Christopher Street Day
Alles rund um den CSD
Bunt, laut und voller Liebe – der Christopher Street Day (CSD) ist viel mehr als eine Party. Er steht für Akzeptanz, Diversität und für den jahrzehntelangen Kampf der LGBTQIA+-Community für gleiche Rechte. Doch was steckt eigentlich hinter dem Namen, wie ist der CSD entstanden, und warum ist er nach wie vor so wichtig? Wir nehmen Dich mit auf eine kleine Zeitreise, zeigen, wie ein typischer CSD abläuft und geben Dir ein paar Tipps, damit Dein nächstes Pride-Erlebnis unvergesslich wird.
Wofür steht die Abkürzung CSD?
Die Abkürzung CSD steht für den Christoper Street Day. Der Name Christopher Street Day bezieht sich übrigens auf eine berühmte Straße in New York: Die Christopher Street im Stadtteil Greenwich Village.
Diese Straße war und ist ein zentraler Ort für die LGBTQIA+-Community in den USA und wurde über die Jahre zu einem Symbol für queere Sichtbarkeit und den Kampf für gleiche Rechte. Die Wahl des Namens für die Veranstaltungen in Deutschland, der Schweiz und anderen Teilen Europas war eine bewusste Entscheidung – er sollte an einen Ort erinnern, der für den Stolz und die Freiheit steht, die eigene Identität offen zu leben.
Heute ist der Christopher Street Day vor allem ein Demonstrationstag inklusive Straßenumzüge und -feste. Queere Personen wie Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und intergeschlechtliche Menschen machen an diesem Tag auf bestehende Diskriminierungen aufmerksam und feiern zeitgleich die eigene Existenz.
In englischsprachigen Ländern ist der Christopher Street Day eher unter dem Namen „Pride“, „Gay Pride“ oder „Pride Parade“ bekannt. Das kommt Dir möglicherweise bekannt vor, denn auch in Deutschland sprechen wir vom Pride Month. Dieser findet jedes Jahr im Juni statt und lädt ein, über die Sichtbarkeit und Rechte der LGBTQ-Community zu sprechen.
Wann ist Christopher Street Day?
Der offizielle Christopher Street Day findet am 28. Juni statt. Warum es sich hierbei um einen geschichtsträchtigen Tag handelt, erklären wir Dir gleich. Vor ab schauen wir aber noch einmal, wann genau der Christopher Street Day in Deutschland gefeiert ist. Das ist nämlich nicht immer am 28.06.!
Das liegt vor allem daran, dass sehr viele Städte mittlerweile ein eigenes Straßenfest inklusive Demonstrationszug zum Christopher Street Day abhalten. Die größten CSDs finden übrigens in Köln, Hamburg und Berlin statt. Aber auch kleinere Städte wie Erfurt oder Zwickau nutzen den Christopher Street Day, um auf Missstände innerhalb der queeren Community hinzuweisen. Mittlerweile halten über 110 Städte in Deutschland einen eigenen Christopher Street Day ab.
Da es mittlerweile sehr viele CSDs gibt, können nicht alle am gleichen Tag stattfinden. Größere Städte planen sogar ganz gezielt, an unterschiedlichen Wochenenden zu feiern, sodass Teilnehmer:innen keinen CSD verpassen müssen. Die CSD Saison geht dabei in der Regel von Juni bis August. Wenn Du also wissen möchtest, wann der Christopher Street Day in Deiner Stadt gefeiert wird, lohnt sich ein Blick in den lokalen Veranstaltungskalender.
Geschichte des Christopher Street Days
Nun zur alles entscheidenden Frage: Wie ist der Christopher Street Day entstanden und was hat das mit dem 28. Juni zu tun? Um Antworten zu finden, müssen wir in das Jahr 1969 zurückreisen. Damals führten LGBTQIA+-Personen in den USA ein Leben, das von Diskriminierung und Kriminalisierung geprägt war. Homosexualität und Transsexualität wurde damals noch in vielen US-amerikanischen Staaten strafrechtlich verfolgt. Die New Yorker Alkoholbehörde verweigerte daher auch viele queeren Bars, die als Treffpunkt für Homosexuelle galten, das Recht, Alkohol auszuschenken.
Dieses Alkoholausschankverbot nahm die Polizei immer wieder als Vorwand, um Razzien in den queeren Bars durchzuführen. Dabei fanden auch immer wieder Festnahmen statt, die zu unfreiwilligen Outings mit teils gravierenden sozialen Folgen führte. So kam es auch in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni zu einer Polizei Razzia. Dieses Mal traf es das „Stonewall Inn“, eine beliebte queere Bar in Greenwich Village.
Doch diese Nacht sollte anders verlaufen. Die Bar-Gäste hatten genug von der Polizeiwillkür und setzten sich zur Wehr. Die Situation eskalierte zu einem mehrtägigen Aufstand, bei dem hunderte von Menschen auf die Straße gingen, um gegen die systematische Diskriminierung der LGBTQIA+-Community zu protestieren. Dieses Ereignis ist heute als „Stonewall Riot“ oder auch Stonewall-Aufstand bekannt und gilt als Auftakt für den Kampf queerer Rechte in der breiten Öffentlichkeit.
Der Stonewall-Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen LGBTQIA+-Bewegung und inspirierte Menschen weltweit. Der erste Jahrestag der Stonewall-Aufstände wurde 1970 in mehreren US-amerikanischen Städten, darunter New York, Chicago und Los Angeles, mit "Gay Pride" Demonstrationen gefeiert, die Forderungen nach Gleichberechtigung und gegen die Diskriminierung der LGBTQIA+-Community in den Mittelpunkt stellten.
Die Idee, diesen Tag jährlich zu begehen, griff auch in Europa schnell um sich, wo er bald als "Christopher Street Day" bekannt wurde. Einer der ersten CSDs in Deutschland fand 1979 in Berlin statt und brachte hunderte von Menschen zusammen, die für Akzeptanz, Rechte und Sichtbarkeit einstanden.
Heute ist der Christopher Street Day zu einem bedeutenden Symbol der LGBTQIA+-Community geworden. Doch er ist nicht nur eine Feier: Der CSD ist nach wie vor auch ein Protestmarsch und ein Tag des Gedenkens an all jene, die im Kampf für Freiheit und Gleichberechtigung gelitten haben.
# Gut zu wissen:
Am Stonewall Riot beteiligten sich nicht nur weiße, schwule, cis Männer. Vor allem auch trans* Menschen, Drag Queens und People of Colour wehrten sich ganz entschieden gegen die Polizeigewalt und setzten damit ein wichtiges Zeichen für (intersektionale) queere Gleichberechtigung.
Warum braucht es noch immer CSDs?
Warum aber brauchen wir 55 Jahre nach dem Stonewall-Aufstand immer noch einen Christopher Street Day? Haben queere Menschen mittlerweile nicht viel mehr Rechte als damals? Das stimmt natürlich – leider sind dennoch Diskriminierung, rechtliche Benachteiligung und Stigmatisierung nach wie vor trauriger Alltag queerer Menschen.
Die Forderungen des CSDs ändern sich immer den jeweiligen Lebensrealitäten entsprechend. Während zu Beginn vor allem schwule cis Männer ihre Argumente vorbrachten, sind mittlerweile weit mehr Stimmen aus der Community zu vernehmen, sodass auch nicht-binäre, intergeschlechtliche und trans* Personen immer mehr Rechte einfordern können. Das zeigt sich auch an der Rechtslage. Während in den 2000er und 2010er Jahren vor allem für die Ehe für alle protestiert wurde, stehen heute andere Themen im Fokus. So beispielsweise das Selbstbestimmungsgesetz und die Rechte von Regenbogenfamilien.
Die anhaltenden Diskriminierungserfahrungen schlagen sich auch auf die psychische Gesundheit queerer Menschen nieder. Das führt sogar soweit, dass das Suizidrisiko von trans* Menschen drastisch erhöht ist. Und solange Member aus der Community derart unter Diskriminierung und Stigmatisierung leiden, braucht es auf jeden Fall den Christopher Street Day!
Zudem ist die queere Community so facettenreich wie die Farben des Regenbogens. Deshalb zählen nicht nur Forderung zur Gleichbehandlung und das aufmerksam Machen auf Missstände zum CSD-Programm. Auch die Vielfalt innerhalb der queeren Gemeinschaft soll Raum und Sichtbarkeit bekommen.
Aus diesem Grund sind auch unterschiedliche Fetische auf dem Christopher Street Day vertreten. Egal ob BDSM, Petplay oder andere Rollenspiele: Beim CSD finden ganz verschiedene sexuelle Vorlieben ihren Platz. Denn hier geht es auch darum, zu normalisieren, dass wir sexuell alle unterschiedlich sein können und das unseren Wert als Menschen in keinem Fall schmälert.
Wie läuft der Christopher Street Day ab?
Wie genau der CSD abläuft, ist natürlich von Stadt zu Stadt etwas unterschiedlich. Doch in der Regel beginnt der Christopher Street Day mit einem farbenfrohen und lauten Demonstrationszug durch die Innenstadt, bei dem Menschen jeden Alters und Geschlechts gemeinsam für Vielfalt und Gleichberechtigung auf die Straße gehen. Viele Teilnehmende bringen Demonstrationsschilder mit, um ihre politische Botschaft nach außen zu tragen. Der Demonstrationszug wird meistens von Wagen begleitet, die bunt geschmückt sind und eine Mischung aus politischen Botschaften und feierlicher Stimmung verbreiten.
Es wird getanzt, gelacht, und immer wieder hört man Slogans und Musik, die die Atmosphäre lebendig machen. Neben dem Demonstrationszug gibt es oft große Bühnen, auf denen Showacts, Reden und Livemusik für Unterhaltung und Inspiration sorgen. Bekannte Künstler:innen und Aktivist:innen stehen hier im Rampenlicht. Oft gibt es auch eine große CSD Abschlusskundgebung, auf der alle Forderungen des jeweiligen CSDs vorgetragen werden. Diese Mischung aus Musik, Performance und Redebeiträgen verleiht dem Christopher Street Day eine besondere Stimmung: Einerseits wird gefeiert, andererseits bleibt die politische Botschaft klar. Die Straßenfeste rund um den CSD laden zudem zum Verweilen, Tanzen und zum Austausch ein.
CSD-Parade: Was muss ich beachten?
Du willst das erste Mal zu einem Straßenumzug am Christopher Street Day, bist Dir aber unsicher, worauf genau Du achten sollst? Dann kommen hier unsere Top-Tipps, um Dein CSD Erlebnis so unbeschwert wie möglich zu machen:
Fazit: Christopher Street Day als buntes und politisches Straßenfest
Auch über fünf Jahrzehnte nach dem Stonewall-Aufstand ist der Christopher Street Day nach wie vor ein unverzichtbarer Termin in jedem queeren Kalender (und auch für heterosexuelle Allies!). Denn während der Pride Parade kann auf Missstände innerhalb der LGBTQ-Community aufmerksam gemacht und Forderungen an die breite Öffentlichkeit getragen werden.
Das der Straßenumzug nebenbei mit wummernder Musik und guter Laune einhergeht, ist ein netter Nebeneffekt. Der Grundgedanke des Christopher Street Days ist es bei weitem aber nicht, nur Party zu machen. Vielmehr ist es ein politischer Protest, der Gleichberechtigung und Inklusion für alle fordert. Ganz unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.