Geschwindigkeit der Befruchtung: Wie lange brauchen Spermien zur Eizelle?
Eine Schwangerschaft dauert ungefähr neun Monate, das wissen die meisten von uns. Aber was passiert eigentlich davor? Wie lange dauert der Weg des Spermas zur Eizelle, damit überhaupt eine Befruchtung stattfinden kann? Woran liegt es, dass nur ein Spermium das ersehnte Ziel erreichen kann? Wir schauen uns die Reise des Spermiums zur Eizelle einmal genauer an.
Auf dem Weg zur Befruchtung – die Reise des Spermiums zur Eizelle
Ein bisschen ähnelt es einem Marathonlauf – nur die besten kommen ins Ziel! Bis zu 300 Millionen Spermien gelangen bei einem Samenerguss in die Vagina, alle mit der gleichen Mission: Sie wollen die Eizelle erreichen. Doch das ist gar nicht so einfach. Das Milieu in der Vagina ist ziemlich sauer und so sterben viele Spermien bereits ab, bevor sie sich überhaupt auf den Weg gemacht haben. Und dann ist da noch das Immunsystem, das die Eindringlinge bekämpfen will.
Nur die stärksten Spermien haben die Chance, sich den Weg in Richtung Eileiter zu bahnen. Das Ejakulat besteht aus Enzymen, die den Spermien diese Reise zum Ei erleichtern. Sie bekämpfen die Abwehrkräfte und passen sich an dem sauren pH-Wert an. Wenn die Frau zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs in ihrer fruchtbaren Phase ist, ist der Zervixschleim, der von der Gebärmutter produziert wird, ein zusätzlicher Helfer beim Vorankommen.
Wieso bekämpft der weibliche Körper das Sperma überhaupt? Immerhin ist die Befruchtung doch der Sinn der Evolution? Der Grund wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in bestimmten Bakterien im Sperma gesehen, die durch das Ejakulat in den weiblichen Genitaltrakt gelangen. Es wird also nicht das Sperma selbst abgewehrt, sondern die Bakterien, die in den Uterus der Frau eindringen. Doch Spermien können bis zu einer Woche überleben und im Eileiter darauf warten, dass eine befruchtungsfähige Eizelle bereitsteht.
Was ist Sperma: Samenflüssigkeit erklärt
Bevor wir uns anschauen, wie lang das Spermium zur Eizelle braucht, werfen wir einen kurzen Blick darauf, was Sperma überhaupt ist. Beim Orgasmus kommt die Samenflüssigkeit aus dem Penis. Sie enthält Spermien, die in den Hoden produziert werden und die zu einer Schwangerschaft führen können, wenn sie eine Eizelle erreichen. Um eine Schwangerschaft zu verhindern, sollte das Sperma in einem Kondom landen oder Ihr greift zu einem andern Schutz. Doch das ist noch nicht alles, was du über die Samenflüssigkeit wissen solltest!
Aus was besteht Sperma dann noch? Die Samenflüssigkeit besteht zu ca. 70 Prozent aus einer Flüssigkeit der Samenbläschen. Die Prostata produziert weitere 20 Prozent: Ein milchiges Prostatasekret. Die Nebenhoden steuern die restlichen 10 Prozent bei. In diesem Nebenhodensekret sind auch die eigentlichen Spermien enthalten. Die Samenflüssigkeit sondert außerdem auch Pheromone ab.
# Gut zu wissen
Das, was bei der Ejakulation raus spritzt, besteht aus viel mehr, als nur den reinen Spermien! Deshalb können auch Männer, die eine Vasektomie hatten, weiterhin ejakulieren und behalten ihre Potenz.
Du willst wissen, wie lange überlebt Sperma an der Luft? Die Lebensdauer der Samen beträgt hier nur wenige Minuten. Anders verhält es sich aber, wenn das Sperma in die Vagina und dann in die Gebärmutter gelangt. Hier kann das Sperma sogar 5-7 Tage überleben!
Wie lange braucht ein Spermium bis zur Eizelle? Dauer und Reise erklärt
Der Weg vom Vaginaeingang bis zur Eizelle ist ungefähr 15 Zentimeter lang. Für das circa 0,06 Millimeter kleine Spermium ist das allerdings ein ziemlich weiter Weg. Bis die Spermien die fruchtbare Eizelle erreichen, vergeht ungefähr eine Stunde. In einigen Fällen können die Spermien allerdings bereits nach 15 Minuten an der Eizelle sein. In anderen Fällen wiederum kann es sogar noch viel länger dauern – vor allem wenn die Frau noch keinen Eisprung hatte. Dabei leistet jeder Spermafaden Höchstleistungen, denn für jeden Zentimeter muss er ungefähr 800-mal den Schwanz bewegen, um voranzukommen.
Jetzt weiterlesen: So kannst Du Deinen Eisprung berechnen.
Du willst wissen: Wie schnell ist Sperma? Das Ejakulat kann bis zu 17 km/h erreichen! Sobald es allerdings in der Vagina ankommt, tritt die Samenflüssigkeit auf die Bremse: Es legt 4mm pro Minute zurück und kommt damit nur noch auf 0,0002 km/h!
Dabei kommt den sportlichen Schwimmern die Natur ein wenig zur Hilfe. Während des Eisprungs wandert die fruchtbare Eizelle nämlich den Eileiter entlang in Richtung Gebärmutter und somit den Spermien entgegen. Im Eileiter treffen sie dann aufeinander und die Befruchtung der Eizelle kann beginnen. Aber welches Spermium macht jetzt das Rennen?
5 Fakten über die Reise der Spermien zur Eizelle
#1: Eine kilometerlange Reise für uns Menschen
Ein einzelnes Spermium hat eine Größe von 50 – 60 Mikrometer, zu klein, um es mit bloßem Auge zu erkennen. Sein einziger Antrieb ist der Schwanz, mit dem es sich vorwärtsbewegt. Wie erwähnt, sind es ungefähr 15 Zentimeter vom Vaginaeingang bis zur Eizelle. Eigentlich nicht viel, oder? Anhand der Größenrelation verändert sich der Maßstab erheblich. Müsste ein Mensch die gleiche Strecke zurücklegen, hätte er rund 5,8 Kilometer zu überwinden.
#2: Der Weg zum Gebärmutterhals ist schnell überwunden
Spermien werden beim Geschlechtsverkehr durch den Penis in der Nähe des Gebärmutterhalses platziert. Ist dieser durch den Zervixschleim weich und durchgängig, schaffen es die ersten Spermien schon nach einigen Minuten, den Muttermund zu durchdringen. Schwieriger ist es jedoch, von der Gebärmutter zum Eileiter zu gelangen.
#3: Die Links-Rechts-Koordination
Viele Menschen sagen, dass sie unter einer Links-Rechts-Schwäche leiden. Spermien scheint dieses Problem weniger bekannt zu sein, denn auf dem Weg in die Eileiter müssen sie sich entscheiden, ob es der rechte oder der linke Eileiter sein soll. Auch hier hilft die Natur etwas nach, denn Gebärmutterhals und Muttermund weisen ihnen an fruchtbaren Tagen den Weg durch Aussonderung von speziellen Zuckerstoffen. Dennoch ist es gut möglich, dass einige Spermien im „falschen“ Eileiter landen.
#4: Der Eileiter birgt viele Gefahren
Die Spermien, die den Weg durch die Gebärmutter zum richtigen Eileiter geschafft haben, müssen den Eileiter überwinden. Hier scheitern wieder einige, denn es gibt Einsenkungen und die Eileiter sind gekrümmt oder geschlungen. Diesen Weg überwinden tatsächlich die wenigsten Spermien. Durch die Ausschüttung von Calcium werden die Schwimmer aber wieder angekurbelt.
#5: Das große Ziel
Von rund 300 Millionen Spermien, sind die meisten auf dem Weg abgestorben und nur etwa 200 Spermien haben noch die Möglichkeit, die Eizelle zu befruchten. Steht diese bereit, produziert sie Progesteron, um die Schwimmer anzulocken. Sie schwimmen auf die Eihülle zu, die mit einer zuckerhaltigen Schicht überzogen ist. Mit ihren Enzymen bringen die Spermien die Eihaut zum Schmelzen und nur das aktivste Spermium gewinnt den Kampf und darf die Eizelle befruchten. Die Befruchtung gelingt allerdings nicht immer. Hat das Spermium, das in die Eizelle gelangt ist, Defekte, kommt es nicht zur Schwangerschaft.
Fazit: Der Weg zur Eizelle ist beschwerlich
Ein Spermium hat einiges zu leisten, bevor es überhaupt ans Ziel gelangt. Obwohl es nur ungefähr eine Stunde benötigt, ist der Weg ganz schön lang und ereignisreich. Daher liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft auch nur bei 10-33% (abhängig davon, wie nah am Eisprung Du Sex hast). Sobald das erste Spermium die Eizelle durchdrungen hat, beginnt die Zellteilung und nun ist es an der Zeit, durch den Eileiter zu schwimmen und sich dann in der Gebärmutter einzunisten.