Abstinenz
Das Konzept der Enthaltsamkeit
Die Abstinenz gibt es in vielen Bereichen, so auch in der Sexualität. Es wird, freiwillig oder unfreiwillig, für einen bestimmten Zeitraum auf sämtliche sexuellen Aktivitäten, inklusive Masturbation, verzichtet. Im Folgenden erfährst Du, warum Abstinenz auch ein Lustgewinn sein kann und welche weiteren Gründe zur sexuellen Enthaltsamkeit führen.
Abstinenz: Was ist das?
Um es kurz zu beantworten: Abstinenz bedeutet, dass ein Mensch für einen bestimmten Zeitraum oder unbegrenzt auf alle sexuellen Handlungen verzichtet. Dazu zählt die Masturbation ebenso wie das Liebesspiel mit anderen Personen.
Abstinenz wird sehr häufig in der BDSM-Szene als eine Form der sexuellen Folter genutzt: Der submissive Part erhält vom dominanten Part ein Verbot sich selbst zu berühren. Erst wenn gewisse Aufgaben erfüllt oder Strafen abgegolten wurden, wird die Abstinenz aufgehoben.
Doch es gibt weitere Gründe für sexuelle Enthaltsamkeit. Hierzu gehören religiöse Motive oder auch philosophische Überzeugungen.
Nicht immer kommt es freiwillig zur Abstinenz, auch bestimmte Lebensumstände können hierfür verantwortlich sein. Schwierigkeiten bei der Kontaktknüpfung, körperliche und geistige Erkrankungen oder auch soziale Isolation, beispielsweise durch Haftstrafen, können ursächlich für die gelebte Abstinenz sein.
Welche Folgen hat Abstinenz?
Wie schon erwähnt: Abstinenz kann mehrere Ursachen haben. Für die einen ist es ein erotischer Lustgewinn, für die anderen aber ein unfreiwilliger Zustand, der nach Möglichkeit so schnell wie möglich behoben werden sollte (so beispielsweise die Sicht der Incels). Doch was sind die körperlichen Folgen, wenn die sexuelle Lust nicht mehr gelebt werden kann oder darf? Denn Abstinenz bedeutet nicht, dass man gar keine sexuellen Bedürfnisse hat.
Eine mehrmonatige Enthaltsamkeit kann bei einem Mann dazu führen, dass die samen- und hormonbildenden Zellen im Inneren der Hoden schwächer werden und die Potenz nachlässt. Kommt es dann zu sexuellen Handlungen, kann zunächst eine vorübergehende Potenzschwäche bestehen. Die Zellenproduktion in den Hoden wird jedoch wieder aktiviert und die Potenz kehrt anschließend zurück.
Manche Frauen hingegen leiden nach einer längeren Phase der Abstinenz oft unter Lustlosigkeit und einem vorübergehenden Verlust der Libido. Auch kann es, wenn ein gewisser Punkt überschritten wurde, zu Schwierigkeiten beim Orgasmus führen. Diese Schwierigkeiten sind in der Regel vorübergehender Natur und werden behoben, wenn sexuelle Aktivitäten wieder regelmäßig ausgeführt werden und wenn auch psychisch wieder Lust vorhanden ist.
4 Gründe, warum Menschen sexuell abstinent sind
#1: Religiöse Gründe
Die freiwillig gelebte Abstinenz hat häufig religiöse Gründe. Hier ist das populärste Beispiel das Zölibat. Ein Mensch verspricht sich seiner Gottheit und verzichtet freiwillig auf sexuelle Handlungen an sich selbst und mit anderen Personen. Diese Vorgehensweise wird auch als Askese bezeichnet.
In einigen Religionen ist es zudem gewünscht, dass vor der Eheschließung auf sexuelle Handlungen verzichtet wird. Nach der Eheschließung ist der Geschlechtsverkehr dann zugelassen. Einige Jugendliche und junge Erwachsene leben diese Praxis freiwillig, da sie auf „die wahre Liebe“ warten möchten und somit auf den vorehelichen, sexuellen Akt verzichten.
#2: Medizinische Gründe
Zu einer unfreiwilligen Abstinenz kann es aufgrund medizinischer Umstände kommen. So müssen beispielsweise Frauen, bei denen es in der Schwangerschaft zu Komplikationen kommt, auf den Geschlechtsakt verzichten, um keine frühzeitigen Wehen auszulösen. Diese Enthaltsamkeit schließt allerdings Zärtlichkeiten und körperliche Nähe nicht mit ein.
Auch vor oder nach bestimmten Operationen, zum Beispiel wenn kürzlich eine Vorhautverengung (Phimose) operativ behandelt wurde, kann es unter gewissen Umständen angeraten sein, auf sexuelle Handlungen für einen gewissen Zeitraum zu verzichten. Dieser Zeitraum ist allerdings nur vorübergehend und daher für Betroffene oft gut zu überstehen.
#3: Sexuelle Folter im Rahmen von BDSM-Praktiken
In der BDSM-Szene wird Abstinenz vom dominanten Part zur Erziehung des submissiven Parts angewandt. Oft wird hier mit sogenannten „Keuschheitsgürteln“ gearbeitet, die sexuelle Handlungen am eigenen Körper unterbinden. Die geistige Lust ist in dieser Situation stark vorhanden, was die Enthaltsamkeit zu einer Art sexueller Folter macht.
Das Ziel ist es, den submissiven Part dadurch zu bestrafen und zu „quälen“ und dem dominanten Part die Kontrolle zu übertragen. Dieser entscheidet, wann sexuelle Handlungen wieder zulässig sind und in welchem Rahmen sie ausgeführt werden dürfen. Die Abstinenz ist in der BDSM-Szene auch ein gängiges Spiel zur Steigerung der Lust.
#4: Freiwilliger Verzicht für die Selbstentwicklung
Hast Du Dich schon mal gefragt, wer Du ganz ohne Dating und die damit verbundene Bestätigung wärst? Der boysober Trend wirft genau diese Fragen auf. Immer mehr Frauen entscheiden sich dabei freiwillig für einen Männerentzug, um toxische Datingmuster zu durchbrechen und zurück zu den eigenen Bedürfnissen zu finden.
Die wichtigsten Fakten zur Abstinenz in der Sexualität:
Die Gründe für die sexuelle Abstinenz sind also sehr unterschiedlich – Du entscheidest selbst, ob Du Dir nun auch mal den Keuschheitsgürtel anlegen (lassen) möchtest…