Keuschhaltung
So schnell kommt hier keiner
BDSM ist eine komplexe Spielwiese der Dominanz und Unterwerfung: auch wenn Ihr häufig bestimmt zuerst an Fesselspiele oder Popo versohlen denkt, gibt eine riesige Bandbreite an Spielarten und Sexualpraktiken, mit denen Paare ihre Lust stillen. Heute widmen wir uns einer etwas unbekannteren Praktik, nämlich der Keuschhaltung, die sehr gerne von BDSM-Liebhabern praktiziert wird. Stell Dir vor, Du stehst kurz vorm Orgasmus und sehnst Dich nach dem erlösenden Moment, eine weitere Steigerung Deiner Lust geht einfach nicht mehr. Und dann weißt Du, egal was jetzt passiert, Du darfst einfach nicht kommen und das macht Euch beide noch mehr an. Denn das ist der Clou an Keuschhaltung, den Höhepunkt erreichst Du erstmal nicht. Aber es gibt einen Lichtblick, denn Du Glück hast, gönnt der Dom Dir am Ende doch noch die Erlösung. Warum das einen besonderen Reiz haben kann und wie Keuschhaltung praktiziert wird, erfährst Du jetzt.
Keuschhaltung, was ist das?
Bei der Keuschhaltung handelt es sich um eine Form der Orgasmuskontrolle. Der dominante Partner kontrolliert den devoten Part und verbietet ihm oder ihr einen Orgasmus. Der unterwürfige Part wird so lange extrem erregt, bis er kurz vor dem Höhepunkt steht und daraufhin werden die Handlungen eingestellt.
In der Regel kommt bei dieser Praktik ein Keuschheitsgürtel zum Einsatz. Für Männer gibt es spezielle Peniskäfige, um die Lust zu zügeln. Der Keuschheitskäfig soll vor allem verhindern, dass der oder die Sub sich durch Masturbation selbst Erleichterung verschafft.
Der dominierende Partner nimmt den Schlüssel an sich und schlüpft in die Rolle des Keyholders. Es gehört zum Spiel dazu, dass der devote Partner irgendwann förmlich darum bettelt, endlich erlöst zu werden. Vielleicht lässt sich der Dom dazu hinreißen, ihm nach geraumer Zeit diesen Wunsch zu erfüllen. Um sich gefällig zu zeigen, müssen manchmal diverse erniedrigende Aufgaben erledigt werden.
# Fact:
Keuschhaltung muss nicht nur einen Tag dauern. Manche Paare dehnen dieses Spiel auf mehrere Wochen oder Monate aus, was dann eine extreme Variante der Keuschhaltung darstellt.
Der Reiz der Keuschhaltung
Du fragst dich jetzt vielleicht, warum man den Orgasmus dermaßen unter Kontrolle hält? Es gibt viele Gründe, warum Paare solche Spiele lieben, am ehesten geht es dabei um den enormen Lustgewinn. Das mag im ersten Moment eher widersprüchlich klingen, denn schließlich wird ja die Lust im Zaum gehalten. Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass es im BDSM primär um Dominanz und Unterwerfung geht. Jemandem einen Orgasmus vorzuenthalten, ist in diesem Fall die ultimative Macht und um diesen zu betteln, die ultimative Unterwerfung. Wenn der Höhepunkt irgendwann zugelassen wird, fällt dieser übrigens noch wesentlich stärker aus, da das Hinauszögern zu intensiveren Orgasmen führt.
Für eine gewisse Zeitspanne keusch gehalten zu werden, gefällt vielen devot veranlagten Menschen.
Der Dom hält wortwörtlich den Schlüssel zur Lust und darf sich selbst nach Herzenslust befriedigen lassen. Subs lassen sich gerne beherrschen und lieben die Vorstellung, dass Sie sich nicht berühren dürfen und ein möglicher Höhepunkt dem Willen des Doms unterliegt. Das wiederum verstärkt das Verlangen danach ganz gewaltig.
Keuschhaltung „Light“
Irgendwie gefällt Dir der Gedanke daran, den Orgasmus hinauszuzögern aber das mit der Keuschhaltung ist Dir ein bisschen zu extrem? Vielleicht möchtest Du es ja mal mit einer abgeschwächten Variante probieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich durch sexuelle Abstinenz die Lust aufeinander steigern lässt, so dass Ihr am Ende sogar von intensiveren Orgasmen profitieren könnt.
Zumindest einem von Euch beiden sollte es aber gefallen, dem anderen komplett ausgeliefert zu sein und der andere Part sollte gerne die Führung übernehmen. Es ist wichtig, dass nichts aus Zwang und gegen den Willen des anderen passiert, sprecht Euch deshalb vorher gut ab.
Ihr könnt während des Liebesspiels einfach immer mal wieder mit dem aufhören, was Ihr gerade tut, wenn der andere kurz vorm Orgasmus steht und das ganze Spiel so weit treiben, wie es Euch Spaß macht.
Zusätzlich könnt Ihr auch ein kleines Rollenspiel daraus machen und Euch ein paar banale Gründe überlegen, warum der devote Partner eine Strafe verdient hat. Hat er vielleicht den Haushalt vernachlässigt, hatte er ein zu loses Mundwerk oder hat er Dich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt? Womöglich reicht es Euch für den Anfang, dass einer schwört, dass er sich in den nächsten Tagen und Wochen nicht selbstbefriedigen wird. Sollte Euch das zu harmlos sein, besorgt Euch vielleicht noch einen Keuschheitsgürtel.
Zu Beginn kann er lediglich für einen Tag getragen werden, das lässt sich dann später auf einige Tagen und Wochen ausdehnen - habt jedoch immer den Schlüssel griffbereit und öffnet das Schloss, sobald es der enthaltsamen Person keinen Spaß mehr macht.
Die Keuschhaltung kann auch für Einsteiger in die Welt des BDSM eine willkommene Abwechslung sein. Mit einer abgeschwächten Spielweise lässt sich neuer Schwung ins Sexleben bringen, sofern Ihr beide Dominanz und Unterwerfung etwas abgewinnen könnt.