Asexuell: Das musst Du über Asexualität wissen
Wir alle wissen, was Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität bedeutet. Männer und Frauen, die sich gegenseitig anziehen beziehungsweise ausziehen. Frauen und Frauen, die miteinander schlafen. Und Männer und Männer, die sich lieben.
Wenn es aber um den Begriff Asexualität geht, wissen viele auf einmal nicht mehr weiter. In diesem Artikel wollen wir deshalb erklären, was asexuelle Menschen ausmacht und wie sich Asexualität definiert.
Was ist Asexualität?
Asexualität bedeutet im Grunde erst einmal, dass ein Mensch keine sexuelle Lust verspürt und kein Verlangen hat, mit einer anderen Person zu schlafen. Asexualität bedeutet aber nicht, dass asexuelle Menschen keinen Sex haben, das können sie nämlich sehr wohl – nur, dass eben nicht die Lust oder das Verlangen danach vorhanden ist. Auch einen Orgasmus können asexuelle Menschen haben.
Grundsätzlich ekeln sich Asexuelle nicht vor Sex. Sie verspüren keine Abneigung und sie sind auch nicht verklemmt. Sie können Menschen schön finden, ja, sogar attraktiv. Sie haben aber einfach kein sexuelles Bedürfnis. Asexualität ist auch keine Störung und gehört zum Spektrum der menschlichen Sexualität. Asexuelle Menschen können wie alle anderen ein erfülltes und glückliches Leben führen – auch ohne Sex.
Woran merke ich, dass ich asexuell bin?
Es gibt verschiedene Tests im Internet, mit denen man sich selbst reflektieren und einschätzen kann, ob man zum asexuellen Spektrum gehört oder nicht. Fragen, die man sich selbst stellen kann, sind zum Beispiel solche:
Einige Asexuelle erleben ihre Jugend als verwirrend. Während die Freunde und Freundinnen ihre Sexualität entdecken, wissen sie selbst nicht so ganz, wo sie dazugehören und was mit ihnen los ist. Sie glauben, dass die sexuelle Lust noch kommt – aber sie kommt nicht. Und das ist absolut in Ordnung. Denn die eigentlichen Probleme, die Leiden erzeugen, sind Druck und Vorurteile von außen. Allerdings werden Asexualität und Luststörungen erst seit 2014 im diagnostischen Leitfaden psychischer Störungen unterschieden.
Wie funktioniert eine asexuelle Beziehung?
Natürlich kann sich auch eine asexuelle Person verlieben, solange sie nicht auch aromantisch ist. Dafür ist eine gute Kommunikation mit dem:der Partner:in wichtig. Wie gestalten wir unsere Beziehung und das Sexleben? Kann ich mir vorstellen, Sex zu haben, auch wenn ich nicht das Verlangen danach habe? Gibt es alternative Praktiken, die uns beiden Spaß machen?
Manche Asexuelle fühlen sich zum anderen Geschlecht hingezogen und wieder andere zum selben Geschlecht. Asexuelle beschreiben in Foren ihre Begeisterung und Verliebtheit in eine andere Person wie jede:r andere auch. Dass das sexuelle Verlangen fehlt, ist gar nicht schlimm – denn Beziehungen werden durch viel mehr bestimmt. Asexuelle Menschen können außerdem einen Kinderwunsch haben.
Ist mein:e Partner:in asexuell?
Diese Frage kann nur jeder Mensch für sich selbst beantworten. Allerdings kann es helfen, sich mit anderen auszutauschen. Dazu gibt es Foren wie “AVENde”, in denen User:innen Diskussionen eröffnen können, um Fragen zum Thema Asexualität zu klären. Auch der Austausch von Lebensgeschichten gehört dazu, um sich mit anderen zu identifizieren und verstanden zu fühlen.
Wie viele Menschen sind asexuell?
Es wird angenommen, dass etwa ein Prozent der Menschheit asexuell ist. Das soll der amerikanische Sexualforscher Anthony Bogaert herausgefunden haben. Außerdem sollen mehr Frauen als Männer asexuell sein. In einer Studie von Psychologen Guido Gebauer gaben 43 Prozent der Frauen an, dass sie sich als asexuell definieren. Unter den Männern waren es 26 Prozent.
# Über den Autor
Sebastian Goddemeier ist Autor, Journalist und Sprecher und EIS-Experte für queere Themen. Zum Autorenprofil.
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