Monogamie

Zunächst eine kleine Vokabellektion: Der Begriff Monogamie setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern für „allein“ (monos) und „Ehe“ (gamos) – bedeutet also „Alleinehe“. Gemeint ist damit eine Beziehungsform zwischen zwei Personen, bei der sich beide Partner:innen treu sind, sowohl emotional als auch sexuell. Oder einfach gesagt: Man ist nur mit einer Person zusammen, knutscht nur mit dieser Person, vergnügt sich nur mit dieser Person im Schlafzimmer, geht nur mit dieser Person zusammen zu Onkel Udos 80. Geburtstag und diskutiert nur mit dieser einen Person über das Netflix-Abendprogramm. 

In der westlichen Welt leben die meisten Paare in einer monogamen Beziehung, weltweit gibt es jedoch auch Gesellschaften, in denen Polygamie, das heißt Beziehungen mit mehreren Partnern, akzeptiert sind. In den letzten Jahrzehnten hat sich im Westen vor allem das Konzept der „seriellen Monogamie“ etabliert – die meisten von uns führen in ihrem Leben nacheinander mehrere monogame Beziehungen mit verschiedenen Partnern.

Eieiei, das ist schon eine sehr komplizierte Frage, die mehrere andere Fragen nach sich zieht, unter anderem, was eigentlich genau „natürlich“ bedeutet. Da einige von Euch sicher noch etwas auf dem Herd stehen haben und andere das Bad dringend mal wieder putzen müssen, versuchen wir mal, uns möglichst kurz zu halten.

Monogamie in der Tierwelt

Es gibt einige monogame Tiere. Das heißt, Männchen und Weibchen finden sich, paaren sich miteinander, ziehen gemeinsam die Jungtiere groß, gehen zusammen zu Onkel Udos 80. Geburtstag und diskutieren gemeinsam über das Netflix-Abendprogramm. Dazu zählen vor allem Vögel, unter anderem Schwäne, Störche und Pinguine.  

Und selbst wenn nicht alle Vögel ihr Leben lang mit nur einem anderen Vogel vögeln, sind 90% von ihnen trotzdem „sozial monogam“, das heißt, sie ziehen zumindest die Jungen gemeinsam auf. Sehr verantwortungsbewusst! 

Bei Säugetieren sieht es dagegen schon anders aus, nur ein winziger Teil (3-5%) der Tiere lebt monogam und die meisten davon ebenfalls nur sozial monogam. Falls bei „Säugetieren“ ein Glöckchen in Deinem Hirn gebimmelt hat – jep, zu diesen gehören wir ebenfalls (Mit „wir“ meinen wir Menschen. Wir heißen aber auch Echsen oder Hummer herzlich willkommen auf dem Blog.)  

Monogamie bei Menschen

Die meisten Forscher:innen gehen davon aus, dass die Partnerschaftsform der Monogamie eher ein Produkt unserer Kultur ist und sich in den Zeiten gefestigt hat, als wir Menschen sesshaft wurden. Klar, ist natürlich auch besser, genau zu wissen, bei wem man sich beschweren kann, wenn wieder mal jemand die Hüttentür offen gelassen hat. Und anschließen hat das Christentum die monogame Zweierbeziehung für unsere Kultur bis heute in Stein gemeißelt: Polygame Ehen sind in ganz Europa nicht erlaubt. 

Mmh, möglicherweise denkst Du jetzt gerade daran, wie viele Ehen mittlerweile geschieden werden und vielleicht hast Du auch schon mal gehört, dass wirklich ziemlich viele Leute fremdgehen? Funktioniert das Konzept Monogamie überhaupt noch? Sollte man heutzutage noch monogam leben??

„Hilfe, ich hab Monogamie“ – in den letzten Jahren ist das Beziehungskonzept Monogamie zunehmend in die Kritik geraten. Laut einigen Wissenschaftler:innen ist der Mensch einfach nicht dafür gemacht, für immer und ewig nur mit einer Person den horizontalen Mambo zu tanzen. Auch Themen wie offene Beziehungen oder ähnliche Formen der Partnerschaft sind mittlerweile kein Tabu mehr.  

Es spricht nichts dagegen, das eigene Beziehungsmodell ruhig auch mal zu hinterfragen: Warum beweist man seine Liebe eigentlich dadurch, dass man seine Sexualität mit nur einer Person auslebt? Ist das die höchste Form von Treue, die wir uns vorstellen können? Kann ich nicht eine Person lieben und trotzdem Sex mit anderen haben? Ist „für immer und ewig“ für mich überhaupt machbar? Ab und zu mal über Dinge zu sprechen, die wir als gottgegeben und selbstverständlich betrachten, ist vielleicht gar nicht schlecht.  

Am Ende läuft es aber darauf hinaus: Seid Ihr zufrieden mit dem Beziehungsmodell Monogamie? Falls ja, gibt es keinen Grund, etwas daran zu ändern. Und falls nicht, solltet Ihr vielleicht mal mit anderen Beziehungsformen flirten…

Selbst wenn Ihr die Monogamie für Euch nicht gleich über den Haufen werfen wollt, solltet Ihr mit Eurem:Eurer Partner:in mal über die Grenzen der Treue sprechen. Ist Fremdflirten für Euch okay? Vielleicht sogar Fremdknutschen? Ist es für Euch okay, die Beziehung zu öffnen und Sex mit anderen zu haben? 

Es gibt in Sachen Beziehung kein universales Richtig und Falsch, nur ein individuelles. Für Eure Beziehung ist es einfach nur wichtig, dass Ihr vorher klar absprecht, was erlaubt ist und was nicht.  

Und nicht vergessen: Ob Monogamie oder ein anderes Modell – Liebe kann es in jeder Beziehungsform geben. <3