Cis: Das bedeutet cisgeschlechtlich
Schon mal was von dem Wort cis(geschlechtlich) gehört? Cis bildet das Gegenstück zur Bezeichnung trans* und beschreibt Menschen, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht wohlfühlen. Das klingt gerade noch alles ganz schön kompliziert? In unserem Artikel liest Du weitere nützliche Infos rund um die cis Bedeutung und warum es dieses Wort überhaupt braucht!
Cis Bedeutung: Geschlechtsidentität erklärt
Cisgender ist eine Geschlechtsidentität. Das Wort setzt sich aus dem Lateinischen cis = „diesseits“ und dem Englischen gender = „soziales Geschlecht“ zusammen. Synonyme sind cisgeschlechtlich und die Abkürzung cis. Gemeint sind hiermit Menschen, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht wohlfühlen und identifizieren.
Aber was heißt das gleich nochmal, bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht? Hiermit meinen wir den Geschlechtseintrag, der in der Geburtsurkunde vermerkt wird. Ausschlaggebend hierfür sind in der Regel die Genitalien.
Hat ein Baby einen Penis, wird das männliche Geschlecht eingetragen. Bei Babys mit Vulva und Vagina hingegen erfolgt der weibliche Geschlechtseintrag. Sind die körperlichen Merkmale nicht eindeutig (beispielsweise bei intersexuellen Kindern), kann der Eintrag divers gewählt werden oder gar kein Geschlecht eingetragen werden.
Die Geschlechtsidentität wiederum beschreibt, wie ein Mensch sein eigenes Geschlecht wahrnimmt – ganz unabhängig von der körperlichen Ausstattung. Dabei kann man sich nicht nur männlich und weiblich fühlen sondern beispielsweise auch nicht-binär oder genderfluid.
Eine Person, die bei der Geburt den weiblichen Geschlechtseintrag erhalten hat und sich später auch selbst weiblich fühlt, kann als cis Frau bezeichnet werden. Das gleiche gilt für cis Männer: Sie haben bei der Geburt den männlichen Geschlechtseintrag erhalten und empfinden ihre Geschlechtsidentität auch als männlich.
Cis: Warum brauchen wir das Wort?
Manch einer mag jetzt denken: „Also normale Frauen und Männer also?“. Nicht ganz. Denn normal würde bedeuten, dass andere Frauen und Männer „unnormal“ wären. Und auch trans* Frauen und trans* Männer sind ganz normal – nur haben sie eben bei der Geburt einen unpassenden Geschlechtseintrag erhalten.
Wir brauchen das Wort „cisgeschlechtlich“ also, um eine Geschlechtsidentität neutral zu beschreiben. Würden wir beispielsweise nur trans* Menschen (also Menschen, deren Geschlechtsidentität dem in der Geburtsurkunde eingetragenem Geschlecht nicht entspricht) benennen, würden wir sie als „Abweichung“ oder „Besonderheit“ hervorheben, während cis Menschen als unbenannte Norm gelten würden.
Die Möglichkeit auch nicht-trans* Menschen zu benennen, schafft Gleichberechtigung und die Möglichkeit, präzise über Geschlechtsidentitäten sprechen zu können. Cis und trans* sind also zwei Kategorien geschlechtlicher Vielfalt, die wertfrei die Geschlechtsidentität beschreiben und einander ergänzen.
Dennoch fühlen sich einige Menschen von dem Begriff cis angegriffen. Ist cis eine Beleidigung? Ganz und gar nicht! Dennoch kündigte Elon Musik 2023 an, auf der Plattform Twitter/X die Verwendung der Bezeichnung cis als Beleidigung zu sanktionieren, die sogar zur Accountsperrung führen könnte. Dahinter steckt allerdings eine transphobe Haltung (also eine Haltung, welche die Existenz von trans* Menschen abwertet). Cis ist ein ganz neutral beschreibendes Wort, wie beispielsweise heterosexuell auch.
# Schon gewusst?
Die Annahme, dass alle Menschen cis sind, bis etwas Anderes gesagt wird, ist in unserer Gesellschaft tief verankert. Dies wird Cisnormativität genannt. Dies kann unser Denken und unsere Wahrnehmung stark prägen und zur Diskriminierung von genderqueeren Personen führen.
Gegensätze cis und trans*: Es gibt noch mehr!
Cis und trans* sind damit zwei Facetten des Genderregenbogens. Auch begrifflich ergänzen sie sich. Während cis sich auf das lateinische „diesseits“ bezieht, bedeutet trans im lateinischen „jenseits“. Doch auch dieser Gegensatz klingt sehr nach schwarz und weiß. Entweder man identifiziert sich bei dem Geburt eingetragenen Geschlecht oder eben nicht. Fertig, oder?
Das greift leider zu kurz! Denn genau so wie die sexuelle Orientierung kann auch die Geschlechtsidentität als Spektrum mit ganz vielen verschiedenen Facetten betrachtet werden. So gibt es beispielsweise nicht-binäre Menschen (im Englischen auch non-binary genannt). Auch sie identifizieren sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht, sie fühlen sich allerdings weder männlich noch weiblich. Ihre Geschlechtsidentität liegt jenseits des binären Geschlechtersystems.
Und auch intersexuelle Personen werden oft vergessen, wenn es um cis und trans* Menschen geht. Viele inter* Menschen erhalten bei der Geburt ebenfalls einen nicht passenden Geschlechtseintrag, da ihre Geschlechtsmerkmale nicht in das bekannte binäre System passen. Wenn sie sich nun später mit der Eintragung „männlich“ oder „weiblich“ nicht wohlfühlen, macht sie das nicht zwingend zu trans* Personen – schließlich ist intersexuell eine eigene Geschlechtskategorie.
Genauso könnten inter* Personen auch cis sein, wenn sie bei der Geburt den Geschlechtseintrag „divers“ erhalten und dieser später auch zur empfundenen Geschlechtsidentität passt. Du siehst: Es gibt nicht nur cis Frauen und cis Männern, sondern noch so viel mehr!
Sowohl bei der sexuellen Orientierung als auch bei der Geschlechtsidentität können wir also nicht nur in Boxen denken. Menschen sind individuell und ihre Identitäten sind es auch. Diese Vielfalt feiert die LGBTQ Community übrigens jedes Jahr im Pride Month. Hier geht es um Sichtbarkeit, das Fordern von Rechten und das Feiern der Individualität.
Cis Mann und cis Frau: Geschlechterklischees im Fokus
Die Cis-Geschlechtlichkeit ist in unserer Gesellschaft oft mit zahlreichen Erwartungen verknüpft. Stereotype schreiben vor, wie (cis) Männer und (cis) Frauen zu sein haben. Was, wenn man nicht jedes Geschlechterklischee erfüllt? Ist man dann weniger cis?
Nein, keine Sorge! Denn bei der Geschlechtsidentität geht es nicht darum, gewisse gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen, sondern vielmehr darum, das eigene Geschlechtsempfinden zu benennen.
Also egal welchen Beruf Du hast, welche Kleidung Du trägst und wie Deine Frisur aussieht: Wenn Du Dich mit dem Dir zugewiesenen Geschlecht wohlfühlst bist Du cis, auch wenn Du möglicherweise nicht alle gesellschaftlichen Erwartungen an dein Geschlecht erfüllst! Es gibt nicht den einen Weg „korrekt“ männlich oder weiblich zu sein. Es zählt lediglich, wie Du Dich fühlst!
Cisgeschlechtlicher Sex: Das zählt dazu
Gibt es so etwas wie cisgeschlechtlichen Sex? Und wenn ja, wie läuft er ab? An sich kann man von cisgeschlechtlichen Sex sprechen, wenn zwei cis Menschen Geschlechtsverkehr miteinander haben. Dazu zählt zum einen heterosexueller Sex zwischen einer cis Frau und einem cis Mann.
Auch hier zeigen sich viele gesellschaftliche Vorstellungen, wie der Geschlechtsverkehr ablaufen sollte. Vorspiel mit Petting, Lecken und Blowjob und dann Vaginalverkehr (meist bis zur Ejakulation des Mannes). Doch heterosexueller Sex kann so viel mehr sein als das! Auch hier kann mit gesellschaftlichen Erwartungen gebrochen werden, wenn sie beispielsweise die dominante Rolle einnimmt und er sich ihr submissiv ergibt. Und auch Pegging mit einem Umschnalldildo kann eine spannende Abwechslung sein!
Doch nicht nur heterosexuelle Paare können cisgeschlechtlichen Sex haben! Auch zwei cis Männer oder zwei cis Frauen können selbstverständlich miteinander intim werden. Dann ist die Rede entweder vom schwulen oder vom lesbischen Sex. Auch bei homosexuellen bzw. gleichgeschlechtlichen Sex dürfen gesellschaftliche Erwartungen gerne über Bord geworden werden. Homosexuelle Männer müssen nicht auf Analverkehr stehen und lesbische Frauen können durchaus Lust auf Penetration mit einem Dildo haben! Hauptsache alle beteiligten geben ihr Einverständnis und haben Spaß!
Gehört cis zur queeren Community?
Wie Du eben gelesen hast, sind nicht alle cis Menschen heterosexuell. Denn die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität sind ganz unabhängig voneinander. Cis Menschen können also durchaus auch queer sein. Es gibt genauso cis hetero Menschen, wie auch cis queere Personen!
Die Geschlechtsidentität cis ist an sich nicht queer. Die sexuelle Orientierung einer cis Person kann es allerdings durchaus sein. So gehören cis Männer und Frauen, die homosexuell (schwul oder lesbisch), bisexuell, pansexuell oder omnisexuell sind durchaus zur LGBTQ Community.
Die queere Gemeinschaft ist sowohl für genderqueere Menschen da, als auch für cisgeschlechtliche Personen, deren sexuelle Orientierung nicht-heterosexuell ist. Nach dem C für cis wirst Du in der LGBTQ Abkürzung allerdings vergeblich suchen, da sich queere cis Menschen in den anderen Buchstaben, welche die sexuelle Orientierung beschreiben, wiederfinden.