Exhibitionist
Vom Wunsch nach Sex und Nacktheit in der Öffentlichkeit
Im Alltag verstehen wir unter Exhibitionismus etwas anderes als im Gesetz oder in der Psychotherapie. Die Gemeinsamkeit ist das Nacktsein oder das Sexuelle in der Öffentlichkeit, der Unterschied ist aber der Konsens aller beteiligten Personen. Wer sich selbst als Exhibitionist oder Exhibitionistin bezeichnet, meint damit oftmals, es zu genießen den eigenen Körper zu zeigen, möchte aber keine negativen Reaktionen provozieren.
Sex in der Öffentlichkeit
Viele Menschen fantasieren vom Sex an öffentlichen Orten – sei es Sex im Wald, ein Quickie im Aufzug oder sonst wo. Oft geht ein Nervenkitzel damit einher. Es ist ein Tabu, das gebrochen wird. Jederzeit könnte man erwischt und gesehen werden. Gleichzeitig vermischt sich die Hingabe zu den eigenen Gefühlen, das Überkochen der Gelüste. Man will sich nicht kontrollieren bis man zu Hause ist, sondern hier, jetzt und sofort loslegen. Was für die einen total erregend klingt, ist für die anderen totaler Stress! Studien zeigen, dass es wirklich mit der Persönlichkeit zusammenzuhängen scheint, ob man Sex in der Öffentlichkeit gut findet oder nicht. Menschen, die Nervenkitzel mögen und brauchen, die das Adrenalin mögen, berichten auch eher von sich, Exhibitionisten und Exhibitionistinnen zu sein oder zumindest von Sex in der Öffentlichkeit zu fantasieren.
Exhibitionismus als Fantasie: Nacktheit in der Öffentlichkeit
Eine andere Fantasie von Menschen, die sich als Exhibitionisten:Exhibitionistinnen bezeichnen, ist das Nacktsein in der Öffentlichkeit. Hier scheint es grob zwei Kategorien zu geben. Manche berichten davon, dass die Vorstellung, an einem öffentlichen Ort nackt zu sein, erregend wirkt – das kann die Sauna sein, eine Umkleidekabine oder ein öffentlicher Platz. Andere berichten davon, dass die Vorstellung vor einer bestimmten Gruppe nackt zu sein erregend wirkt. Hierzu gibt es auch ganze Pornofilme unter den Titeln „clothed male naked female (CMNF)“, „clothed male naked male (CMNM)“, „clothed female naked male (CFNM)“, „clothed female naked female (CFNF)”. Bestandteil dieser Filme und Fantasien ist oft, dass der eigene nackte Körper von der angezogenen Person oder den angezogenen Personen begutachtet und inspiziert wird. Man gibt (körperlich) alles von sich preis, zeigt sich somit verletzlich, während das Gegenüber nichts von sich preisgibt und ein Mysterium bleibt.
Für manche ist das Erregende auch eine Kombination beider Kategorien: Das die angezogene Person einen in der Öffentlichkeit nackt zeigt und vorführt. Hier kann sich eine Unterwürfigkeit bei der nackten Person mit hineinmischen. Man „muss“ alles zeigen und gegen die gesellschaftliche Konvention des bekleidet Seins verstoßen, während die andere Person dies nicht macht.
Eine Möglichkeit zum Ausprobieren: Sex- oder Fetischpartys
Im passenden Kontext und Rahmen kann man Sex und Nacktheit in der Öffentlichkeit ausleben. Während Sex in der Innenstadt als öffentliches Ärgernis zur Anzeige gebracht werden kann, ist es in einem Club, auf einer entsprechenden Party vielleicht reizvoll und bleibt ohne Konsequenzen. Gleiches gilt für Nacktheit. Wer an einer Sexparty teilnimmt, stimmt stillschweigend zu, dass er:sie nackte Menschen oder Menschen beim Sex sehen wird. Findet es vielleicht sogar erregend zuzuschauen. Wer also von sich sagt „Ich bin ein Exhibitionist“ oder „ich bin eine Exhibitionistin“, und das in einem alltagssprachlich-gesellschaftlichen Sinne wie hier beschrieben, meint: Schaut doch mal, ob und wo es in Eurer Nähe entsprechende Partys gibt. Vielleicht ist das ja genau Euer Ding!