Orgasmus bei Geburt: Ist das möglich?
Eine Geburt ist für viele Menschen ein besonderes Ereignis – und häufig auch ein besonders schmerzhaftes. Wahrscheinlich ist ein Orgasmus nicht das erste, was man damit verbindet. Wir wissen mittlerweile, dass ein Orgasmus Schmerzen lindern kann – deswegen ist Masturbation bei Regelschmerzen gar keine schlechte Idee. Aber bei der Geburt? Und ist ein Orgasmus dabei überhaupt möglich?
Bei der Geburt gekommen – ohne Masturbation
Es klingt erstaunlich, aber angeblich haben einige Frauen bei der Geburt ihres Kindes einen Orgasmus erlebt – und das ohne sich selbst zu berühren (klar, man hat in dem Moment schließlich Besseres zu tun).
Wie aber ist ein Orgasmus bei der Geburt möglich? Das weiß man nicht so genau: Es könnte sein, dass bestimmte Hormone daran beteiligt sind, allen voran das Bindungshormon Oxytocin, das sowohl bei einer Geburt als auch bei einem Orgasmus ausgeschüttet wird – genauer gesagt allerdings: VOR der Geburt und NACH einem Orgasmus. So richtig schlüssig ist das Ganze also nicht.
Die rein mechanische Reizung allein kann zusätzlich bei einigen Frauen ausreichen, um gepaart mit der extremen Emotionalität einer Geburt einen Orgasmus auszulösen.
Warum aber wird das Thema nicht öffentlicher diskutiert, wenn es doch manche Frauen und Geburten betrifft? Wahrscheinlich liegt es daran, dass in den Köpfen der Menschen ein Orgasmus im Kreißsaal einfach nicht ins Bild passt.
Mythen, Ängste und Fakten zum Thema Orgasmus während der Geburt
Die Angst vor dem Unrecht
„Das geht doch nicht“, denkt so mancher Mensch, wenn es um das Thema des Orgasmus bei der Geburt geht. Laut Aussage einiger Hebammen haben viele Mütter grundsätzlich Angst davor, etwas Unrechtes zu tun – und einen Orgasmus bei der Geburt des eigenen Kindes zu erleben, fällt für die meisten in die Kategorie „nicht richtig“. Doch der Orgasmus der Geburt hat nichts mit Sexualität oder Begehren zu tun! Das Kind selbst bekommt außerdem vom Höhepunkt seiner Mutter nichts mit und möglicherweise helfen die Kontraktionen sogar dabei, die Geburt zu beschleunigen.
Eine Geburt muss immer nach dem gleichen Schema ablaufen
Tränen, Blut, Schweiß, stundenlange Schmerzen und danach unendliches Glück – so sieht die Vorstellung einer Geburt bei den meisten Menschen aus. Ein Orgasmus passt eher weniger in dieses Bild und auch nicht in den Kreißsaal im Krankenhaus. Eine Schwangerschaft ist aber keine Krankheit, eine Geburt ist keine Operation. Entscheidend ist, was der Frau in diesem Moment gut tut.
Spielt sexuelle Erregung bei der Geburt eine Rolle?
Jene Frauen, die während der Geburt einen Orgasmus erleben, berichten fast ausnahmslos davon, dass dem keine klassische sexuelle Erregung zugrunde lag. Die Bloggerin Angela Gallo war es, die in ihrem Blog erstmals darüber offen und ungehemmt berichtet hat. Sie hatte während der Entbindung ihres zweiten Kindes stundenlang masturbiert und sich damit neue Energie verschafft. Sie selbst sagte auch, dass der Orgasmus nicht sexuell, aber unglaublich befriedigend für sie war. Ein Ventil zur Schmerzlinderung – und genau das empfinden andere Frauen ähnlich.
Es gibt keine Regeln für den Orgasmus bei der Geburt
Ob Du Dich bei der Geburt – ähnlich wie Bloggerin Angela Gallo – befriedigen möchtest oder nicht, liegt bei Dir. Du musst Dich nicht für den Orgasmus schämen, aber auch nicht denken, dass Du bei der Geburt einen Orgasmus haben MUSST. Letztendlich ist eine Geburt immer eine sehr intensive Erfahrung, die nicht bei jedem Menschen gleich abläuft und für die es keine festgelegten Regeln und Vorschriften gibt.
Es ist sehr wichtig, dass man sich vor und bei der Geburt nicht unter Druck setzt und Angst davor hat, etwas Falsches zu machen. Schließlich ist es etwas Außergewöhnliches und kann auch schnell für Überforderung sorgen. Man sollte sich bewusst machen, dass man über sehr viele Dinge während einer Geburt ganz einfach keine Kontrolle hat.
Bei einer Geburt kann alles Mögliche passieren: Du kannst dabei Körperflüssigkeiten verlieren, es kann sehr schmerzhaft werden, es kann überwältigend sein – und Du kannst dabei eben auch einen Orgasmus erleben.