ganz abzuschaffen. Denn neben den Kosten sind auch die Begutachtungen ein großes Problem. Viele empfinden es als entwürdigend, einem:einer fremden Arzt:Ärztin intime Fragen zu ihrer geschlechtlichen Identität zu beantworten.
Transsexualität: Die körperliche Angleichung
Neben der Änderung des Namens und des Geschlechtseintrages kann der Körper medizinisch verändert werden. Man kann sich Hormone verschreiben lassen. Bei trans* Männern führt das zum Stimmbruch und zum Bartwuchs. Bei trans* Frauen lässt dagegen das Wachstum der Körperbehaarung nach und es können Brüste wachsen. Leider geht die Gesichtsbehaarung bei trans* Frauen durch eine Hormontherapie nicht zurück. Diese muss entweder mit einer Laserbehandlung oder auch einer Nadelepilation entfernt werden. Bei der Nadelepilation wird eine Nadel in den Haarkanal eingeführt und die Haarwurzel mit Hitze verödet. Bei trans* Frauen verändert sich auch die Stimme nicht durch Hormone, Eine „weiblichere“ Stimme kann man mit einer logopädischen Therapie trainieren. Die Hormone bezahlt in der Regel die Krankenkasse; Lasern, Nadelepilation und Stimmtherapie meist nicht.
Welche Operationen gibt es?
Dann gibt es noch Operationen. Trans Männer können sich die Brüste entfernen lassen und trans* Frauen Implantate einsetzen lassen. Die Entfernung der Brüste bezahlt die Krankenkasse, Implantate meist nicht.
Die Operation im Genitalbereich wird bezahlt und ist sehr unterschiedlich für trans* Männer und trans* Frauen. Insbesondere die Operationsmethoden für trans* Frauen sind schon sehr weit entwickelt. Hierbei wird der Penis nicht wie oft fälschlicherweise angenommen abgetrennt, sondern nach innen gestülpt und aus der Eichel eine Klitoris geformt. Bei trans* Männern ist das Prozedere sehr schwierig, denn bisher ist es nicht möglich, einen Penis einfach nachzubilden. Meist wird die oberste Hautschicht vom Unterarm entfernt. Diese wird zu einem Penis geformt, in den eine Penisprothese eingesetzt wird – ebenso wie bei Männern mit Impotenz. Das Ganze wird dann mit dem Urinkanal und über der Klitoris verbunden. Das Ergebnis kann sehr realistisch aussehen. Um eine Erektion zu bekommen, muss man die Prothese jedoch aufpumpen. Bei beiden Techniken bleibt die Orgasmusfähigkeit erhalten. Meist reicht jedoch nicht nur eine Operation, um ein zufriedenstellendes Endergebnis zu erreichen.
Welche prominenten Personen sind trans*?
# Über die Autorin
Kaey ist Journalistin, Sängerin, Moderatorin und Schauspielerin und schreibt als EIS-Expertin über Themen in den Bereichen Transgender und Queerness. Mehr über Kaey erfahrt Ihr hier.