Sex nach Geburt

Liebe Eltern, seien wir ehrlich: Ihr habt andere Sorgen und Fragen im Kopf als „Wann dürfen wir endlich wieder vögeln?“. Doch wenn Euch die Lust so langsam doch wieder packt, stellt sich schon die Frage: Ab wann ist Sex nach der Geburt eigentlich wieder ok?  

Die allgemeine Empfehlung lautet hier, das Wochenbett abzuwarten. In diesem Zeitraum erholt sich der Körper von den Strapazen der Geburt und im Fokus stehen die Bindung zwischen Mutter und Kind. Auch der Wochenfluss ist in dieser Zeit noch in vollem Gange; dieser sollte sich vollständig zurückbilden und eventuelle Geburtsverletzungen sollten ebenfalls genug Raum und Zeit haben, zu heilen. 6-8 Wochen und das Ende des Wochenflusses sind ein guter Richtwert. 

Das gilt übrigens auch für Sex nach einer Kaiserschnitt-OP (hier mindestens 2 Wochen warten, bis die Narbe verheilt ist). Doch auch wenn Ihr früher Lust verspüren solltet (auch während des Wochenflusses), könnt Ihr Euch einfach langsam rantasten, vor allem, wenn Ärztin oder Hebamme ihr OK gegeben haben. 

Wir erwähnen es besser gleich an dieser Stelle schon mal: Wenn Ihr nicht sofort nachlegen möchtet, solltet Ihr an Verhütung denken und auch Stillen schützt nicht vor einer erneuten Schwangerschaft!

Der erste Sex nach der Geburt kann nervenaufreibend sein. Gut ist, wenn Ihr komplett ohne Erwartungen an die Sache rangeht und Euch frei macht von jeglichem Druck. Zusätzlichen Stress kann jetzt keiner gebrauchen und alle Beteiligten wissen sowieso, wer momentan (und irgendwie sowieso ab jetzt für immer) Prio 1 hat. 

Deswegen: entspannt Euch und macht Euch keinen Stress – vor allem, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt. Hier einige Tipps, die den Einstieg in die neue Intimität erleichtern können: 

#1: Geduld und Kommunikation: Redet offen über eure Ängste und Wünsche. Nichts muss perfekt sein! Fragt Euch gegenseitig, wie Euer zweites erstes Mal ablaufen soll; vielleicht tut’s am Anfang auch einfach nur eine sinnliche Massage? Auf keinen Fall solltet Ihr Euch gegenseitig unter Druck setzen lassen: Wenn Dein Schatz noch keine Lust verspürt, dann ist das so – fertig.  

#2: Zeit nehmen: Stress und Hektik sind kontraproduktiv. Plant bewusst Zeit füreinander ein. Anders geht es ja auch mit Kind eigentlich nicht mehr! Macht also aus „Schlafen, wenn das Baby schläft“ bewusst „Miteinander schlafen, wenn das Baby schläft“ – auch wenn’s unter Umständen vielleicht schwer fällt und Ihr Euch lieber eine Mütze Schlaf holen möchtet statt es krachen zu lassen.  

#3: Gleitgel verwenden: Scheidentrockenheit nach der Geburt ist keine Seltenheit. Das ist überhaupt nicht schlimm! Ein gutes Gleitgel kann hier Wunder wirken und dabei helfen, dass die neu aufkeimende Intimität durch fehlende Lubrikation nicht gleich zu Beginn wieder ins Stocken gerät.

Einfühlsame und bequeme Stellungen sind jetzt die richtige Wahl! Die Missionarsstellung oder die Löffelchenstellung sind sanft und ermöglichen eine gute Kontrolle der Tiefe des Eindringens. So könnt Ihr langsam herausfinden, was sich gut anfühlt und was noch unangenehm ist. 

Wildes Rumgehopse, Doggy-Style und Co. darf noch pausieren – zu hoch ist die Wahrscheinlichkeit, eventuelle Geburtsverletzungen wieder aufzureißen. Außerdem geht es jetzt erstmal darum, Nähe aufzubauen, und dafür solltet Ihr unbedingt Blickkontakt in Euer Liebesspiel einbauen.

Es ist völlig normal, dass der erste Sex nach der Geburt unangenehm oder sogar schmerzhaft sein kann. Die Heilungsdauer ist individuell verschieden. Manche Frauen berichten, dass sie nach wenigen Wochen wieder schmerzfrei sind, andere brauchen Monate. 

Wenn Euch das den Wind aus den Lustsegeln nimmt und Ihr nach einem schmerzhaften Versuch erstmal keine Lust mehr verspürt, ist das total ok. Wichtig ist, nichts zu erzwingen und bei anhaltenden Schmerzen ärztlichen Rat einzuholen. 

Auch Scheidentrockenheit kann ein Thema sein, dass nicht selten die Mutter beschämt und belastet. Fehlende Feuchtigkeit untenrum nach der Geburt ist aber völlig normal und überhaupt nicht schlimm – hormonelle Veränderungen können der Grund dafür sein und hat nicht unbedingt etwas mit fehlender Lust zu tun. Spezielle Gleitmittel oder östrogenhaltige Cremes können helfen – fragt hier am besten bei Eurer Hebamme oder in der gynäkologischen Praxis Eures Vertrauens nach.

Der Beckenboden hat während der Schwangerschaft und Geburt einiges mitgemacht. Beckenbodengymnastik hilft, die Muskulatur wieder zu stärken, was nicht nur Inkontinenz vorbeugt, sondern auch die sexuelle Empfindsamkeit steigert. Spezielle Rückbildungskurse oder das Beckenbodentraining mit Liebeskugeln helfen dabei, die Muskulatur wieder spüren zu lernen. Das kann am Anfang sehr frustrierend sein, aber es lohnt sich, dran zu bleiben! Übrigens: Auch Eure Hebamme hat tolle Übungen für Euch parat, die sie Euch sicher gern zeigt.  

Viele Frauen befürchten, dass ihre Vagina nach der Geburt ausgeleiert oder weiter sein könnte. Und ja, das fühlt sich auch so an! Natürlich ist die Vagina nun mal der Geburtskanal, der bei einer natürlichen Geburt selbstverständlich stark in Anspruch genommen wird. 

Aber keine Sorge, es kommt alles wieder in Ordnung! Beckenbodentraining kann hier wirklich helfen: Mit gezielten Übungen lässt sich die Muskulatur wieder straffen und das Empfinden beim Liebesspiel (egal, ob allein oder zu zweit) verbessern.

Libidoverlust bei Frauen nach der Geburt ist normal – genauso wie der des Vaters, der nun auch mit der neuen Verantwortung und Situation zurecht kommen muss. Aber klar, vor allem die Mutter hat zu kämpfen. Die hormonelle Umstellung, die ständige Erschöpfung und die neue Rolle als Mutter beeinflussen das Sexualverlangen. 

Auch ist der Körper nun mal nicht mehr der, der er mal war. Der Bauch ist noch schwabblig, die Brüste hängen eine Etage tiefer, insgesamt ist alles irgendwie „weicher“ – und das ist schön! Der weibliche Körper hat hier ein echtes Wunder vollbracht – die neue Mom sollte stolz sein auf das, was ihr Körper geschafft hat. Es braucht einfach etwas Zeit, bis die Libido wiederkommt. Es hilft, wenn Ihr miteinander über Eure Gefühle sprecht und sie nicht jede:r mit sich selbst ausmacht.