Was ist eigentlich mit Männergesundheit?
Große Jungs weinen nicht und sind auch sonst ziemlich unbesiegbar. Wer per Stereotyp immer stark sein muss, kann sich keine Schwächen erlauben. Viele Männer schauen deshalb nicht genau auf ihre Gesundheit, um mögliche Schwachstellen gar erst nicht zu entdecken. Und wenn es doch mal irgendwo zwickt, dauert es meist (zu) lang bis Mann zur Ärztin (oder zum Arzt) geht. Genau deshalb liest Du hier alles rund um die Männergesundheit – von Vorsorge bis hin zu psychischen Faktoren!
Männergesundheit: Warum spricht niemand darüber?
Männer sterben im Durchschnitt 5 Jahre früher als Frauen. Während Frauen eine Lebenserwartung von 83,2 Jahren haben, kommen Männer gerade einmal auf eine Lebenserwartung von 78,3 Jahren. Viele tödliche Krankheiten können früher erkannt und noch geheilt werden, wenn eine regelmäßige Vorsorge stattfindet. Und dennoch gehen viele Männer nicht regelmäßig zum Arzt oder zur Ärztin. Warum ist das so?
Ein Grund, warum auf das Thema Männergesundheit immer noch explizit hingewiesen werden muss, dürfte Aufrechterhaltung geschlechtsspezifischer Stereotype in der Gesellschaft sein. Konkret meinen wir hier das Bild vom starken Mann, der keinen Schmerzen kennt und mit Krankheiten selbst fertig wird. Doch eigentlich sollte klar sein, dass jeder Mensch Unterstützung braucht, wenn er krank ist – ganz unabhängig vom Geschlecht!
Neben der Infragestellung solcher Rollenbilder ist es allerdings auch enorm wichtig, über Themen wie Vorsorgeuntersuchungen und regelmäßige Check-Ups öffentlich aufzuklären.
Es ist an der Zeit, mit den Klischees aufzuräumen – dann können nämlich auch Männer mal einen Schnupfen haben, ohne dass die Welt gleich Witze über sie macht.
Vorsorge für mehr Männergesundheit
Statistisch erkranken Männer vor allem an Herzkrankheiten und Krebserkrankungen der Lunge, der Prostata und des Darms. Diese Krankheiten verlaufen am häufigsten tödlich. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können dazu beitragen, dass eine etwaige Krebserkrankung früh erkannt wird, was die Möglichkeit einer erfolgreichen Behandlung erhöht. Gerade wenn im familiären Umfeld Krebsfälle bekannt sind, ist es besonders wichtig, früh genug mit den Check-Ups für die Männergesundheit zu beginnen.
In der Regel sollten Männer ab 45 Jahren regelmäßig die „Große Hafenrundfahrt“ antreten. Gemeint ist damit die Vorsorgeuntersuchung der Prostata beim Urologen. Dadurch kann vor allem Prostata- und Hodenkrebs frühzeitig diagnostiziert werden aber auch Krankheiten wie die Prostataentzündung können hier entdeckt werden.
Ab 35 Jahren sollte sich jeder Mann zudem regelmäßig zum Check-Up begeben, um Blutwerte und Herz- und Lungenfunktion überprüfen zu lassen.
Vorsorgeuntersuchungen bieten einen eindeutigen Vorteil für die Männergesundheit. Dennoch nehmen bei weitem nicht alle Männer diese Untersuchungen war. Warum ist das so? Zum einen spielt auch hier das Stereotyp des starken Mannes eine Rolle, der mit allem alleine zurecht kommen muss.
Doch oft ist auch Angst der wahre Grund der Vermeidung. Angst davor, dass die Vorsorgeuntersuchung unangenehm ist oder Körperstellen berührt werden, die man lieber nicht berührt bekommen möchte – so zum Beispiel der Anus. Doch eine Prostatamassage aus medizinischer Sicht ist notwendig, um schwerwiegende Krankheiten frühzeitig zu erkennen.
Doch was ist schon eine kurze unangenehme Untersuchung im Vergleich zu dauerhafter Gesundheit? Eben – also auf zum Checkup!
# Achtung
An Hodenkrebs erkranken meist junge Männer. Regelmäßiges Abtasten ist daher wichtig. Sollten sich die Hoden verändern oder sich merkwürdig anfühlen: Unbedingt checken lassen! Das gleiche gilt natürlich auch, wenn Hodenschmerzen auftreten!
Sexuelle Gesundheit von Männern
Auch im Hinblick auf sexuelle Gesundheit gibt es einige geschlechtsspezifische Besonderheiten. Erektionsstörungen und Potenzprobleme lösen bei vielen Männer einen hohen Leidensdruck aus und dennoch sprechen sie nur selten darüber. Lieber greifen sie zu Selbsthilfemaßnahmen wie der Einnahme von Viagra. Doch auch die blauen Pille kann die Ursache der Erektionsprobleme nicht beheben, sondern lediglich die Symptome mildern.
Du hast seit Längerem Schwierigkeiten damit, eine Erektion zu bekommen oder einen steifen Penis zu behalten? Dann lass das lieber bei einem Arzt oder einer Ärztin abklären! Nur so kannst Du sicher sein, dass keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme die erektile Dysfunktion auslösen, sondern vermutlich einfach nur Stress.
Und wie sieht es mit den „Krankheitsbildern“ Samenstau und Blueballs aus? Was passiert, wenn man Sperma nicht rauslässt? Hierdurch kommt es nicht zu Krankheiten. Die Hoden produzieren zwar andauernd neue Spermien, dabei kommt es allerdings nicht zu einem Rückstau, auch wenn keine Ejakulation stattfindet. Bei längerer Sexflaute musst Du Dir also keine Gedanken um die Gesundheit Deines besten Stücks machen!
Männergesundheit verbessern: Ungesunde Lebensweise frisst Lebensjahre
Laut einer britischen Studie aus dem Jahr 2013 ist die Wahrscheinlichkeit für Männer an Krebs zu erkranken 35% höher, da sie statistisch gesehen mehr Alkohol trinken, eher an Übergewicht leiden und mehr rauchen.
Diese Umstände erhöhen auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem fand die Deutsche Gesellschaft für Ernährung 2017 heraus, dass Männer nicht nur besonders häufig übergewichtig sind, sondern auch bereits in vergleichsweise jungen Jahren – nämlich ab einem Alter von 30-35 Jahren.
Grundsätzlich ist es für Männer jeden Alters ratsam, sich gesund zu ernähren. Denn auch Männer müssen nicht extra viel Fleisch essen. Regelmäßige Bewegung ist sowieso ein Muss – zusätzlich zum Bettsport solltet Ihr dabei neben dem Sex auch anderer körperlicher Betätigung nachgehen!
Denn Sport hält fit und sorgt dafür, dass Du ein besseres Gespür für den eigenen Körper bekommst. So ist es unter anderem möglich, ein Körpergefühl zu entwickeln, das schon früh auf eventuelle Mängel und Wehwehchen hinweisen kann. Ein Körpereigenes Frühwarnsystem quasi!
Männer und psychische Gesundheit
In vielen Kreisen noch ein Tabuthema: Die psychische Gesundheit von Männern. Dieser Bereich ist sehr sensibler. Schließlich reden Männer nicht gern über ihre Gefühle – dem Stereotyp sei Dank. Das führt dazu, dass Wut oft die einzige Emotion ist, die gezeigt wird. Gefühle wie Angst, Trauer und Scham schlucken Männer oft runter. Mit gravierenden Folgen für die psychische Gesundheit.
Laut BZgA werden rund drei Viertel aller vollzogenen Suizide von Männern begangen.
Die Expert:innen der Stiftung Männergesundheit gehen davon aus, dass Depressionen bei 60 bis 90 Prozent der Betroffenen nicht erkannt und somit auch nicht behandelt werden. Doch auch niedrigschwelliger psychische Folgen können die Konsequenz von unterdrückte Gefühlen sein: Rückenschmerzen, Magengeschwüre, Schlafstörungen… Die Liste ist lang!
Nicht betäuben, sondern behandeln
Oft versuchen Männer mit exzessivem oder gar aggressivem Verhalten eine scheinbare Bedrohung ihrer Männlichkeit durch ungewohnte Gefühle zu kompensieren. Der gesteigerte Konsum von Alkohol und anderen Drogen ist hier ebenfalls eine typische Reaktion. Manchmal kommt es nicht nur zum Substanzmissbrauch, es können sich auch andere Süchte entwickeln. Manche Männer sind beispielsweise süchtig nach Selbstbefriedigung. Hierbei handelt es sich in der Regel auch um einen Mechanismus, um negative Gefühle zu verdrängen und sich abzulenken.
Dabei ist es ist nicht nur okay, Traurigkeit, schlechte Stimmung oder Niedergeschlagenheit zuzulassen, sondern wichtig für die psychische Gesundheit aller Menschen. Oft hilft es bereits, sich Freund:innen anzuvertrauen. Wenn ein schlechter Gemütszustand allerdings länger anhält, sollte man(n) sich unbedingt professionelle Hilfe holen. Berater*innen und Therapeut*innen sind darauf spezialisiert, Dich zu unterstützen. Das kommt sowohl der psychischen als auch der physischen Männergesundheit zu gute!
# Gut zu wissen
Gut zu wissen: Wer sich eingehender mit Themen rund um die Männergesundheit beschäftigen möchte, kann hier das Männergesundheitsportal der BZgA besuchen.