Können Hoden platzen?
Wer einen Luftballon zu weit aufbläst muss damit rechnen, dass er knallend in seine Einzelteile zerfetzt wird. Kann sowas auch mit den Hoden passieren? Ist es möglich, dass die Kronjuwelen platzen?
Nun ja, man kann die Hoden zwar nicht wie Ballons aufblasen und so zum Platzen bringen, doch eine Hodenruptur ist tatsächlich möglich. Diese äußerst schmerzhafte Erkrankung des Hodens braucht sofortige medizinische Hilfe, tritt aber glücklicherweise nur selten auf.
Platzende Hoden – das passiert nicht einfach so
Allein die Vorstellung ist schmerzhaft und auch in der Praxis ist eine Hodenruptur keine angenehme Situation. Bei dieser Verletzung reißt die sogenannte Tunica albuginea, die bindegewebsartige Struktur, die den Hoden umhüllt. Das Parenchym, aus dem der innere Hoden besteht, drückt sich durch den Riss nach außen. Es handelt sich hierbei um eine gallertartige Masse, die nur durch die äußere Hülle in ihrer eigentlichen „Ei-Form“ gehalten wird.
Ein Mythos allerdings ist es, dass Hoden platzen, wenn Männer keinen Samenerguss haben. Der Samenstau ist ein Märchen und nicht zu ejakulieren würde niemals zu einer explosionsartigen Ruptur der Hoden führen. Es kann im schlimmsten Fall zu Blue Balls kommen, wenn die Ejakulation zu lang unterdrückt wird, medizinisch gefährlich ist das aber nicht. Eine Hodenruptur hingegen ist eine ernsthafte Verletzung und hier ist wichtig, dass rechtzeitig gehandelt wird.
Die Hodenhaut, also das Säckchen, in dem sich die beiden Hoden befinden, bleibt allerdings bei einem platzenden Hoden fast immer intakt. Geplatzt ist meist nur die innere Tunica albuginea; die Ärztin:der Arzt kann das durch einen Ultraschall feststellen. Dringt Parenchym aus dem Riss aus, muss mittels Operation innerhalb von maximal 48 Stunden eine Korrektur und Reparatur des Risses erfolgen. Lebensgefahr droht dabei nicht, der betroffene Hoden kann allerdings im schlimmsten Fall verloren gehen.
Ursachen, Symptome und Behandlung bei geplatzten Hoden
1: Sportverletzungen sind häufige Ursache
Die Hoden platzen nicht einfach so, sondern durch äußere Gewalteinwirkung. Schuld ist in den meisten Fällen ein Unfall beim Sport. Ein Puck, der beim Eishockey mit hoher Geschwindigkeit Richtung Weichteile fliegt, ein Schlag, der beim Boxen unter die Gürtellinie ging – diese stumpfen Traumata können zu einer Hodenruptur führen. Auch beim Sex kann es unter Umständen passieren, wenn der Hoden eingeklemmt und somit stark belastet wird – in den meisten Sexstellungen besteht hier jedoch keine Gefahr.
2: Starke Schmerzen als wichtigstes Anzeichen
Der Hoden rupturiert sehr plötzlich, es stellen sich unmittelbar starke Schmerzen ein, die bis in den Unterleib ziehen, und sogar zu Übelkeit und Erbrechen führen können. Fast immer ist nur ein Hoden betroffen, der schnell anschwillt und durch Blutungen dunkelblau erscheinen kann. Kennzeichnend ist die einseitige Schwellung, der gesunde Hoden wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Schmerzen verhindern oft, dass Betroffene aufrecht gehen können, daher kann es nötig sein, einen Rettungswagen zu rufen.
3: Ultraschall zur Diagnose
Der behandelnde Arzt oder die Ärztin führt in aller Regel zunächst einen Ultraschall durch, um die Verletzung zu bestätigen. Bei starken Blutungen im Hoden kann eine Doppler-Sonografie erforderlich werden, um den Blutfluss darzustellen. Betroffene Patienten bekommen ein Schmerzmittel, damit die Untersuchungen unkompliziert und schnell durchgeführt werden können. Je nach Ausmaß des Traumas kann auch eine Computertomografie nötig sein.
4: Behandlung durch Operation
Die sofortige Operation ist die einzige Möglichkeit, um den geplatzten Hoden zu therapieren. Je früher der Eingriff erfolgt, desto besser stehen die Chancen, das der Hoden erhalten werden kann. Ein vorhandenes Hämatom sowie das bereits abgestorbene Hodengewebe werden entfernt, anschließend wird die bindegewebsartige Schicht wieder sorgfältig verschlossen. Ist genug Hodengewebe erhalten, muss er nicht entfernt werden.
5: Die Nachsorge nach dem Eingriff
Nach der Operation kann der Patient meist nach 1 bis 2 Tagen die Klinik verlassen, der Schmerz lässt sehr schnell nach. Es muss eine Nachkontrolle erfolgen, da die Schnittführung am Hodensack meist mit Fäden vernäht wird. Bei unkomplizierter Wundheilung ist nach rund vier Wochen alles wieder verheilt. Sex steht in den ersten 14 Tagen nach der OP auf der Verbotsliste, erst nachdem die Fäden entfernt wurden, ist er wieder erlaubt.
Können Hoden platzen? Kurz zusammengefasst
Können Hoden also platzen? Ja, das können sie in gewisser Weise, wenn auch nicht so, wie man sich das im ersten Moment vielleicht vorstellt. Wie immer gilt: Bei starken Schmerzen und auffälligen Veränderungen solltest Du immer eine:n Arzt:Ärztin aufsuchen!