Pearl-Index
Wie sicher sind Verhütungsmethoden?
Beim Sex möchte man sich für gewöhnlich vollkommen gehen lassen. Daher ist es wichtig, dass Du Dich zusammen mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin im Voraus gut um die Verhütung zu kümmerst, wenn Ihr eine Schwangerschaft vermeiden wollt.
Die Suche nach dem richtigen Verhütungsmittel ist manchmal gar nicht so leicht, denn heutzutage gibt es jede Menge verschiedener Verhütungsmethoden. Hier stößt Du unweigerlich auf den Begriff „Pearl-Index“. Ein wichtiger Wert, den Du kennen und beachten solltest, bevor Du Dich für ein Verhütungsmittel entscheidest.
Was ist der Pearl-Index?
Der Pearl-Index ist nach dem US-amerikanischen Biologen Raymond Pearl benannt. Dieser führte den Pearl-Index im Jahr 1933 ein, welcher die Wirksamkeit eines Verhütungsmittels angibt. Ganz genau gesagt gibt der Pearl-Index an, wie viele von 100 Frauen bei der Nutzung des jeweiligen Verhütungsmittels im Zeitraum von einem Jahr schwanger werden.
Ein Pearl-Index von 1 bedeutet also, dass eine von 100 Frauen schwanger wird, wenn diese ein Jahr lang mit dieser Methode verhütet hat. Wenn Du auf der Suche nach einem geeigneten Verhütungsmittel bist, solltest Du diesen Wert daher auf jeden Fall beachten und eine Methode mit einem niedrigen Pearl-Index bevorzugen.
Welchen Pearl-Index haben die gängigsten Verhütungsmittel?
Pearl-Index der einzelnen Verhütungsmethoden
Ein Verhütungsmittel ist umso sicherer, je kleiner der Pearl-Index ist. Prinzipiell gilt, dass hormonelle Verhütungsmittel zu den sichersten Mitteln gehören. Doch welchen Pearl-Index haben die gängigsten Methoden denn nun?
#1: Antibabypille = 0,1 - 0,9
Die Pille ist sehr beliebt bei jungen Frauen. Viele Mädchen lassen sich bereits zu Beginn der Pubertät die Anti-Baby-Pille verschreiben, da sie viele positive Nebeneffekte verspricht. So soll Akne zurückgehen, die Abbruchsblutung kommt regelmäßig und Gewichtsprobleme sollen der Vergangenheit angehören.
Die Pille wirkt auf hormoneller Basis. In der Regel sind zwei verschiedene Hormone enthalten: Gestagen und Östrogen. Sie unterdrücken den Eisprung, machen die Gebärmutter spermien-unfreundlich und verhindern so eine Schwangerschaft. Allerdings greifen die Hormone eben auch in den natürlichen Hormonhaushalt der Frau ein. Depressionen, eine schlechte Libido und Thrombosen können Nebenwirkungen der Pille sein.
Die Pille hat einen Pearl-Index von 0,2 bis 0,9. Das heißt, dass von 1.000 Frauen, die ein Jahr lang ausschließlich mit der Pille verhüten, im Durchschnitt zwei bis neun schwanger werden. Die Pille gilt somit als zuverlässiges Verhütungsmittel. Damit sie auch sicher wirkt ist, muss die Pille jeden Tag zur gleichen Zeit eingenommen werden. Je nach Modell ist eine Abweichung von drei bis zwölf Stunden unproblematisch. Manche Pillen werden durchweg 28 Tage genommen, andere nur 21 Tage mit 7 Tagen Pause. Hier solltest Du im Vorfeld den Beipackzettel Deiner Pille sehr genau lesen, um keine Fehler zu machen und Dich mit dem ärztlichen Fachpersonal Deines Vertrauens besprechen.
Wichtig für die richtige Wirkung ist auch, dass keine anderen Medikamente wie Antibiotika eingenommen werden. Diese können die Wirkung der Pille beeinträchtigen. Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls Faktoren, die die Wirkung verschlechtern können.
#2 Vasektomie = 0,1
Bei der Vasektomie handelt es sich um eine hormonelle Verhütungsmethode für den Mann. Mit einem Pearl-Index von 0,1 erweist sich diese Methode als sehr sicher.
#3 Sterilisation der Frau = 0,1 - 0,3
Ebenfalls ein äußerst effektiver Weg beim Sex zu verhüten ist durch die weibliche Sterilisation. Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,3 kannst Du Dir also sicher sein, so keine ungewollte Schwangerschaft davon zu tragen.
#4 Kupferspirale = 0,3 - 0,8
Die Kupferspirale gehört zu den sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Mit einem Pearl-Index von 0,3 – 0,8 werden somit nur zwei bis fünf Frauen von 1000 Frauen, die die Spirale als Verhütungsmittel nutzen innerhalb eines Jahres schwanger. Die Spirale wird vor allem bei jungen Frauen immer beliebter. Noch sicherer sind die Kupferkette mit einem Pearl-Index von 0,1 – 0,5 und Hormonspirale mit 0,16.
#5 Kondom = 2 - 12
Das Kondom ist mit einem Pearl-Index von 2 bis 12 auf den ersten Blick nicht so sicher, wie Du vielleicht vermutet hättest. In Prozent ausgedrückt heißt es, dass Kondome eine Sicherheit von 88 – 98 % aufweisen, wenn es um die Verhütung von Schwangerschaften geht. Die Prozentzahl klingt im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln wie der Pille erstmal wenig sicher. Allerdings sollte man immer berücksichtigen, dass das Kondom nur dann maximale Sicherheit gewähren kann, wenn es richtig angewandt wird. Durch Anwendungsfehler kommt es häufiger zu Sicherheitsmängeln und zu ungewollten Schwangerschaften.
Dafür schützt das Kondom auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten und ist daher als Verhütungsmethode sehr gut geeinigt. Vor allem bei einem One-Night-Stand solltet Ihr beim Sex ein Kondom verwenden – ganz unabhängig davon, ob Ihr zusätzlich ein anderes Verhütungsmittel benutzt. Die große Varianz ist hierbei vor allem auch auf die Anwendung zurückzuführen. Bei der korrekten Nutzung eines Kondoms kannst Du mit dem niedrigeren Wert rechnen.
Kondome werden aus Latex hergestellt, für Allergiker gibt es zudem latexfreie Varianten. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, Farben, Geschmacksrichtungen und mit Zusatzeffekten wie Noppen oder Rillen. Sie werden über das erigierte Glied gezogen und schützen dann sicher vor Schwangerschaft oder Ansteckung.
Manche Männer behaupten, Kondome würden ihnen nicht passen. Angeblich sind sie zu eng oder schneiden ein, und deshalb würden sie es lieber „ohne“ machen wollen. Auf diesen Unsinn bitte nicht eingehen: Da es Kondome in vielen Größen gibt, findet jeder noch so große (oder kleine) Penis sein perfektes Gummi! Auf Safer Sex muss wirklich niemand verzichten.
# Achtung
Der Coitus interruptus hat einen Pearl-Index von 4 bis 20 und liegt damit tatsächlich ungefähr im Bereich des Kondoms. Der Coitus interruptus ist dennoch nicht zu empfehlen. Lusttropfen sind zwar eine Art natürliches Gleitmittel, können aber auch Spermien enthalten und damit zu einer Schwangerschaft führen. Zudem bist Du damit nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten geschützt.
Weitere wichtige Verhütungsmittel und ihr Pearl-Index
Neben den oben fünf genannten Verhütungsmethoden gibt es mittlerweile noch weitaus mehr. Doch wie sieht der Pearl-Index bei diesen aus? Wir zeigen es dir, sortiert von hoch nach niedrig.
Hormonimplantant = Pearl-Index von 0 bis 0,08
Minipille = Pearl-Index von 0,5 bis 3
Hormonspirale = Pearl-Index von 0,16
Vaginalring (NuvaRing, GinoRing) = Pearl-Index von 0,5 bis 0,65
Diaphragma = Pearl-Index von 1 bis 20
Koitus interruptus = Pearl-Index von 4 bis 18
Femidom = Pearl-Index von 5 bis 25
Kalender Methode = Pearl-Index von 9
Keine Verhütung = Pearl-Index von 85
Wie Du siehst, gibt es auch bei den anderen Verhütungsmethoden einen großen Spielraum in Sachen Verhütung und deren Sicherheit. Wichtig ist nämlich vor allem, dass das Verhütungsmittel auch korrekt angewandt wird.
Kritik am Pearl-Index
#1 - Die Korrektheit der Anwendung
Der Pearl-Index wird häufig kritisiert. Denn die korrekte Anwendung des Verhütungsmittels ist wird hierbei nicht betrachtet. Der Pearl Index berücksichtigt die vergessene Einnahme der Pille also ebenso wenig wie ein gerissenes Kondom. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei der korrekten Anwendung des Verhütungsmittels in der Regel geringer als es der Pearl-Index angibt. Man unterscheidet daher auch zwischen der Methodensicherheit und Anwendungssicherheit beim Pearl-Index.
- Methodensicherheit: Schwangerschaft trotz korrekter Anwendung des Verhütungsmittels.
- Anwendungssicherheit: Anwendungsfehler werden berücksichtigt.
Methodensicherheit und Anwendungssicherheit weichen oft voneinander ab. Der Wert der Anwendungssicherheit wird normalerweise beim klassischen Pearl-Index angegeben.
#2 - Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs
Ein weiterer Kritikpunkt beim Pearl-Index ist die Tatsache, dass nicht auf die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs eingegangen wird. Ob Du im Jahr zweimal oder 250.mal Sex hast, spielt für die Berechnung des Pearl-Indexes keine Rolle. Doch je öfter Du Sex hast, desto wahrscheinlicher ist es natürlich, dass Du schwanger wirst.
Pille oder Kondom, was schützt besser?
Kondom oder Pille? Nun, im Gegensatz zum Kondom schützt die Pille nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen. Wenn Du also mit einer Person Sex hast, von der Du nicht weißt, ob sie gesund ist, solltet Ihr unbedingt ein Kondom benutzen. Die Pille wirkt außerdem auf hormoneller Basis. Deswegen gerät sie in den letzten Jahren immer mehr in Verruf. Immer mehr Frauen wechseln auf hormonfreie Verhütungsmittel, wie beispielsweise die Kupferspirale.
Die Pille bietet insgesamt einen sehr sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft. Kleine Anwendungsfehler sind hier weniger dramatisch als beim Kondom. Wenn Du bei Dir eine Schwangerschaft vermutest, wende Dich an eine gynäkologische Praxis oder hole Dir die Pille danach in der Apotheke. Wenn ein Kondom reißt, stellt Ihr das wahrscheinlich direkt nach dem Sex fest. Dann könnt Ihr ebenfalls die Pille danach besorgen. Bei Unsicherheit solltet Ihr Euch zusätzlich auf sexuell übertragbare Infektionen testen lassen.
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Pearl-Index hin oder her – trotzdem mit dem Kondom verhüten!
Wie wir schon festgestellt haben, ist der Pearl-Index für das Kondom nicht sicherlich niedrig. So schafft es das Kondom gerade mal auf Rang 5 der beliebtesten und sichersten Verhütungsmethoden. Dennoch heißt das nicht, dass Du beim Sex ausschließlich auf die anderen Verhütungsmittel setzten solltest, denn ein zusätzliches Kondom bietet immer etwas Sicherheit.
Korrekt angewendet schützt ein Kondom beim Sex nämlich auch vor schweren und sexuell übertragbaren Krankheiten, wie etwa:
So erhöhst Du die Sicherheit beim Sex mit dem Kondom
#1: Achtung für rissen im Kondom
Wenn Du das Kondom aus der Verpackung holst, musst Du vorsichtig vorgehen. Eine Schere, ein Messer oder spitze Fingernägel sollten keinesfalls in die Nähe der Verpackung kommen. Das Latex kann bereits einreißen, ohne dass Du es merkst. Daher öffne die Kondomverpackung immer an der perforierten Linie und behandle das Präservativ grundsätzlich eher sanft.
#2: Kondome nicht benutzen wenn sie das Haltbarkeitsdatum überschritten haben
Auch Kondome haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das überschritten werden kann. Wichtig ist, dass Du es nach diesem Zeitpunkt auch wirklich nicht mehr verwendest. In den meisten Drogerien und Apotheken kannst Du Kondome kaufen, die noch länger haltbar sind. Wenn Du aber den Kondomautomaten im Club benutzt, ist es fraglich, wann dieser zuletzt aufgefüllt wurde. Daher immer aufs Datum schauen, um Verhütungspannen zu vermeiden.
#3: Die Falsche Kondomgröße vermeiden
Oft unterschätzt ist die falsche Größe des Kondoms! Wenn Du einen großen Penis hast, Dein Gummi aber zu klein ist, kann durch den Druck das Kondom reißen. Auch umgekehrt, wenn Dein Penis schmaler oder dünner ist, kann ein zu großes Kondom unpassend sein. Die Gefahr, dass es abrutscht ist hoch. Es ist daher ratsam, den Penis einmal richtig zu messen und dann immer auf die passende Kondomgröße zurückzugreifen.
Ist das Kondom beim Sex doch gerissen gelten diese Tipps
#1: DIE PILLE DANACH
Zur Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft haben Frauen bis zu 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr die Möglichkeit, die Pille danach einzunehmen. Diese verhindert, dass eine befruchtungsfähige Eizelle tatsächlich befruchtet wird. Erhältlich ist die Pille danach rezeptfrei in Apotheken.
#2: INTIMBEREICH GRÜNDLICH REINIGEN
Wenn es zu einem gerissenen Kondom gekommen ist, solltest Du Deinen Intimbereich äußerlich gründlich mit Wasser abbrausen, um eine Übertragung von Bakterien weitgehend zu verhindern. Brause aber auf keinen Fall direkt in Deine Vagina oder Deinen Anus!
#3: DER GANG ZUM ARZT
Wenn sich bei Dir oder Deinem:r Sexpartner:in Symptome einer Geschlechtskrankheit zeigen, sollte der Gang zum Arzt auf keinen Fall rausgeschoben werden. Ist bekannt, dass Dein Partner mit dem HI-Virus infiziert ist, solltest Du sogar unmittelbar nach dem Sex zum Arzt gehen, da eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) die Übertragung möglicherweise noch verhindern kann. Doch auch wenn keine Geschlechtskrankheiten bekannt sind, ist es sinnvoll, wenn Du Dich testen lässt – vor allem, wenn Du mit einer unbekannten Person Sex hattest.
DIE DOS & DON'TS BEIM UMGANG MIT KONDOMEN
Fazit: So sicher ist der Pearl-Index
Es lässt sich also festhalten, dass der Pearl-Index zwar seine Schwächen in der Genauigkeit hat, Du diesen jedoch als wichtigen Indikator für die Wahl Deines Verhütungsmittels heranziehen kannst. Mit der richtigen Verhütung kannst Du Dich beim Sex dann viel leichter gehen lassen und brauchst Dir keine Gedanken mehr zu machen.
Übrigens: Auch wenn das Kondom im Pearl-Index nicht so gut abschneidet, wie manch andere Verhütungsmittel schützt es dennoch vor sexuell übertragbare Erkrankungen. Die Pille schützt zwar zuverlässig vor ungewollten Schwangerschaften, nicht aber vor einer Erkrankung. Wenn Ihr auf Nummer Sicher gehen wollt, solltet Ihr also am besten zwei Verhütungsmethoden – wie die Pille und Kondome – miteinander kombinieren.