Ruined Orgasm: Mehr als nur eine Orgasmusverweigerung
Seien wir doch mal ehrlich: Für viele ist der Orgasmus doch das beste am Sex – und, je größer der Höhepunkt desto besser, oder? Aber hast Du gewusst, dass es einige Leute gibt, die sich bewusst dazu entscheiden, diesen schönen Moment zu verweigern. Diese Sexpraktik wird auch als "Ruined Orgasm" bezeichnet und hat ihren Ursprung aus der BDSM-Szene. Klingt interessant? Wir erklären Dir alles, was Du über die absichtliche Orgasmusverweigerung wissen musst.
Was ist ein Ruined Orgasm?
Ruined orgasms sind eine Art (fast schon eine Kunst) der Orgasmusverweigerung. Denn hier wird der Partner so lange stimuliert, bis er kurz vom kommen ist, nur um dann die Stimulation gezielt zu stoppen. Seinen Ursprung hat dieser Sex-Kink - wer hätte es gedacht - in der Welt des BDSM. Denn die Verweigerung des Höhepunktes ist nicht nur ein Spiel von Dominanz und Macht, sondern auch von Bestrafung und Disziplin.
Natürlich ist dies nicht die einzige Form eines Ruined Orgasm, denn diese kann auch ganz unabsichtlich während des alltäglichen Sex passieren. Stell Dir vor, Du bist kurz vor einem Orgasmus, der plötzlich durch das Bellen eines Hundes, einen Anruf auf dem Handy oder einen unerwarteten Besucher unterbrochen wird. Dann schaltet sich sofort der Kopf an und die Lust vergeht. Auch dies ist also ein ruinierter Orgasmus.
Wie fühlt sich ein Ruined Orgasm an?
Ruined Orgasms sind schwer zu beschreiben, weil – wie bei allen Arten von Orgasmen – das Gefühl für jeden einzigartig ist. Es ist wie der Orgasmus, den Du gewohnt bist, aber mit einer deutlich weniger intensiven Befreiung. Denn die sexuelle “Entladung” fehlt einfach. Stell Dir Doch einfach vor, Du läuft einen Marathon. Du bist verschwitzt, energiegeladen und siehst schon die Ziellinie. Doch dann hörst Du auf. Einfach so - drei Meter vor dem Finish. Frustrierend oder? Und doch auch befriedigend - zumindest für alle, die auf diesen Sex-Fetisch stehen.
Denn auch bei einem Ruined Orgasm kann es zum Höhepunkt kommen - einfach nur auf eine andere Art eben. Er ist deutlich gedämpfter und oftmals auch etwas schmerzhafter. Somit machen sich auch Emotionen wie Frustration, Enttäuschung und auch Verletzlichkeit breit.
Ruined Orgasm: Was ist der Reiz daran?
Jetzt, wo Du weißt, was genau ein Ruined Orgasm ist, fragst Du Dich vielleicht, was Menschen an diesem Kink so reizvoll finden. Wir haben uns in der BDSM-Community mal umgehört und fanden heraus, dass viele die selben Reize an dieser Art der Orgasmusverweigerung haben:
Schmerz
Anders als der physische Schmerz durch Nippelklemmen, Dilatoren oder Elektrosex gibt es einfach Personen, die auf das besondere Schmerzgefühl stehen, dass durch einen ruinierten Orgasmus entsteht. Das Gefühl sich entleeren oder auch entladen zu wollen, es aber nicht zu dürfen bzw. können.
Kontrollverlust
Einige Menschen lieben es, beim Sex den Kopf vollkommen auszuschalten und so auch die Kontrolle abzugeben. Ein ruined Orgasm ist dementsprechend auch eine gelungene Überraschung denn man weiß nie, wann die Stimulation abrupt endet.
Demütigung und Dominanz
Einige Menschen finden sexuelle Demütigung erregend, und ruined orgasms können dieses Bedürfnis erfüllen. Erlebnisse wie Schmerz, Dominanz und Demütigung sind Gründe, warum ruined orgasms ein häufiges Thema in Femdom sind, bei dem eine weibliche Dominante und ein männlicher Submissiver beteiligt sind.
Macht
Andererseits kann es sich sehr berauschend anfühlen, die Macht zu haben, den Orgasmus eines anderen zu ruinieren, weshalb jemand mit sadistischen Neigungen diese Art von Spiel mögen könnte. Oder sie finden es einfach spannend, dass diese sexuelle Aktivität einen dazu zwingt, kreativer zu werden und den Körper und die Reaktionen des Partners besser kennenzulernen.
Ruined Orgasm, Edging und Orgasmuskontrolle: Die Unterschiede
Viele denken beim Wort “Ruined Orgasm” sofort ans Edging oder auch die gewollte Orgasmuskontrolle – aber sie sind nicht dasselbe. Während jeder eine einzigartige Variante der Kontrolle des Höhepunktes bietet und eine gemeinsame Machtdynamik teilt, sind die Erfahrungen und Ergebnisse dieser sexuellen Praktiken deutlich unterschiedlich.
Edging
Edging bringt Dich oder Deine:n Partner:in bis an den Rand des Orgasmus, nur um dann die Stimulation gezielt zu stoppen. Ebbt die Lust nach einigen Sekunden ab, geht es in die zweite Runde. Der Hauptunterschied zwischen Edging und einem Ruined Orgasm liegt in der Intensität des resultierenden Orgasmus, da Edging zu explosiven, intensiven Orgasmen führt anstatt zu vermindertem Vergnügen. Das Ziel ist es, am Ende einen besseren Orgasmus zu haben, nicht einen schlechteren.
Orgasmuskontrolle
Bei der Orgasmuskontrolle verschiebt die dominante Person den Orgasmus des devoten Partners kontinuierlich hinaus. Diese sexuelle Handlung, die ebenfalls im BDSM üblich ist, schafft einen verlängerten Zustand sexueller Spannung ohne Entladung oder Ejakulation, wodurch die ständige Erwartung aufrechterhalten wird. Im Gegensatz zu einem Ruined Orgasm, der zu einem abgeschwächten Höhepunkt führt, ist Orgasmuskontrolle ein langfristiges Erregungsspiel ohne die Belohnung eines traditionellen Orgasmus.
Erzwungener Orgasmus
Ein erzwungener Orgasmus oder Orgasmus-Bestrafung ist ebenfalls ein geläufiger BDSM-Kink. Er beinhaltet das Erzwingen eines Orgasmus bei einem devoten Partner (mit Zustimmung), manchmal in Szenarien, die kontrollierte Hilflosigkeit oder Fesselung beinhalten. Der devote Partner erlebt typischerweise mehrere Orgasmen jenseits der Zufriedenheit, was sich stark vom abrupten Stopp eines Ruined Orgasm unterscheidet. Erzwungene Orgasmen sind oft intensiv, überwältigend und durch kontinuierliche Stimulation getrieben.
Wie kann ich einen Ruined Orgasm mit meinem Partner erleben?
Du hast also Interesse daran, den Ruined Orgasm auszuprobieren. Alleine sollte das kein Problem sein, denn Du kannst immer gezielt aufhören, wenn es am schönsten ist. Schwieriger wird es hingegen, wenn Du den Ruined Orgasm mit Deinem:r Partner:in ausprobieren willst. Damit Dir die Sexpraktik auch gelingt, solltest Du am besten folgende Tipps befolgen:
Sprich darüber
Egal, ob Du einen Ruined Orgasm empfangen oder geben willst, spreche am besten ganz offen und ehrlich mit Deinem Schatz. Teile Deine Bedürfnisse, Wünsche aber auch Grenzen. Wichtig ist, dass Ihr beide wisst, worum genau es bei einem Ruined Orgasm überhaupt geht. Ist das geklärt, dann entscheidet, wie Orgasmus ruiniert werden soll. Möchte Dein:e Partner:in mit einem Vibrator bis an den Rand gebracht werden, bevor Du ihn ausschaltest? Möchtest Du, dass Dein:e Partner:in Dich oral befriedigt und kurz vor dem Höhepunkt aufhört? Oder wird ein Partner masturbieren, während der andere gezielte Anweisungen gibt („mach weiter“, „verlangsame“, „hör auf“)?
Safeword festlegen
Noch bevor es losgehen kann, solltet Ihr Euch zudem auf ein Safeword einigen. Dieses ermöglicht beiden Parteien, alles sofort zu stoppen, ohne Fragen zu stellen. Auf diese Weise kann jeder von euch aussteigen, wenn er sich unwohl fühlt oder einfach keinen Spaß hat.
Spannung aufbauen
Als nächstes kommt der aufregende Teil: Egal ob Vorspiel, anal oder auch oral - macht genau das, was Ihr normalerweise auch tut, um zum Orgasmus zu kommen. Übrigens: Wer etwas mehr Spaß haben will, kann das Vorspiel gezielt etwas verlängern, Sexspielzeug einbinden auch auch Bondage ausprobieren.
Stimulation vor dem Höhepunkt stoppen
Jetzt kommt der komplizierte Teil, denn bei einem Ruined Orgasm ist das richtige Timing alles. Um genau diesen “Point-of-no-return” zu treffen, musst Du auf die Körpersprache Deines Gegenübers achten. Ob ein leichtes Stöhnen, ein verzerrtes Gesicht oder eine gewisse Körperanspannung - achte gezielt auf die Signale.
Und falls Dir das zu schwer fällt, dann frage einfach nach, wann er oder sie soweit ist. Denn denke immer daran: Kommunikation – sei es mit Worten, Stöhnen oder Körpersprache – ist der Schlüssel, um gemeinsam den perfekten Ruined Orgasm zu erleben.
Ist ein Ruined Orgasm gefährlich?
Ruined Orgasms sind physisch gesehen risikoarm, besonders im Vergleich zu vielen anderen Aktivitäten wie Würgen oder Spanking. Dennoch ist es wichtig, sich der möglichen Nebenwirkungen bewusst zu sein, einschließlich emotionaler und mentaler Erfahrungen wie Unbehagen, leichter Schmerz, Frustration und einem Gefühl der emotionalen Entlastung.
In manchen Fällen beinhaltet ein Ruined Orgasm Elemente wie Bondage oder intensive Überstimulation mit Sexspielzeug. Dies kann zu leichtem Schmerz und Druck führen, weshalb es unerlässlich ist, dass alle Beteiligten auf derselben Seite sind und die Grenzen des anderen kennen.
Offene Kommunikation ist entscheidend, um alle Arten von sexueller Intimität zu navigieren, einschließlich Ruined Orgasms. Sie schafft ein gemeinsames Verständnis und Respekt für die Grenzen des anderen, was Sex befriedigender und aufregender macht.
Fazit: Alles über die Orgasmusverweigerung
Sobald Dein Orgasmus oder der Deines:r Partners:in erfolgreich ruiniert wurde, könnt Ihr natürlich jederzeit weitermachen. Oder Ihr genießt das Gefühl und steigt direkt in die Kuschelphase nach dem Sex über. Egal worauf Ihr steht, nehmt Euch aber bitte die Zeit für eine kurze Rücksprache. Kommuniziert offen und ehrlich darüber, wir Ihr das Erlebnis empfunden habt, ob Ihr es widerholen wollt und wie Ihr Euch beim nächsten Mal noch spannendere Wege ausdenken könnt, um Euch gegenseitig die Orgasmen zu ruinieren.