Rubensfrau
Body Positivity aus dem 17. Jahrhundert
Eine schlanke Figur mit großen Brüsten und einem einigermaßen ausgeprägten Po gilt nach wie vor als gängiges weibliches Schönheitsideal. Nicht wenige Frauen orientieren sich an diesem in der Öffentlichkeit propagierten Bild und versuchen, diesem Ideal durch Diäten, Sport und Selbstdisziplin gerecht zu werden. Aber war das schon immer so?
Tatsächlich nicht: Frauen mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen wurden vor ein paar hundert Jahren als äußerst attraktiv empfunden. Sie waren nicht nur sehr verführerisch für einen Großteil der Männer, sondern galten auch als Inbegriff von Gebärfreudigkeit.
In diesem Kontext fällt oft der Ausdruck „Rubensfrau“. Woher genau das Wort stammt und was es damit genau auf sich hat, erklären wir Euch jetzt!
Was ist eine Rubensfrau?
Auch heute hört man oft die Bezeichnung Rubensfrau, wenn eine Frau eine üppigere Figur hat.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der Kunstgeschichte: Der flämische Maler Peter Paul Rubens malte im 17. Jahrhundert viele Gemälde, auf denen Frauen mit rundlicher Figur zu sehen sind – inklusive Bauchfalten und Cellulite. Die Rubensfrauen hatten meist mit ihren breiten Pos, Hüften und Oberschenkeln, aber verhältnismäßig kleinen Brüsten, eine sehr spezielle Figur.
Rubens war aber nicht der einzige Maler, der solche Werke erschuf. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass diese Rubensfigur tatsächlich dem damaligen Schönheitsideal entsprach. Warum sich das so sehr von unserem heutigen Schönheitsideal unterscheidet? Nun ja, fülligere Menschen galten damals – vor allem in Zeiten von Nahrungsmittelknappheit – als besonders wohlhabend. Und sie wurden tatsächlich als intelligenter wahrgenommen.
In einer Gesellschaft, in der es Nahrungsmittel im Überfluss gibt, ist dagegen eher die Person sexy, die sich disziplinieren kann und sich gesund ernährt.
# Interessant
In der Barockzeit stellten Maler wie Rubens Frauen mit üppigen Rundungen dar. Etwas später, in der Zeit des Rokoko, bildeten die Künstler sogar noch deutlich fülligere Frauen ab.
Gilt eine Rubensfrau auch heute noch als sexy?
Auch wenn heute eher schlanke Menschen dem Schönheitsideal entsprechen, die Fakten sprechen für die Rubensfrau. Sieht man sich die Aufrufe auf den Internetseiten mit erotischen Inhalten an, so sind molligere Frauen ganz vorne mit dabei, nicht umsonst gibt es die Pornokategorie BBW (Big Beautiful Woman). Hört man sich einmal unter Sexarbeiterinnen um, so erzielen fülligere Frauen auch dort deutlich mehr Umsatz. Nicht großartig anders sieht es auf den Dating-Plattformen aus, auch dort finden Frauen mit weiblichen Rundungen großen Anklang.
Das zeigt, dass einige Männer beim Sex zwar durchaus etwas mehr Leibesfülle präferieren, aber in der Öffentlichkeit leider nicht dazu stehen – was wiederum an unserem Schönheitsideal liegt.
# Fun Fact
Studien haben außerdem noch etwas ganz Interessantes zutage gefördert. Männer, die unter geistigem und körperlichem Stress stehen, bevorzugen fülligere Frauen. Forscher gehen davon aus, dass Männer in Situationen der Bedrohung eher eine Partnerin brauchen, die erfahren und reif ist und diese Attribute lassen bringen viele mit einem fülligeren Körper in Verbindung.
Die Rubensfrau 2.0
Glücklicherweise haben wir in den letzten Jahren angefangen, im Rahmen der Body-Positivity-Bewegung, auch fülligere Körperformen zu feiern – Rubensfrauen findet man heute auch in Filmen, Fernsehserien und auf Social Media. Ebenso wird heute das sogenannte Fat Shaming, die gesellschaftliche Diskriminierung von übergewichtigen Menschen, zunehmend kritisiert.
Wir finden: Sehr gut, denn jede Frau, ob Rubensfrau oder nicht, und jede Person sollte sich wohl und glücklich in ihrem Körper fühlen! Every body is beautiful 😊