Vaginitis
Scheidenentzündung erkennen, behandeln und vorbeugen
Wenn’s im Schritt juckt oder brennt, kann das eine Vaginitis sein. Die Scheidenentzündung können Frauen jeden Alters bekommen und laut Statistik ist auch jede Frau mindestens einmal in ihrem Leben betroffen. Lies hier, was eine Scheidenentzündung eigentlich ist, welche Symptome sie hat und was Du gegen die lästige Vaginalerkrankung tun kannst.
Was ist eine Scheidenentzündung?
Eine Scheidenentzündung, auch Vaginitis (aus dem Lateinischen) oder Kolpitis (aus dem Griechischen) genannt, gehört zu den häufigsten Infektionen im weiblichen Genitalbereich und ist eine Entzündung der Vaginalschleimhaut.
Eine Vaginitis ist nicht gleichzusetzen mit einem Scheidenpilz – dieser ist nur eine mögliche Form der Scheidenentzündung. Aber dazu später mehr.
# Vagina vs. Vulva
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Vagina und Vulva? Die Vulva bezeichnet die äußeren Geschlechtsorgane der Frau und umfasst den Venushügel, die äußeren und inneren Schamlippen, die Klitoris und den Scheidenvorhof. Die Vagina hingegen ist ein inneres Organ. Sie ist ein etwa zehn cm langer, dehnbarer Muskelschlauch, der die Vulva mit dem Gebärmutterhals verbindet. Während die Vulva von außen sichtbar ist, befindet sich die Vagina im Inneren des Körpers.
Formen der Scheideninfektion
Es wird zwischen primärer und sekundäre Scheidenentzündung unterschieden. Eine primäre Vaginitis wird durch äußere Faktoren, also das Eindringen von Keimen in die Scheide, verursacht. Eine sekundäre Vaginitis liegt dann vor, wenn die Scheidenflora bereits gestört ist und sich daraus eine Scheidenentzündung entwickelt. Nicht selten liegt dann auch eine bakterielle Vaginose (BV) zugrunde.
Welche Ursachen hat eine Vaginitis?
Scheideninfektionen können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden.
Bakterien
Bakterien sind eine häufige Ursache für Scheidenentzündungen. Sie können eine bakterielle Vaginose (BV) oder direkt eine Vaginitis auslösen. Zu den häufigen bakteriellen Erregern gehören Gardnerella vaginalis, die besonders häufig vorkommt, sowie Staphylokokken, Streptokokken, Gonokokken, Chlamydien und Kolibakterien aus dem Darm. Diese bakteriellen Infektionen können das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora stören und zu Symptomen wie unangenehmem Geruch, vermehrtem Ausfluss und Irritationen führen, wobei eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig ist, um Komplikationen zu vermeiden.
Parasiten
Parasiten können ebenfalls eine Vaginitis verursachen. Ein Beispiel hierfür sind Geißeltierchen, auch bekannt als Trichomonaden. Diese einzelligen Parasiten können durch sexuellen Kontakt übertragen werden und verursachen oft unangenehme Symptome wie Juckreiz, Brennen und einen schaumigen, grünlich-gelben Ausfluss.
Viren
Virale Infektionen können auch zu einer Scheidenentzündung führen. Beispiele für Viren, die eine Vaginitis auslösen können, sind HPV (Humane Papillomviren) und Herpesviren. Diese viralen Infektionen werden häufig durch sexuellen Kontakt übertragen und können neben Entzündungen auch zu anderen Symptomen wie Juckreiz, Brennen oder sichtbaren Veränderungen der Schleimhaut führen, wobei HPV in einigen Fällen sogar mit einem erhöhten Risiko für Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht wird.
Pilze
Pilzinfektionen, insbesondere die vaginale Mykose oder Candidose, sind eine häufige Ursache für Scheidenentzündungen. Der wichtigste pilzliche Erreger ist Candida albicans, der am häufigsten vorkommt. Seltener können auch andere Candida-Arten eine Rolle spielen. Hefepilze sind oft der Grund, warum Vaginitis schnell mit Scheidenpilz in Verbindung gebracht wird.
Weitere Risikofaktoren, die eine Vaginitis begünstigen
Ebenso wie Pilze sind auch Bakterien bereits in Deiner Scheide enthalten – jedoch sorgt die Scheidenflora für ein Gleichgewicht und dafür, dass sich die Pilze und Bakterien nicht vermehren können. Deshalb kann eine gestörte Scheidenflora die Entstehung einer Scheidenentzündung begünstigen. Mögliche Faktoren für eine solche Störung können sein:
Ist eine Scheidenentzündung ansteckend?
Ob eine Scheidenentzündung ansteckend und übertragbar ist, hängt von ihrer Ursache bzw. dem Erreger ab. Vaginitis aufgrund von Reizstoffen oder Allergien ist nicht übertragbar. Infektiöse Formen hingegen schon und diese können nicht nur bei Vaginalverkehr übertragen werden. Einige Erreger von Scheidenentzündungen zählen zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), die wir auch einfach als Geschlechtskrankheiten kennen. Dazu gehören zum Beispiel Herpesviren, Chlamydien oder Gonokokken.
Je nach Erreger kann übrigens auch schon das gemeinsame Benutzen von Handtüchern, Klamotten oder der Besuch von Whirlpools, Schwimmbädern und Saunen zu einer Ansteckung führen. Das ist z. B. bi Pilzen, Bakterien oder Parasiten möglich.
# Fun-Fact
Verwende zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten und dem Ausbreiten von Infektionen immer Kondome. Leidest Du unter einer infektiösen Vaginitis, solltest Du auch Deine:n Partner:in mitbehandeln und beim Sex erstmal eine Pause einlegen.
Symptome bei einer Scheidenentzündung
Wie eine Scheidenentzündung aussieht und sich anfühlt, kann man nicht pauschal sagen. Die Symptome einer Vaginitis sind nämlich so vielseitig wie ihre Ursachen und damit nicht bei jeder Frau gleich. Ein starkes Anzeichen für eine Vaginitis ist jedoch das unangenehme Jucken und Brennen im Genitalbereich sowie ein veränderter Ausfluss. Regelrechte Unterleibsschmerzen und auch das Brennen beim Urinieren können Symptome einer Scheidenentzündung sein. Breitet sich die Entzündung auf die Vulva aus, können auch Schwellungen, Rötungen und Pickel an den Schamlippen auftreten.
Mögliche Symptome:
Ausfluss aus der Scheide
Der veränderte Ausfluss aus der Scheide variiert je nach Erreger:
Zum Vergleich: Normalerweise ist Ausfluss klar oder milchig, hat eine eher cremige Konsistenz und riecht nicht unangenehm.
# Schon gewusst?
Scheidenentzündungen können auch asymptomatisch verlaufen, also komplett ohne Symptome. Dann wirst Du die Infektion ohne turnusmäßigen Abstrich bei Deinem:Deiner Gyn womöglich gar nicht erst bemerken.
Scheidenentzündung: Diagnose und Behandlung
Anhand der Symptome kannst Du eine Scheidenentzündung recht gut erkennen. Doch für die Behandlung ist es wichtig, um welche Art der Entzündung es sich handelt – also welcher Erreger es Dir so schwer macht. Denn was bei einer Scheidenentzündung durch Bakterien hilft, kommt gegen eine andere Art der Vaginitis womöglich nicht an.
Dafür musst Du zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin gehen und eine gynäkologische Untersuchung vornehmen lassen. Dort wird ein Abstrich genommen, der unter dem Mikroskop untersucht wird. Durch die Auswertung des Vaginalsekrets bekommst Du anschließend die Diagnose und die geeignete Behandlungsmethode.
Was hilft bei einer Scheidenentzündung?
Was tun bei einer Scheidenentzündung? Je nach Erreger der Scheidenentzündung und der Schwere der Symptome bekommst Du von der Gyn-Praxis Medikamente verschrieben oder holst Dir welche ohne Rezept in der Apotheke.
Während der Behandlung solltest Du auf Sex verzichten, um die Scheide nicht zu reizen. Willst Du trotz Vaginitis Geschlechtsverkehr haben, verhindern Kondome die Ansteckung und das Eindringen neuer Keime. Während der Therapie solltest Du auch auf angemessene Intimpflege achten und keine Tampons verwenden.
Risiken bei Nicht-Behandlung einer Vaginitis
Wird Deine Scheidenentzündung nicht behandelt, kann sie sich in Deinem Körper weiter ausbreiten und die Eileiter oder Deine Gebärmutter infizieren, indem die Erreger aufsteigen. Bleibt auch die Scheidenflora im Ungleichgewicht, landest Du in einem Teufelskreis. Um diesen zu durchbrechen, solltest Du Deine Vaginitis angemessen behandeln.
Scheidenentzündung: Tipps zur Vorbeugung
Die richtige Intimhygiene
Die richtige Pflege und Hygiene im Intimbereich sind das A & O, um Genitalinfektionen vorzubeugen. Meist reicht es, Deinen Intimbereich nur mit Wasser zu waschen. Keimübertragung ist ein wichtiger Faktor: Da Genitalien anderer Menschen eigene Bakterien haben, solltest Du Sex ohne Kondom nur mit festen Partner:innen haben. Außerdem muss der Penis oder das Toy gereinigt werden, wenn Ihr von Anal- zu Vaginalsex wechselt. Und vergesst nicht, Euch vor dem Fummeln die Hände zu waschen.
PH-neutrale Intimpflegeprodukte
Verwende nur pH-neutrale Produkte zur Intimhygiene. Parfümierte Pflegeprodukte und Scheidenspülungen haben in Deinem Badezimmer nichts zu suchen, da sie das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora stören können.
Toiletten und Monatshygiene
Desinfiziere Deine Toilette regelmäßig und verwende weiches, unparfümiertes Toilettenpapier. Wische immer von vorn nach hinten, damit die Darmbakterien nicht in die Scheide gelangen. Bei der Monatshygiene ist es wichtig, Tampons und Binden regelmäßig zu wechseln und Dir davor die Hände zu waschen.
Baumwollunterwäsche
Trage atmungsaktive Baumwoll-Slips, um eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten. Lass nachts auch mal Luft an Deinen Schambereich, indem Du ohne Unterwäsche schläfst. Wasche Deine Unterwäsche am besten bei 60 Grad, um Bakterien abzutöten.
Feuchte Kleidung ausziehen
Nasse oder verschwitzte Klamotten solltest Du immer sofort wechseln und Dir was Trockenes anziehen. Das beugt nicht nur Scheidenentzündungen, sondern auch Blasenentzündungen vor.
Impfung
Die Impfung gegen Scheidenentzündungen, wie mit dem Impfstoff Gynatren, kann helfen, die natürliche Vaginalflora zu regenerieren und die Häufigkeit von wiederkehrenden Infektionen signifikant zu reduzieren. Diese Impfung ist besonders vorteilhaft für Frauen, die unter chronischen vaginalen Entzündungen leiden und bei denen herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend wirken.
Scheidenentzündung in der Schwangerschaft
Besonders in der Schwangerschaft ist das Behandeln einer Vaginitis wichtig. Eine Scheidenentzündung birgt nämlich ein erhöhtes Risiko für frühzeitige Wehen, einen vorzeitigen Blasensprung und damit eine Früh- oder sogar Fehlgeburt.
Außerdem können Vaginitis verursachende Geschlechtskrankheiten unter Umständen auf das Baby übergehen. In diesen Fällen wird dann meist ein Kaiserschnitt gemacht, um eine Ansteckung während der natürlichen Geburt zu verhindern.
Häufige Fragen rund um die Scheidenentzündung
Wie äußert sich eine Vaginitis?
Die Symptome einer Vaginitis variieren je nach ihrer Ursache. Meist verspürst Du während einer Scheidenentzündung ein unangenehmes Jucken und Brennen in der Scheide und hast einen veränderten Ausfluss. Weitere Symptome wie Schmerzen beim Pinkeln, Blutungen oder Schwellungen sind ebenfalls möglich.
Was kann man gegen eine Entzündung in der Scheide machen?
Je nach Erreger werden Scheidenentzündungen mit Antibiotika, Antimykotika, Antiseptika oder antiviralen Medikamenten behandelt. Milchsäurebakterien für eine gesunde Scheidenflora können ebenfalls zur Anwendung kommen.
Wie lange dauert eine Scheidenentzündung?
Die Behandlungs- und Genesungsdauer von Vaginitis hängt von der Schwere der Infektion und der Ursache ab. In der Regel kann die Scheidenflora nach etwa einer Woche wieder im Gleichgewicht sein und auch medikamentöse Behandlungen dauern oft sieben Tage. Unbehandelt kannst Du aber auch mal mehrere Wochen oder Monate mit einer Scheidenentzündung rumlaufen – ohne Gewähr, dass sie von allein verschwindet.
Fazit: Scheidenentzündungen sind lästig, aber gut behandelbar
Eine Vaginitis kann normalerweise schnell erkannt und gut behandelt werden. Um unnötige Verzögerung oder Verschlechterung der Symptome zu verhindern und die Scheidenentzündung schnell wieder loszuwerden, ist ein Praxisbesuch ratsam – nur so kannst Du sie angemessen behandeln und schnell wieder loswerden. No shame – Menschen mit Vagina haben das alle mal.