Orgasm Gap: Frauen verdienen mehr!
Dass Männer im Beruf besser verdienen als Frauen, ist kein Geheimnis und ziemlich unfair. Aber nicht nur auf der Arbeit, sondern auch im Bett zieht das weibliche Geschlecht häufig den kürzeren. Der Orgasm Gap bezieht sich auf heterosexuellen Sex und beschreibt die Ungleichheit, die zwischen den Geschlechtern beim Orgasmus besteht.
Während ungefähr 95% der Männer in den meisten Fällen zum Abschluss kommen, dürfen sich nur 65% der Frauen regelmäßig über ein Happy End freuen. Ziemlich ungerecht, oder? Schließlich besteht heterosexueller Geschlechtsverkehr zu 50% aus Frau und zu 50% aus Mann, also wieso ergibt das nicht 100% Orgasmus? Wir gehen dem Orgasm Gap auf den Grund und verraten Euch, was Ihr tun könnt, um Gleichberechtigung im Schlafzimmer zu schaffen.
Warum gibt es einen Orgasm Gap?
Die Bezeichnung Orgasm Gap ist angelehnt an den Pay Gap. Dieser steht für die eingangs erwähnte Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen. Übertragen bedeutet das also, dass Orgasm Gap die Lücke zwischen den Orgasmen der Geschlechter bezeichnet. Auch, wenn es natürlich absoluter Quatsch ist, sieht die weit verbreitete Einstellung – bewusst oder unbewusst – leider so aus: Sex ist vorbei, wenn der Mann gekommen ist.
Und hier liegt schon das erste Problem: Frauen benötigen meistens mehr Zeit als ihr Partner, um den Höhepunkt zu erreichen. Während die männliche Lust sich geradlinig nach oben steigert, sind Frauen in der Regel mal mehr, mal weniger und dann wieder mehr erregt. Wenn sie also noch auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle ist, steuert er immer weiter aufs Ziel zu und die nächste Runde geht nicht rückwärts. Daher haben sie also keine Chance nachzuziehen, wenn der Spaß mit seinem Samenerguss beendet ist. Und es scheint, als hätten Frauen sich damit abgefunden, dass ihr eigener Spaß nicht so wichtig ist. Aber wie kommt so ein Verständnis von Sex überhaupt zustande, wo es doch bekannt ist, dass Frauen ebenfalls zu Orgasmen fähig sind?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Sex und Orgasmen gesellschaftlich eher männlich eingeordnet werden. Schon in der Schule lernen wir im Biounterricht alles über den männlichen Orgasmus und den Samenerguss – wie eine Frau kommt, ist unwichtig für die Fortpflanzung, daher wird über dieses Thema auch nicht gesprochen. Womit wir beim zweiten Problem wären: wir reden nicht darüber. Wenn eine Frau beim Sex keinen Höhepunkt erlebt, wird das als normal hingenommen, aber wenn ein Mann es (mal) nicht schafft zu ejakulieren, macht sich häufig Verunsicherung auf beiden Seiten breit. Mal davon abgesehen, dass nicht jeder Geschlechtsverkehr mit einem Orgasmus enden muss, ist es doch nur fair, wenn man sich genauso Gedanken darüber machen würde, warum die Frau (wiederholt) keinen Höhepunkt erlebt hat.
Bei heterosexuellen Paaren wird gesellschaftlich häufig nur der penetrative Teil als Sex bezeichnet – also die Zeit, in der der Penis in der Vagina steckt. Alles davor ist Vorspiel und danach kommt kuscheln. Allerdings ist das eine ziemlich engstirnige Sicht, schließlich wird es schon beim Vorspiel richtig intim und vieles von dem, was Ihr dabei miteinander anstellt, könnte potenziell schon zum Orgasmus führen.
Also lasst uns an dieser Stelle bereits einmal kurz festhalten: Sex fängt schon beim Vorspiel an und sollte demnach auch mit einem Nachspiel enden, wenn nicht beide einen Orgasmus erlebt haben.
Alles, was wir bisher gelesen haben, führt uns zum größten Problem: Männer und auch Frauen wissen einfach zu wenig über die weibliche Anatomie. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Klitoris beim Sex oft eine untergeordnete Rolle spielt, obwohl diese maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass Frauen Lust verspüren und feucht werden. Außerdem ist es für viele einfacher, zu einem klitoralen Höhepunkt zu kommen, als durch die Penetration der Vagina. Wenn dem Kitzler also wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist es kein Wunder, dass so viele Frauen wortwörtlich auf dem Trockenen sitzen bleiben.
Den Orgasm Gap schließen
Es ist gar nicht so schwer, die Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Grundsätzlich ist wichtig, ein Bewusstsein für den Orgasm Gap zu schaffen und sich nicht damit abzufinden, dass Frau halt einfach nicht kommen kann. Das ist nämlich eine kleine Lüge, schließlich ist es bei klitoraler Stimulation (zum Beispiel bei der Masturbation) ja ebenfalls möglich, innerhalb kürzerer Zeit einen Orgasmus zu haben. Was könnt Ihr also tun, um den Orgasm Gap aus Eurem Schlafzimmer zu verbannen?
Kommunikation
Ihr müsst miteinander sprechen. Wenn Du eine Frau bist und Dich nicht befriedigt durch Dein Sexleben fühlst, ist es Dein gutes Recht, Deinen Schatz darauf aufmerksam zu machen. Aber auch, wenn Du das hier als Mann liest, kannst Du das Gespräch mit Deiner Partnerin suchen. Schließlich habt ihr miteinander Sex und „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ ist hier absolut unangebracht. Außerdem ist es doch viel schöner, wenn Ihr am Ende beide glücklich nebeneinander liegt, oder?
Das Nachspiel
Egal, wie lange Ihr es versucht: für manche Frauen ist es einfach schwierig, beim Sex einen vaginalen Orgasmus zu erleben. In diesem Fall ist der Sex nicht vorbei, wenn er fertig ist und sollte noch ein Nachspiel haben. Nach einer kurzen Genießer-Pause darf der Mann seinen Schatz weiterverwöhnen, egal ob durch Oralsex oder mit den Fingern: findet gemeinsam raus, was ihr gefällt und wie sie ebenfalls ihr Happy End erlebt. Und glaubt uns, das Kuscheln danach ist noch viel schöner, wenn Ihr beide glücklich nebeneinander liegt.
Die Klitoris
Wie bereits erwähnt funktioniert die vaginale Penetration nicht für jede Frau. Ein Glück, dass Frauen mit einem Organ gesegnet sind, das ihnen in erster Linie nur Lust schenken soll. Der sichtbare Teil der Klitoris, auch Kitzler genannt, befindet sich zwischen den Schamlippen und ist gar nicht schwer zu finden. 😉 Beim Vorspiel wird sie mit Sicherheit schon verwöhnt, um die Erregung zu steigern. Weil, nur wenn Ihr die Erregung steigert, wird sie feucht und nur, wenn sie feucht wird, macht es überhaupt Spaß penetrativen Sex zu haben. Also macht genau da weiter, um ihr doch noch einen Höhepunkt zu bescheren, auch wenn der Mann schon übers Ziel geschossen ist.
Die gesamte Vagina stimulieren
Auch, wenn Berührungen an der Klitoris sich super anfühlen, befinden sich am Körper und zwischen den Beinen einer Frau noch viel mehr erogene Zonen. Wo die Schamlippen sind, wisst Ihr mit Sicherheit. Aber habt Ihr Euch schonmal aktiv auf die Suche nach dem G-Punkt oder dem A-Punkt gemacht? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, denn guter Sex besteht aus mehr als nur einfachem Rein und Raus mit dem Penis. Als Mann darfst Du auch während des Geschlechtsverkehrs die Vulva Deiner Partnerin stimulieren und wenn Du merkst, dass Du kurz vor dem Höhepunkt bist, mach doch einfach mal eine Pause und verwöhne sie mit Deiner Zunge oder den Fingern. Ihr werdet schnell merken, dass der Sex für Euch beide noch intensiver und intimer wird.
Übung macht die Meister:innen
Ein Orgasmus lässt sich üben, ob allein oder zu zweit. Wenn Du als Frau weißt, welche Berührungen Dir gefallen und wie Du Dich selbst zum Höhepunkt bringen kannst, ist es viel leichter Deinem Partner zu erklären, was er für Dich tun kann. 😉 Daher gönn Dir ab und an etwas Zeit für Dich und verwöhne Dich selbst – egal ob mit der Hand oder mit einem Vibrator, finde heraus, was sich gut anfühlt. Und weil es zu zweit immer mehr Spaß macht, darf auch der Mann aktiv werden und sich auf die Suche nach Deinen Hotspots machen.
Der Orgasm Gap ist eine sehr unnötige Differenz, da er sich mit ein bisschen Aufmerksamkeit ganz einfach ausgleichen lässt. Frauen müssen sich nicht einfach damit abfinden, dass sie eben nicht kommen können, da sie es eben doch können. Es ist wichtig, offen über dieses Thema zu sprechen, weil der Orgasmus keine Männersache ist und dieser Irrglaube aus dem gesellschaftlichen Verständnis verschwinden muss. Natürlich geht es beim Sex nicht immer um einen Höhepunkt, Intimität und Nähe sind auch ohne Orgasmus wichtig und schön. Allerdings sind wir doch alle Fans von Gleichberechtigung und Glück verdoppelt sich immer, wenn Ihr es teilt. 😉 Nicht nur im Beruf, sondern auch im Bett lautet das Fazit daher: Frauen verdienen mehr!