Die größten Sex-Mythen

Meist steckt gefährliches Halb- oder Nichtwissen dahinter, was von einem zum anderen weitergegeben wird. Wir verraten Dir die kuriosesten und unglaublichsten Sex-Mythen, die teilweise schon seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten kursieren.

Was genau ist eigentlich ein Mythos? Mythen werden fast immer nur mündlich übertragen und nicht schriftlich festgehalten. Erstaunlicherweise ähneln sich jedoch die Mythen verschiedener Völker auch dann, wenn sie zuvor niemals miteinander in Kontakt standen. Bedeutet das also nun, dass an Mythen doch was dran ist? So viele Menschen können sich doch nicht irren? 

Keineswegs – manchmal sind mangelndes Wissen und falsche Schlussfolgerungen die Gründe dafür, dass ein Mythos entsteht. Was Sex betrifft gibt es oft noch einen anderen Grund für Mythen, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg bestehen: Kontrolle. Schauermärchen über ausgeleierte Vaginen und schreckliche Folgen von Masturbation haben auch lange dabei geholfen, vor allem Frauen von zu viel horizontalem Spaß abzuhalten. Aber spätestens, wenn die Wissenschaft beginnt, einen Mythos zu untersuchen, ist dieser oft nicht mehr haltbar...

Sex Mythos 1: Je größer die Nase, desto länger der Penis

Immer wieder wird behauptet, dass die männliche Nase einen Einfluss auf die Größe des Penis hat. Doch wer sich seinen Partner nun gezielt nach der Nase aussucht, kann eine herbe Enttäuschung erleben. So ist es durchaus möglich, dass ein Mann mit großer Nase nur einen durchschnittlich großen Penis hat, während der unauffällige Kollege mit der Stupsnase überraschend gut bestückt ist. Wissenschaftlich gibt es keinerlei Zusammenhang zwischen Nase, Hand, Ohren oder anderen Körperteilen und der Größe des Penis.  

Sex Mythos 2: Männer wollen häufiger Sex als Frauen

Der Mann, das triebgesteuerte Wesen, die Frau mit ständigen Kopfschmerzen – ein Klischee und Mythos zugleich und noch immer stark in den Köpfen der Menschen verankert. Tatsächlich ist die sexuelle Aktivität bei jungen Männern zwischen 20 und 30 stärker ausgeprägt als bei Frauen, spätestens ab dem 30. Geburtstag nähern sich die beiden Geschlechter aber wieder an. Daraus eine geltende Regel zu machen, ist jedoch nicht sinnvoll. Menschen sind nun mal einfach verschieden und die Libido ist entsprechend unterschiedlich ausgeprägt.

Sex Mythos 3: Männer gehen öfter Fremd als Frauen

Der Mythos, dass Männer häufiger fremdgehen als Frauen, hält sich zwar hartnäckig, entspricht aber nicht unbedingt der Realität. So zeigt zum Beispiel eine repräsentative Studie der Universität Göttingen (2019) im Rahmen der Partnerschaftsstudie von ElitePartner, dass etwa 21 % der Männer und 19 % der Frauen in Deutschland schon einmal untreu waren. Andere Untersuchungen, wie die des Instituts für Psychologie der University of Indiana (2017), kommen zu ähnlichen Ergebnissen und verdeutlichen, dass sich das Verhalten zwischen den Geschlechtern zunehmend angleicht. Die Gründe für das Fremdgehen sind vielfältig und nicht geschlechtsspezifisch – emotionale Unzufriedenheit, mangelnde Nähe oder das Bedürfnis nach Bestätigung spielen dabei oft eine Rolle. Untreue hängt also weniger vom Geschlecht ab als vielmehr von individuellen Umständen und Beziehungen.

Sex Mythos 7: Masturbation ist gefährlich und macht blind

Im 18. Jahrhundert verbreitete es sich wie ein Lauffeuer und sorgte für Angst und Schrecken unter Jugendlichen: Junge Männer, die häufig masturbieren, können erblinden. Woher der Mythos kommt, weiß man nicht genau. Es wird vermutet, dass die Kirche einen Anteil an diesem Mythos haben könnte, da Masturbation und selbstbestimmte Lust sehr lange als Sünde angesehen wurde. Fakt ist aber, dass die Häufigkeit der Masturbation auf die Sehkraft überhaupt keinen Einfluss hat und auf die allgemeine Gesundheit sogar förderlich wirken kann.

Sex Mythos 8: Masturbierende Frauen haben kleine Brüste

Ein weiterer Mythos rankt sich um das Thema Masturbation. So wurde lange Zeit behauptet, dass Masturbation bei Frauen zu einer geringeren Ausbildung der Brust führe. Da ein voller Busen aber als Schönheitsideal galt, wurden damit erhebliche Ängste geschürt. Ziel und Zweck war es, Frauen von „unreinem“ Solosex abzuhalten.  

Sex Mythos 9: Hysterie: Die umherwandernde Gebärmutter

Zu den besonders skurrilen Sex-Mythen gehört die der Hysterie. In der griechischen Antike ging man davon aus, dass die Gebärmutter im Körper der Frau umherirrt, wenn sie nicht regelmäßig mit Spermien „gefüttert“ wird. Im schlimmsten Fall würde sie sich im Gehirn festbeißen und die Frauen egoistisch, unzurechnungsfähig und schwach machen – hysterisch eben. Nun ja, wir müssen wahrscheinlich nicht mehr betonen, was das für ein haarsträubender Unsinn ist.

Sex Mythos 10: Wenn Frauen squirten, ist das Urin

Nein, das stimmt auch nicht! Tatsächlich handelt es sich bei der Squirt-Flüssigkeit nicht um Urin, sondern um eine klare oder milchige Flüssigkeit, die aus den Skene-Drüsen (auch als weibliche Prostata bekannt) abgegeben wird. Diese Flüssigkeit unterscheidet sich in ihrer Zusammensetzung von Urin, kann aber geringe Spuren davon enthalten, da Harnröhre und Drüsenausgang anatomisch nahe beieinander liegen.

Sex Mythos 11: Das Jungfernhäutchen wird beim ersten Sex komplett zerstört.

Das Jungfernhäutchen spielt in einigen Kulturkreisen eine entscheidende Rolle bei der Eheschließung. Eine Frau, die keine Jungfrau mehr ist, kann sogar als potenzielle Heiratskandidatin abgelehnt werden. Doch auch hier bei uns werden nach wie vor Mythen zum Jungfernhäutchen verbreitet. Viele gehen davon aus, dass das Hymen eine dünne Haut ist, die die Scheide komplett verschließt und die beim ersten Mal „durchbrochen“ wird, was dann wiederum blutet. Das stimmt aber so nicht: Beim Hymen handelt es sich um eine Schleimhautfalte, die wie ein Kranz die Vaginalöffnung umrandet. Hymen können ganz unterschiedlich aussehen und es kann auch sein, dass sie beim Sex einreißen – das muss aber nicht passieren, da sie extrem dehnbar sind. Man kann also anhand des Hymens nicht erkennen, ob eine Frau noch Jungfrau ist.

Sex Mythos 12: Das erste Mal tut immer weh

Wie auch einige andere Sex-Mythen sagen wir hier: Ja und Nein. Natürlich kann das erste Mal ganz schön unangenehm sein. Man weiß nicht, wie guter Sex funktioniert; von Gleitgel hat man keine Ahnung und die Frau braucht definitiv mehr als drei Stöße um zu kommen. Dennoch berichten auch einige Frauen, dass ihr erstes Mal eine schöne Erfahrung war. Denn wichtig für das Schmerzempfinden ist, wie erregt die Vagina ist. Ist sie feucht und weich und auch der Beckenboden entspannt, dann spricht nichts gegen eine angenehmes erstes Mal. 

Sex Mythos 13: Sex muss immer Abwechslungsreich sein, sonst wird es langweilig

Nein, diese Aussage bleibt eine Sex-Mythe! Sex sollte genau so sein, wie Du es magst. Ob Solo Sex, mit Sextoys, mit Bondage oder einfach nur mit ganz viel Gleitgel - Du und Dein:e Parter:in entscheiden, was toll ist. Na klar kann man hier und da auch mal eine neue Stellung ausprobieren, einen Vibrator mit ins Spiel einbringen oder auch gerne einen Fetisch ausleben - aber wenn Ihr oder Du das nicht wollen, dann ist das völlig okay. Wichtig ist: Solltest Du mit Deinem Sexleben unzufrieden sein, dann kommuniziere dies ganz offen und ehrlich mit Deinem Schatz!

Sex Mythos 14: Männer bekommen von der Enthaltsamkeit einen Samenstau

Auch bei dieser Aussage handelt es sich um eine reine Sex-Mythe und manchmal auch gerne nur um eine Männerausrede für mehr Sex! Denn: Auch ohne Sex oder Masturbation vernichtet der Körper die unbrauchbaren Spermien. Oftmals werden diese im Schlaf ejakuliert. Was jedoch stimmt ist, dass Männer einen Hodenkrampf oder Samenstau erleben können, wenn eine Erektion über einen längeren Zeitraum hinweg besteht, ohne das ejakuliert wird. Oftmals entstehen dann Spannungsgefühle in Penis und Hoden, die bis hin in den gesamten Unterbauch ausstrahlen können. 

Sex Mythos 15: Rausziehen reicht, um nicht schwanger zu werden

Sorry liebe Ladies & Gentlemen, aber auch durchs rausziehen (auch als “Coitus interruptus” bekannt) besteht die Chance, dass eine ungewollte Schwangerschaft eintritt. Zwar verringert das Herausziehen vor der Ejakulation das Risiko einer Schwangerschaft etwas, doch bereits im Lusttropfen (Präejakulat) können Spermien enthalten sein, die eine Befruchtung auslösen können. Zudem erfordert diese Methode große Kontrolle und Erfahrung, was sie noch unzuverlässiger macht.

Sex Mythos 16: Man kann sich immer nur einmal mit einer STI anstecken

Das stimmt nicht, denn Du kannst Dich bei ungeschütztem Sex leider immer wieder mit den meisten Geschlechtskrankheiten anstecken lassen. Ob ein Tripper, Syphilis oder auch Genitalherpes - bleiben diese Krankheiten unbehandelt, kannst Du sie beim Sex wahllos weitergeben und Dich leider auch immer wieder neu mit ihnen infizieren. Die einzige STI bei der Du nach einer ersten Erkrankung immun bleibst und Dich nicht mehr anstecken kannst ist Hepatitis B.

Fazit: Nicht alle Sex Mythen sind Wahr, manche nicht

Manche Sex Mythen halten sich besonders hartnäckig, heute gibt es aber glücklicherweise jede Menge Möglichkeiten, mit denen falsche Behauptungen einfach widerlegt werden können. Wenn Du also einmal eine kuriose Geschichte hörst und sie nicht so ganz glauben kannst, mach Dich lieber selbst schlau, bevor Du einer sogenannten „Urban Legend“ aufsitzt.  

Und zum Schluss noch etwas, das garantiert kein Mythos ist: Sex macht meistens ganz schön viel Spaß. 😉