Tritt in die Hoden
Er wird als Methode der Selbstverteidigung angepriesen und gilt unter Männern als eine der schmerzhaftesten Vorstellungen. Die Rede ist vom umgangssprachlichen „Tritt in die Eier“, der nicht nur weh tut, sondern sogar einige Schäden anrichten kann. Zum Spaß sollte ein solcher Tritt niemals angewandt werden, als Selbstverteidigung hingegen ist er oft eine Methode, um einen Angreifer aufgrund der akuten Schmerzen kurzzeitig außer Gefecht zu setzen. Aber was tut da eigentlich so weh und wie kannst Du Dir helfen, wenn Du beispielsweise beim Sport unabsichtlich den Fuß eines Teamkollegen abbekommen hast?
Der Hoden-Tritt – intensive und unangenehme Schmerzen
Schon ein leichter, versehentlicher Tritt beim Sport reicht aus und der betroffene Mann rollt sich schmerzgekrümmt auf dem Boden. Wahrscheinlich hat der:die ein oder andere:r Zuschauer:in schon einmal daran gezweifelt, ob die Hodenschmerzen tatsächlich so schlimm sind. Wer sie erlebt hat, wird allerdings nicht mehr zweifeln. Denn ein Tritt in die Hoden löst tatsächlich einen sehr intensiven Schmerz aus.
Die Hoden sind zwei äußerst sensible kleine Nervenbündel, die beim Sex größtes Vergnügen bereiten können. Sie reagieren auf Kälte, sie reagieren auf Wärme und auf zärtliches Streicheln sowieso. Diese Empfindsamkeit ist ein Segen, aber auch ein Fluch, denn sie sind Tritten schutzlos ausgeliefert und das ohne Körperfett, ohne Muskeln und ohne eine Chance, den Kick irgendwie ein bisschen abzudämpfen. Die vielen Nerven in den Hoden führen eben auch zu viel Schmerz bei einem Tritt!
Doch es gibt einen weiteren Grund, warum der Tritt so unglaublich schmerzhaft ist. Der Vagusnerv, der seinen Platz im Gehirn hat, wird durch den Hodentritt direkt gereizt. Es herrscht eine Verbindung zwischen den Schmerzrezeptoren im Unterleib und dem Vagusnerv im Gehirn. Die Überreizung dieses Nervs kann dazu führen, dass Übelkeit entsteht, betroffene Menschen Kopfschmerzen bekommen und ihnen schwindelig wird. Ein Tritt ins Gemächt ist also alles andere als nur eine Hodensache, sondern geht über den gesamten Körper.
4 Fakten rund um den Tritt in die Hoden
#1: In vielen Fällen „nur“ schmerzhaft
Wenn Du schon einmal auf dem Fußballplatz beobachtet hast, wie ein Sportler einen Tritt in sein Gemächt bekommen hat, bist Du vielleicht vor Mitgefühl einmal kräftig zusammengezuckt. Das Opfer rollt sich in Embryonalstellung am Boden, verzerrt das Gesicht. Zum Glück sind ein Großteil solcher Verletzungen nicht schwerwiegend und der Schmerz ist das größte Problem. Nach einer Weile lässt dieser nach und es bleiben keine Folgeschäden.
#2: Die Hodenprellung als häufigste Folge
Eine Hodenprellung ist die häufigste Folge eines beabsichtigten oder unbeabsichtigten Tritts in die Hoden. Eine leichte Prellung heilt innerhalb kürzester Zeit, die starken Schmerzen verschwinden oft schon nach wenigen Stunden wieder. Mit Eisbeuteln kann der Hodensack gekühlt werden. Es ist wichtig darauf zu achten, dass der Eisbeutel nie direkt auf die empfindliche Haut gelegt wird, um Kälteverbrennungen zu vermeiden.
#3: Ruhigstellen kann hilfreich sein
Wenn es passiert ist und Du einen Tritt in die Eier abbekommen hast, ist Ruhigstellen die beste Lösung. Es ist durchaus möglich, dass sich Dein Hoden blau verfärbt, wenn kleine Äderchen gerissen sind. Ein solches Hämatom ist in der Regel kein Grund zur Sorge, es entsteht aus den gleichen Gründe, wie am Bein, am Arm oder an jeder anderen Körperstelle. Durch Ruhigstellen und Kühlen kannst Du verhindern, dass es zu starken Schwellungen kommt.
#4: Bei Schwellungen zum Arzt gehen
Wenn Deine Hoden anschwellen und trotz Kühlung und Schmerzmittel keine adäquate Besserung zu spüren ist, solltest Du Deinen Hausarzt oder einen Urologen aufsuchen. Durch die starke Schwellung ist es möglich, dass Deine Blutgefäße beeinträchtigt werden. Das wiederum kann zu Funktionsstörungen führen, daher ist eine ärztliche Untersuchung so wichtig.
# Fun-Fact
Tatsächlich gibt es Menschen, die auf die Schmerzen stehen, die ein Tritt in die Hoden auslöst. Zur BDSM-Praktik Cock and Ball Torture (auf Deutsch: Penis-und-Hoden-Folter) gehören beispielsweise das Abbinden, Quetschen, Kratzen und Schlagen der Hoden – und eben auch Tritte.
Du siehst selbst, so ein Tritt in die Hoden ist keinesfalls ein harmloses Geschehen, zumindest nicht, wenn es um die Schmerzen geht. Glücklicherweise vergehen diese meist folgenlos und es bleibt nichts von der Verletzung zurück. Du kannst aber sicher sein, dass die windenden Männer am Boden des Fußballplatzes keine Pause vom Spiel machen, sondern nach einem Hodentritt ernsthafte Schmerzen haben.