Orgasmus beim Stillen: Ein Tabubruch für ein wichtiges Thema
Es gibt diese Themen, über die nicht einmal hinter hervorgehaltener Hand gesprochen wird und die für viel Scham und oft auch Selbstzweifel führen. Wir möchten uns einem dieser Tabuthemen widmen: dem Orgasmus und der Erregung beim Stillen. Was genau hat es damit auf sich? Ist das „normal“? Wieso kann es dazu kommen und was kannst Du tun, wenn es passiert?
Oxytocin als Ursache für Erregung und Orgasmen beim Stillen
Stillen ist eine der natürlichsten Sachen der Welt und trotzdem wird darüber immer wieder heiß diskutiert, beispielsweise, wenn es um das Stillen in der Öffentlichkeit geht. Und auch, wie lange man stillen sollten, ist ein Thema, zu dem es viele verschiedene Meinungen gibt.
Es ist sicher nicht unverständlich, dass Frauen, die einen Orgasmus beim Stillen haben, nicht offen darüber sprechen. Manche Frauen berichten anonym im Internet davon, dass sie abgestillt hat, da sie nicht damit zurecht kam.
Aber wie kommt diese Erregung beim Stillen überhaupt zustande? Zunächst einmal: Es hat nichts damit zu tun, dass man den Vorgang des Stillens an sich erotisch findet. Beim Stillen werden die Hormone Oxytocin, Prolaktin und Endorphin ausgeschüttet – und das passiert eben auch, wenn eine Frau sexuell erregt ist und einen Höhepunkt erlebt. Es handelt sich also erstmal um vollkommen „natürliche“ Gefühle, die nicht zu Scham führen sollten.
Das musst Du über den Orgasmus beim Stillen wissen
Klassischer Orgasmus sehr selten
Die Brustwarzen sind bei den meisten Menschen besonders empfindlich, weshalb bei manchen Leuten angeblich sogar ein Orgasmus durch die Brustwarzenstimulation ausgelöst werden kann (Stichwort Nippelorgasmus!). Während des Stillvorgangs werden die Brustwarzen auch auf gewisse Art und Weise stimuliert, denn das Baby saugt, knabbert, lutscht an den Brustwarzen. Zum tatsächlichen Höhepunkt kommt es übrigens beim Stillen eher selten, sexuelle Erregung ist beim Stillen aber häufig und kein Grund für Scham.
Erregung bedeutet keine Sexualisierung
Viele Mütter fühlen sich glücklich, wenn sie ihr Baby auf dem Arm halten und es stillen. Nicht umsonst wird der Stillvorgang als eine der wichtigsten Prägungsphasen zwischen Mutter und Kind wahrgenommen. Es ist für die Frau daher wichtig zu wissen, dass diese Erregung nicht bedeutet, dass das Baby oder der Stillvorgang sexualisiert werden!
Oxytocin fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind
Was aber hat sich die Natur dabei gedacht, während eines solch natürlichen und intimen Vorgangs die gleichen Hormone auszuschütten wie bei einem Orgasmus? Oxytocin ist das sogenannte Kuschelhormon; es sorgt dafür, dass wir uns nach Zuneigung sehnen, dass unser Körper empfänglich wird für Berührungen. Evolutionär gesehen ist es sogar sinnvoll, dass genau dieses Hormon beim Stillen ausgeschüttet wird. Denn so wird die Bindung zwischen Mutter und Kind gestärkt.
Erregung kann mehr sein als Sex
Das Gefühl der sexuellen Erregung wird von den meisten Menschen mit Sex gleichgesetzt. Doch Erregung kann viel mehr sein als nur pure Lust. Es soll sogar Menschen geben, die beispielsweise beim Kauf eines neuen Autos ein ähnliches Gefühl der Erregung verspüren wie beim Sex. Vollkommen normal, denn die starke Ausschüttung von Endorphinen löst maximales Glück und Zufriedenheit aus. Gepaart mit Oxytocin, das beim Stillen ausgeschüttet wird, ist Erregung somit ein normales Gefühl und kein Grund, Dich zu schämen.
Vor allem Frauen, die zum ersten Mal Mutter geworden sind, sind manchmal unsicher in Bezug auf Gefühle, die während des Stillens auftreten. Es hilft, wenn Du Dir bewusst machst, das viele Dinge normal sind – und wenn Du Dich vielleicht mit anderen Müttern austauschst, die Ähnliches erleben.