Homosexualität im Mittelalter
In der heutigen Zeit sind Homosexualität und gleichgeschlechtliche Partnerschaften – zumindest zum Großteil – akzeptiert. Die LGBTQ-Szene konnte sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Gehör verschaffen und hat erfolgreich für die Rechte von queeren Menschen sowie für mehr Toleranz und Akzeptanz gekämpft. Aber wie war das eigentlich vor hunderten von Jahren? Wie wurde Homosexualität im Mittelalter gelebt und welche Konsequenzen konnte es für Männer haben, die Männer liebten und Frauen, die Frauen liebten?
Im Mittelalter galt: Homo-Liebe? Ja! Homo-Sex? Nein!
Kurioserweise soll die homosexuelle Liebe im Mittelalter durchaus gestattet gewesen sein, Sex dagegen war absolut verpönt und stand unter Strafe. Männer, die einander nahe standen, wurden sogar von der Kirche als sogenannte „Wahlbrüder“ gesehen und durften beispielsweise auch bei ihrer Beisetzung gemeinsame Gräber nutzen.
Kam allerdings ans Licht, dass diese Wahlbrüder miteinander Sex hatten, konnte darauf die Todesstrafe stehen. Analverkehr unter Männern wurde als Sodomie gesehen. Den Begriff der Homosexualität kannten die Menschen des Mittelalters übrigens noch nicht.
Einige Zeit zurückgeblickt: In der Antike schien Sex unter Männern nichts Besonderes gewesen zu sein. Allerdings war dieser Sex nicht immer einvernehmlich: Vor allem Sklaven mussten ihren Herren in jeder Hinsicht dienen. Eine heterosexuelle Partnerschaft oder heterosexueller Sex war nicht angesehener als homosexuelle Beziehungen. Beim Geschlechtsverkehr waren allerdings nur die mächtigen und starken Männer berechtigt, die unterlegenen und sozial schwachen Männer zu penetrieren.
Später dann, im Mittelalter, wurde Sex zwischen Männern verurteilt und bestraft. Auch lesbischer Sex wurde der Sodomie zugeordnet. Homosexuelle Männer durften Liebesbekundungen im Mittelalter dagegen offen tauschen, sie schrieben einander beispielsweise oft Liebesbriefe und niemand reagierte darauf misstrauisch.
3 Fakten über Homosexualität im Mittelalter
#1: Im frühen Mittelalter galt Homosexualität als Ketzerei
Die Verfolgung von Ketzern war im Mittelalter keine Seltenheit. Sämtliche Menschen, die gegen das akzeptierte gesellschaftliche Verhalten verstießen, wurden gejagt und schließlich verbrannt. Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert war Homosexualität (zu dieser Zeit als Sodomie bezeichnet) ein Verbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet wurde. Ab Beginn des 13. Jahrhunderts wurde Sodomie der Ketzerei gleichgesetzt und es begann eine regelrechte Hexenjagd auf Männer, die mit anderen Männern verkehrten.
#2: Königlicher Fall von Homosexualität
Der englische König Edward II. soll angeblich eine homosexuelle Partnerschaft geführt haben. Im Jahr 1327 soll er aus diesem Grund gestürzt worden sein. Seinem Liebhaber wurde vorgeworfen, er habe die Ehe des Königs zerstört, zur Strafe wurde er zunächst kastriert, dann ebenfalls getötet.
#3: Geistige Bruderschaft wurde gern gesehen
Klingt komisch, aber: Eine Art der eingetragenen Partnerschaft war bereits im Mittelalter möglich. Bis zum 13. Jahrhundert konnten Männer offiziell miteinander vereinigt werden, der Prozess war identisch dem einer Eheschließung. Sex hingegen war nicht erwünscht: Ohne die Möglichkeit, ein Kind zu zeugen, galt Sex ohnehin als überflüssig.
Glücklicherweise liegt das Mittelalter hinter uns, doch schwule, lesbische und andere queere Menschen wurden auch nach dieser Zeit über Jahrhunderte hinweg verfolgt, bedroht, inhaftiert oder getötet. Und auch heute gibt es immer noch Länder, in denen Homosexualität unter Strafe steht. Daher ist es wichtig, die Anliegen und Kämpfe der LGBTQ-Szene zu unterstützen und sich immer wieder daran zu erinnern, dass Akzeptanz und Toleranz unabdingbar sind. Die eigene sexuelle Orientierung ohne Angst ausleben zu können, muss ein akzeptiertes Grundrecht für jeden Menschen sein. Glücklich ist der, der liebt. Das Geschlecht spielt dabei überhaupt keine Rolle!