Blutet man beim ersten Mal Sex?

Was genau passiert eigentlich beim ersten Mal Sex? Für manche zählt das erste Mal erst, wenn ein Penis in eine Vagina eindringt – andere sagen schon nach dem ersten Blowjob oder dem ersten Mal fingern: „Ich bin keine Jungfrau mehr!“. 

Fakt ist: Sex bedeutet für jede:n etwas anderes. Ob es um Oralsex, Petting, Analsex oder klassischen Vaginalverkehr geht – die Definition liegt bei Dir. Besonders, wenn wir über queeren Sex sprechen, wird schnell klar, dass diese „Penis-in-Vagina“-Vorstellung viel zu kurz greift und vor allem auf heterosexuelle Paare zutrifft. Schließlich kommt ein Penis beim lesbischen Sex gar nicht vor und trotzdem sind nicht alle lesbische Frauen Ihr Leben lang Jungfrau. 

Dennoch spielt Penetration – egal ob mit einem Finger, einem Sextoy oder einem Penis – beim ersten Mal für viele Paare eine wichtige Rolle. Oft schwingt dabei auch Unsicherheit und Angst mit. Schließlich platzt dabei das Jungfernhäutchen und Blut läuft aus der Vagina, oder?

Schauen wir uns das mit dem Jungfernhäutchen mal genauer an. Eine Hautschicht, die die Vagina verschließt und beim ersten Mal durchstoßen werden muss, gibt es nämlich gar nicht. Sonst könnte man als Jungfrau ja auch keine Tampons benutzen und das Menstruationsblut hätte keinen Weg aus dem Körperinneren. Was ist das Jungfernhäutchen dann?

In der Medizin ist da Jungfernhäutchen als Hymen oder vaginale Korona bekannt. Es ist ein elastischer Schleimhautkranz, der unterschiedliche Formen haben kann – keine undurchlässige Hautschicht. Dieser Schleimhautring sitzt direkt am Eingang der Vagina, blockiert ihren Zugang aber nicht.

Das Hymen hat tatsächlich keinen Einfluss auf das erste Mal Sex, sondern ist lediglich ein Überbleibsel aus der Entwicklung des weiblichen Embryos im Mutterleib.

Etwa die Hälfte aller Mädchen und Frauen blutet beim ersten Mal Sex nicht. Trotzdem gibt es nach wie vor Kulturen und Bräuche, die ein blutiges Laken als Zeichen der Jungfräulichkeit ansehen – mit Teils gravierenden Folgen, für die Mädchen, die beim ersten Mal Sex nicht bluten. 

Und selbst wenn Du nach dem ersten Mal Sex Blut verlierst, handelt es sich dabei nicht um einen Blutschwall, der aus Dir läuft und die Laken tränkt, sondern vielmehr um eine leichte Blutung, die Dir vermutlich vor allem auf dem Klopapier oder in der Unterhose auffällt.

Aber Moment mal! Haben wir nicht gerade gesagt, dass beim Entjungfern kein Jungfernhäutchen durchstoßen werden muss? Warum blutetet es dann beim ersten Mal Sex?

Gründe fürs Bluten beim ersten Mal Sex sind tatsächlich vielfältiger als Du denkst und haben in aller Regel wenig mit dem Mythos gemeinsam, dass eine Haut, die die Vagina verschließt, durchstoßen werden muss. Folgende Ursachen können dazu führen, dass Du nach dem ersten Mal Vaginalsex blutest:

Kleine Verletzungen durch mangelnde Feuchtigkeit

Die Nummer eins Ursache für Bluten nach dem Sex sind kleine Verletzungen und Risse im Inneren der Vagina. Dazu kann es beispielsweise kommen, wenn nicht genug Feuchtigkeit im Spiel ist. Die Vagina produziert bei Erregung von sich aus Lubrikation. Allerdings reicht sie nicht immer aus um ein wortwörtlich reibungsloses Einführen eines Penis zu ermöglichen.

Gerade wenn Du beim ersten Mal Sex etwas unsicher und nervös bist, kann das dazu führen, dass Deine Vagina nicht feucht genug wird. Wenn der Penis dann trotzdem mit etwas mehr Kraft eingeführt wird, kann das zu viel Reibung führen, die wiederum dafür sorgen kann, dass kleine Blutgefäße platzen oder kleine Risse entstehen. Das Bluten nach dem Sex hat dann nichts damit zu tun, dass Du Jungfrau bist, sondern liegt lediglich an der fehlenden Feuchtigkeit.

Blutungen durch Anspannung und Nervosität

Anspannung und Nervosität beim ersten Mal bringen außerdem Anspannung in den Körper. Das wirkt sich auch auf die Vagina aus. Da sie von einem Muskelschlauch umgeben ist, ziehen sich auch an dieser Körperstelle die Muskeln zusammen, wenn Du nicht entspannt bist. 

Manchmal scheint es dann, als wäre die Vagina zu eng für Sex. Wird der Penis trotzdem eingeführt, kann es auch hierdurch zu kleinen Verletzungen kommen, die zu einer blutenden Vagina führen können.

Sex löst Periode oder Schmierblutung aus

Manchmal ist das Blut, das nach dem ersten Mal rauskommt, auch einfach ganz normales Menstruationsblut. Selbst wenn Du vor dem Sex noch nicht geblutet hast, kann der Geschlechtsverkehr Deine Periode auslösen. Selbstverständlich nur, wen Du im Zyklus eh kurz vor Deiner Monatsblutung stehst. 

Gerade ein Orgasmus kann dazu führen, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und dabei bereits angesammeltes Periodenblut aus der Vagina läuft. Das ist absolut unbedenklich und normal. Manchmal handelt es sich auch nur um eine Schmierblutung, die bei der Verwendung von einer Hormonspirale oder einer Kupferspirale übrigens häufiger vorkommen.

Bluten nach dem Sex ist kein Grund zur Panik und erst recht nichts, wofür man sich schämen muss. Wer Sex hat, sollte sich bewusst sein, dass dabei Körperflüssigkeiten ins Spiel kommen – und das gilt auch für Blut. Falls Du als Partner:in bemerkst, dass Blut aus der Vagina kommt, reagiere empathisch statt mit Ekel. Frage Deine Partnerin, ob sie etwas braucht, und gib ihr Raum, selbst zu entscheiden, wie es weitergehen soll. 

Leichte Blutungen hören meist von allein wieder auf. Sollte es stärker bluten, können Menstruationsprodukte wie Binden, Menstruationsunterwäsche oder eine Menstruationstasse helfen, das Blut aufzufangen. Möchtet Ihr trotz Blutung weitermachen, könnt Ihr einfach ein Handtuch unterlegen, um Flecken zu vermeiden. Hält die Blutung allerdings mehrere Tage an und ist keine reguläre Menstruation, sollte das ärztlich abgeklärt werden – nur zur Sicherheit.

Fazit: Bluten beim ersten Mal – kein Grund zum Schämen!

Ob es beim ersten Mal blutet, was für Dich alles zu Sex gehört oder wie Du mit Blutungen nach dem Sex umgehst – all das ist individuell. Wichtig ist, dass Du Dich wohlfühlst und auf Deinen Körper hörst. Sex ist keine starre Checkliste, sondern eine persönliche Erfahrung, die für jeden Menschen anders aussieht. Egal ob es Dein erstes Mal ist oder nicht: Kommunikation, Empathie und ein lockerer Umgang mit dem, was Dein Körper tut, sind der Schlüssel. Lass Dich nicht von Mythen verunsichern!