Brüste ohne Nippel – gibt es das wirklich?

Gleich vorweg die wohl wichtigste Information: Es gibt nicht „den perfekten Nippel“, denn jede Brustwarze ist anders. Individuelle Formen, die Größe des Vorhofs, die Länge der Nippel, all das kann unterschiedlich sein und sich sogar im Laufe des Lebens verändern.

Als „Norm“ gilt dennoch die hervorstehende Brustwarze, da sie rein evolutionstechnisch für die Ernährung des Nachwuchses am besten geeignet ist. Nun ist Mutter Natur aber manchmal in einer besonderen Laune und sorgt dafür, dass ein Körper nicht immer der Norm entspricht.

Große Brüste, kleine Brüste, steil abstehende Nippel oder flache Nippel – all das kann vorkommen und sofern Du nicht aus medizinischer Sicht beeinträchtigt bist, ist das kein Grund zur Sorge.  

Wie sich Deine Brust und Deine Nippel im späteren Leben entwickeln, wird übrigens meist schon in der Embryonalphase festgelegt. Anders sieht es auch mit Verletzungen oder Krankheiten, die zum Verlust der Brustwarze führen.

So kann beispielsweise bei einer Brustkrebserkrankung eine komplette Amputation der Brust nötig werden. Die Brust selbst kann mittels Silikonimplantaten oder Eigenfett rekonstruiert werden, doch wenn auch die Brustwarze von Krebs befallen war, lässt sich diese nicht auf medizinische Weise ersetzen. In diesem Fall wird in vielen Fällen auf eine Nippel-Tätowierung in dreidimensionaler Optik gesetzt. Sie ersetzt den Nippel optisch und nur bei Berührung kann man bemerken, dass die Brust keine Brustwarze hat.

Wird ein Baby hingegen gänzlich ohne Brustwarzen geboren, wird von einer Athelie gesprochen. Durch eine Fehlbildung im Mutterleib werden die Brustwarzen gar nicht erst angelegt.

#1: Ursachen der Athelie bislang unklar

Eine Athelie, das völlige Fehlen der Brustwarzen, kommt bei Menschen und Tieren vor, bei Menschen aber deutlich seltener. Die Nippel fehlen bereits von Geburt an. Expert:innen sind bislang nicht einig, was die Ursache dafür ist, es wird aber von einem nicht näher bestimmbaren genetischen Defekt ausgegangen. Bei Athelie kann nur eine Brust betroffen sein, es können aber auch beide Brüste ohne Nippel auftreten.

#2: Athelie ist eine gutartige Veränderung

Auch wenn die Athelie optisch von der Norm abweicht, gilt sie als gutartige Brustveränderung. In einigen Fällen kann es bei Frauen vorkommen, dass nicht nur die Brustwarze selbst fehlt, sondern überhaupt kein Brustgewebe angelegt wurde. In diesem Fall wird von einer Amastie gesprochen. Diese wird oft nicht direkt bei der Geburt bemerkt, sondern erst in der Pubertät, wenn die Brust nicht wächst. Es wird vermutet, dass eine Störung im Hormonkreislauf hierfür verantwortlich sein kann.  

#3: Athelie durch rekonstruktiven Eingriff behandelbar

Eine Brust ohne Nippel führt erst dann zu Problemen, wenn betroffene Frauen ihren Nachwuchs stillen möchte. Leider ist es medizinisch nicht möglich, die Stillfähigkeit operativ wiederherzustellen. Dennoch kann durch einen chirurgischen Eingriff die Nachformung einer Brustwarze erfolgen. Hierfür wird eine sogenannte Lappenplastik verwendet, bei der durch ein Gewebetransplantat eine Brustwarze geformt wird. Ist einseitig ein Nippel vorhanden, wird häufig ein Teil dessen genutzt, um eine zweite Warze zu formen. Der Brustwarzenhof wird in den meisten Fällen tätowiert, kann aber auch durch Lippengewebe geformt werden.

#4: Nicht sichtbare, aber vorhandene Brustwarzen

Bei der Athelie ist die Brustwarze tatsächlich nicht vorhanden, bei Flachwarzen hingegen ist sie lediglich flach mit dem umliegenden Gewebe verbunden. Rein optisch ist eine Brust zu sehen, bei der ein Brustwarzenhof angelegt wurde, der Nippel aber nicht vorhanden ist. Farblich kann sich die Oberfläche der Brustwarze, die flach im Gewebe eingebettet ist, vom umliegenden Warzenvorhof unterscheiden. Beim Stillen kann das zu Schwierigkeiten führen, die allerdings behebbar sind. Durch Stimulation oder Kältereize können die Brustwarzen hervorgelockt werden. Auch ein Piercing kann geeignet sein, um die flachen Nippel dauerhaft hervorzuheben.

#5: Schlupfwarzen als versteckte Nippel

Eine Besonderheit unter den Brustwarzenanomalien stellen Schlupfwarzen dar. Sie sind ganz normal angelegt, können aber, je nach Ausprägung, dauerhaft nach innen versunken sein. Es gibt drei verschiedene Stadien dieser Besonderheit. Im ersten Stadium sind die Brustwarzen zwar eingesunken, lassen sich aber manuell herausdrücken und treten auch bei Erregung hervor. Im zweiten Stadium sind sie eingesunken und können nur kurzfristig sichtbar gemacht werden. Im dritten Stadium hingegen sind die Nippel dauerhaft eingesunken und werden im Zuge einer Behandlung entweder durch eine Durchtrennung des Milchkanals oder durch ein Piercing hervorgehoben.

Tatsächlich treten bei der sogenannten Athelie Brüste ohne Nippel auf und dieses Fehlen der Brustwarzen kann die Betroffenen psychisch belasten. Als Lösung kommen dann eine Brustwarzenrekonstruktion oder eine Tätowierung infrage, die den Nippel imitiert. Das Wichtigste ist aber: Medizinisch sind Brüste ohne Nippel oft kein Problem.