Syphilis
Übertragung, Symptome, Behandlung und Schutz
Du denkst, Syphilis sei eine Krankheit aus vergangenen Zeiten? Weit gefehlt! Die sexuell übertragbare Infektion tritt immer noch auf und betrifft Menschen aller Altersgruppen. In diesem Artikel erfährst Du alles Wichtige über Syphilis – von der Übertragung über die Symptome und die Behandlung bis zum Schutz.
Was ist Syphilis?
Syphilis, auch bekannt als Lues, ist eine sexuell übertragbare Infektion (STI), die durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Die Geschlechtskrankheit hat eine lange Geschichte – sie wurde erstmals im 15. Jahrhundert in Europa dokumentiert und hat seitdem Arm und Reich gleichermaßen betroffen.
Aber was genau ist Syphilis und wie sieht die Krankheit aus? Stell Dir vor, Du hättest einen winzigen, unsichtbaren Eindringling in Deinem Körper, der sich langsam, aber sicher ausbreitet und verschiedene Organe befallen kann. Das ist Syphilis einfach erklärt – mehr erfährst Du in diesem Artikel.
# Schon gewusst?
Der Name „Syphilis“ stammt aus einem Lehrgedicht des italienischen Arztes Girolamo Fracastoro aus dem Jahr 1530. Er erzählt darin von einem Schäfer namens Syphilus, der von den Göttern mit der Krankheit bestraft wurde.
Übertragung von Syphilis: Wie bekommt man Lues?
Die Geschlechtskrankheit wird auch, aber nicht nur, beim Sex übertragen:
Wer ist besonders gefährdet?
Syphilis macht keinen Unterschied zwischen Alter, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Aber einige Gruppen haben ein erhöhtes Risiko. So zum Beispiel Männer, die ungeschützt Sex mit anderen Männern haben (MSM). Aber auch Personen die häufig ihre Sexualpartner:innen wechseln und ohne Kondom bzw. Lecktuch verhüten, haben ein erhöhtes Risiko an Syphilis zu erkranken.
Syphilis und HIV
Eine Syphilis-Infektion begünstigt die Übertragung von HIV. Umgekehrt haben HIV-positive Menschen oft einen schwereren Verlauf von Syphilis.
Verlauf einer Syphilis-Infektion
Syphilis ist eine komplexe Erkrankung, die sich in mehreren Stadien entwickelt. Der genaue Verlauf einer Lues-Infektion kann von Person zu Person variieren. Manche Menschen durchlaufen nicht alle Stadien, andere können Symptome in einer anderen Reihenfolge haben. Die gute Nachricht ist: Syphilis ist in allen Stadien behandelbar. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen, langfristige Komplikationen zu vermeiden.
Primärstadium
Zeitpunkt: 10 bis 90 Tage nach der Infektion. Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen Ansteckung und Krankheitsbeginn (Inkubationszeit) beträgt 14 bis 24 Tage.
Hauptmerkmal: der berüchtigte „harte Schanker“
Was ist das? Der harte Schanker ist ein schmerzloses, aber hartes Geschwür an der Eintrittsstelle des Bakteriums (meist Genitalien, Anus oder Mund).
Begleiterscheinung: geschwollene Lymphknoten in der Nähe des Geschwürs
Stell Dir den harten Schanker wie einen ungebetenen Gast vor, der sich an Deinen intimsten Stellen breit macht. Er verschwindet zwar von selbst nach 3 bis 6 Wochen, aber das bedeutet nicht, dass die Sache erledigt ist – im Gegenteil.
Sekundärstadium
Zeitpunkt: 2 bis 12 Wochen nach dem Anfangsstadium der Syphilis
Hauptmerkmale: Hautausschläge (besonders an Handflächen und Fußsohlen), grippeähnliche Symptome (Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen), geschwollene Lymphknoten im ganzen Körper, mögliche Schleimhautveränderungen
Im Sekundärstadium macht Syphilis richtig Krach. Aber Vorsicht: Auch diese Symptome verschwinden vorwiegend von selbst, ohne dass die Infektion weg ist.
Latenzstadium
Zeitpunkt: nach dem Sekundärstadium
Hauptmerkmal: keine sichtbaren Symptome
Das Latenzstadium ist besonders tückisch: Du fühlst Dich gesund, aber die Bakterien machen in Deinem Körper weiter Party – und: Du bist immer noch infektiös, kannst also weiterhin andere anstecken.
Tertiärstadium
Zeitpunkt: Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion
Hauptmerkmale: schwere Organschäden an Herz, Gehirn und Nerven
besonderes Risiko: Neurosyphilis (Befall des Nervensystems)
Eine unbehandelte Syphilis im Tertiärstadium bringt schwere gesundheitliche Schäden mit sich. Aber: Mit frühzeitiger Behandlung kannst Du das Tertiärstadium und das damit verbundene Risiko komplett vermeiden. Also, wenn Du auch nur den geringsten Verdacht hast, mit Syphilis infiziert zu sein: ab zur Ärztin oder zum Arzt mit Dir!
Syphilis: Symptome
Lues ist ein Meister der Verwandlung. Die Symptome einer Syphilis-Infektion können stark variieren und manchmal sogar ganz fehlen. Grundsätzlich sind Syphilis-Symptome bei Männern und Frauen ähnlich, doch gibt es bei der Geschlechtskrankheit auch einige Unterschiede.
Syphilis-Symptome beim Mann
Syphilis-Symptome bei der Frau
# Wichtig zu wissen
Infizierte Frauen können Syphilis während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen. Das kann zu schweren Fehlbildungen oder sogar zum Tod des Babys führen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft minimieren dieses Risiko.
Syphilis-Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Die Diagnose von Syphilis
Bei der Diagnose von Syphilis kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Eine der wichtigsten sind Bluttests. Dabei werden zwei Arten von Tests durchgeführt:
Neben den Bluttests gibt es auch die Möglichkeit eines direkten Nachweises der Syphilis-Bakterien. Wenn Du einen verdächtigen Ausschlag oder ein Geschwür hast, das auf Syphilis hindeuten könnte, kann Deine Ärztin oder Dein Arzt eine Probe davon entnehmen. Diese Probe wird dann unter dem Mikroskop untersucht, um die Bakterien direkt nachzuweisen. Diese Methode ist besonders in frühen Stadien der Infektion hilfreich, wenn die Bakterien noch zahlreich an der Eintrittsstelle vorhanden sind.
In fortgeschrittenen Stadien der Syphilis oder wenn der Verdacht auf eine Neurosyphilis besteht – also eine Beteiligung des Nervensystems –, kann eine Lumbalpunktion notwendig sein. Bei dieser Untersuchung wird eine Probe des Nervenwassers (Liquor cerebrospinalis) entnommen und auf Anzeichen einer Syphilis-Infektion untersucht. Die Methode ist zwar invasiver als ein Bluttest, liefert aber entscheidende Informationen.
Jede dieser Methoden hat ihre spezifischen Vorteile und wird je nach Stadium der Erkrankung und den vorliegenden Symptomen eingesetzt. Dein:e Mediziner:in wird entscheiden, welche Tests für Deine individuelle Situation am sinnvollsten sind.
Eine frühzeitige Diagnose ist sehr wichtig! Je früher Syphilis erkannt wird, desto einfacher ist die Behandlung und desto geringer ist das Risiko für Langzeitschäden. Also, wenn Du den leisesten Verdacht hast, zögere nicht, Dich testen zu lassen! Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach einer Infektion sind unverzichtbar.
Möglichkeiten der Behandlung von Syphilis
Gute Nachrichten: Syphilis ist in den meisten Fällen gut behandelbar! Die Behandlung von Syphilis erfolgt in erster Linie mit Penicillin, das als Goldstandard in der Therapie gilt. Penicillin G wird dabei als Injektion verabreicht, was eine effektive Bekämpfung der Syphilis-Bakterien ermöglicht. Die Dauer der Behandlung ist nicht für jede Patientin oder jeden Patienten gleich, sondern hängt vom Stadium der Erkrankung ab. In frühen Stadien reicht möglicherweise eine einmalige Injektion aus, während in fortgeschrittenen Stadien eine mehrwöchige Therapie notwendig sein kann.
Für Infizierte mit einer Penicillin-Allergie stehen alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine Option ist Doxycyclin, ein Antibiotikum, das über einen Zeitraum von mehreren Wochen oral eingenommen wird. Eine weitere Möglichkeit ist Ceftriaxon, das wie Penicillin als Injektion verabreicht wird.
Schwangere werden immer mit Penicillin behandelt, um nicht nur die Mutter, sondern auch das ungeborene Kind vor den schwerwiegenden Folgen einer Syphilis-Infektion zu schützen. Bei Neurosyphilis, dem Spätstadium der Erkrankung, ist oft eine längere und intensivere Behandlung erforderlich, um alle Bakterien zu eliminieren und mögliche Komplikationen zu verhindern.
Nach Abschluss der Behandlung ist die Nachsorge von großer Bedeutung. Regelmäßige Bluttests sind wichtig, um sicherzustellen, dass die Infektion vollständig beseitigt wurde und keine Bakterien mehr im Körper vorhanden sind. In den ersten Monaten nach der Behandlung solltest Du besonders vorsichtig sein und ausschließlich geschützten Sex haben, um das Risiko einer erneuten Infektion zu minimieren und Deine Sex-Partner:innen zu schützen.
# Wichtig zu wissen
Auch wenn Du erfolgreich behandelt wurdest, bist Du nicht dauerhaft gegen Syphilis geschützt. Eine überstandene Infektion macht Dich nicht immun gegen eine erneute Ansteckung. Du kannst Dich jederzeit wieder mit Syphilis infizieren, wenn Du mit dem Erreger in Kontakt kommst.
So schützt Du Dich vor einer Syphilis-Infektion
Kondome und Lecktücher
Kondome sind ein unverzichtbarer Schutz bei sexuellen Aktivitäten. Verwende sie konsequent bei vaginalem, analem und oralem Sex, da sie das Risiko einer Syphilis-Übertragung erheblich reduzieren. Lecktücher schützen Euch beim Cunnilingus.
Regelmäßige STI-Tests
Wenn Du sexuell aktiv bist – insbesondere mit wechselnden Sexualpartner:innen – ist es ratsam, Dich regelmäßig auf sexuell übertragbare Infektionen testen zu lassen. Viele STIs, einschließlich Syphilis, können symptomlos verlaufen, weshalb Du Dich möglicherweise infiziert haben könntest, ohne es zu bemerken.
Offene Kommunikation
Auch wenn solche Gespräche zunächst unangenehm erscheinen, sind sie unerlässlich für Deine und die Gesundheit Deiner Sex-Partner:innen. Falls Du eine Syphilis-Diagnose erhältst, ist es wichtig, dass Du Deine Bettgefährt:innen der letzten Zeit darüber informierst. Sie sollten sich ebenfalls testen lassen, um eine mögliche Infektion auszuschließen oder frühzeitig zu behandeln.
Vorsicht bei Alkohol und Drogen
Unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen neigen wir dazu, riskantere Entscheidungen zu treffen. Das kann auch Dein Sexualverhalten beeinflussen und Dich möglicherweise dazu verleiten, Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen. Bleibe daher achtsam und vergiss nicht, Dich und andere zu schützen!
Sei Dir des Zusammenhangs mit anderen STIs bewusst
Wenn Du HIV-positiv bist, ist es besonders wichtig, auf Deinen Schutz vor Geschlechtskrankheiten zu achten, da Syphilis bei Dir einen schwereren Verlauf nehmen kann. Eine Syphilis-Infektion kann die Übertragung von HIV erleichtern und umgekehrt.
Häufige Fragen und Antworten rund um Syphilis
Wie merkt man, dass man Syphilis hat?
Oje, das ist nicht so einfach zu beantworten, denn Syphilis ist ein echtes Chamäleon unter den Krankheiten. Hier ein paar Anhaltspunkte:
Im Frühstadium: Achte auf schmerzlose Geschwüre (den berühmten „harten Schanker“) im Genital-, Anal- oder Mundbereich. Aber Vorsicht: Die können leicht übersehen werden!
Im Sekundärstadium: Hier wird’s bunter – Hautausschläge (besonders an Handflächen und Fußsohlen), grippeähnliche Symptome, geschwollene Lymphknoten.
Im Spätstadium: Wenn sie unbehandelt bleibt, kann Syphilis ernsthafte Organschäden verursachen. Aber so weit solltest Du es gar nicht erst kommen lassen!
Viele Menschen haben gar keine oder nur sehr milde Symptome. Deswegen ist regelmäßiges Testen so wichtig, besonders wenn Du sexuell aktiv bist oder zu einer Risikogruppe gehörst.
Ist Syphilis heilbar?
Ja, Syphilis kann in den meisten Fällen vollständig geheilt werden. Im Anfangsstadium hilft Penicillin. Im Spätstadium braucht es meist eine längere Behandlung, aber auch dann stehen die Chancen gut. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser. Unbehandelte Syphilis kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Nach der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen wichtig, um sicherzugehen, dass die Infektion wirklich weg ist. Und denk dran: Eine überstandene Syphilis schützt nicht vor einer erneuten Ansteckung!
Kann behandelte Syphilis wieder ausbrechen?
Diese Frage ist ein bisschen knifflig. Wenn Syphilis richtig behandelt wurde, bricht sie nicht wieder aus. Die Bakterien sind dann komplett aus Deinem Körper verschwunden. Aber: Du kannst Dich neu infizieren! Wenn Du nach einer erfolgreichen Behandlung wieder ungeschützten Sex mit einer infizierten Person hast, kannst Du Dich erneut anstecken.
Wichtig zu wissen: Manchmal können nach der Behandlung noch Antikörper im Blut nachweisbar sein, obwohl die Infektion geheilt ist. Das nennt man eine „Seronarbe“. Es bedeutet aber nicht, dass die Krankheit noch aktiv ist.
Der beste Schutz? Safer Sex praktizieren und sich regelmäßig testen lassen. So bleibst Du auf der sicheren Seite.
Fazit: Better safe than sorry
Syphilis ist zwar eine ernsthafte Erkrankung, aber mit dem richtigen Wissen und Vorsichtsmaßnahmen kannst Du Dich schützen. Eine Infektion sollte so früh wie möglich behandelt werden. Regelmäßige Tests, offene Kommunikation mit Sexualpartner:innen und konsequenter Kondomgebrauch sind Deine besten Verbündeten im Kampf gegen diese und andere Geschlechtskrankheiten.