Kann man Geschlechtskrankheiten haben als Jungfrau?
Alle Infos zu STIs beim ersten Mal
Geschlechtskrankheiten werden beim Sex übertragen, deshalb ist man als Jungfrau ja auch auf der sicheren Seite, oder? Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn es gibt auch andere Wege, sich mit einer STI zu identifizieren. Im Folgenden liefern wir Dir eine ausführlichere Antwort auf die Frage „Kann man Geschlechtskrankheiten haben als Jungfrau?“, und verraten Dir alles, was Du für ein sicheres erstes Mal wissen musst.
Bis wann ist man Jungfrau?
Vielleicht sollten wir am Anfang erst mal klären, bis wann man eigentlich Jungfrau ist. Viele denken, dass beim ersten Mal ein Penis in die Vagina eingeführt wird und dabei das Jungfernhäutchen platzt, doch das stimmt nicht. Zum einen, weil das Jungfernhäutchen (eigentlich auch Hymen genannt), ein durchlässiger Schleimhautkranz ist und keine Hautschicht, die durchstoßen werden muss und zum anderen weil Sex so viel mehr ist als nur Penis-in-Vagina!
Jungfräulichkeit ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das Menschen in zwei Gruppen einteilt: Einmal die, die schon sexuelle Erfahrung haben und die, die noch nie mit jemandem intim geworden sind. Auf den ersten Blick scheint die Einteilung klar, doch was ist, wenn schon Oralsex, Jungfrau fingern oder sogar Analverkehr stattgefunden hat? Dann gab es zwar noch keinen Vaginalverkehr – aber ist man dann wirklich noch jungfräulich?
Eine klare Regel, bis wann man Jungfrau ist, gibt es nicht. Das macht es aber eben auch im Hinblick auf Gesundheitsfragen kompliziert. Denn bei vielen der genannten Sexualpraktiken kann man sich durchaus mit Geschlechtskrankheiten anstecken. Wenn Du jemanden triffst, mit dem Du schlafen möchtest und der von sich selbst sagt, dass er:sie noch Jungfrau ist, solltest Du konkreter nachfragen, was genau das für die jeweilige Person bedeutet.
Kann man Geschlechtskrankheiten haben als Jungfrau?
Machen wir es kurz: Ja, es ist durchaus möglich als Jungfrau Geschlechtskrankheiten zu haben. Das liegt daran, dass es ganz verschiedene Übertragungswege für STIs (kurz für sexual transmitted infections) gibt. Vaginalverkehr ist nicht der einzige Weg, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken. Folgende Geschlechtskrankheiten Übertragungswege sind für Jungfrauen relevant:
Mutter-Kind-Übertragung
Was viele nicht wissen: Während der Schwangerschaft und bei der Geburt können Krankheiten von der Mutter auf das Baby übergehen. Das bedeutet, dass es tatsächlich möglich ist, mit einer STI geboren zu werden. Viele Infektionen bleiben dabei lange unbemerkt, da sie auch symptomlos Verlaufen können.
Bluttransfusion und erste Hilfe
Blut ist eine durchaus infektiöse Körperflüssigkeit. Einige sexuell übertragbare Krankheiten können deshalb nicht nur beim Sex, sondern auch beim Kontakt mit infizierten Blut übertragen werden. Bluttransfusionen unterliegen zwar strengen Qualitätskontrollen, in seltenen Fällen ist es aber bereits vorgekommen, dass Geschlechtskrankheiten über eine Bluttransfusion übertragen wurden. Und auch in anderen Situationen, in welchen Dein Blut in Kontakt mit anderem Blut in Kontakt kommt, kann eine Infektion passieren. Das kann beispielsweise bei erster Hilfe oder aber auch beim Drogenkonsum mit geteilten Nadeln der Fall sein.
Nicht-penetrativer Sex
Für jeden ist Sex etwas anderes. Während andere erst von Sex sprechen, wenn ein Penis in eine Vagina eindringt, zählt für andere Petting und Oralverkehr genauso dazu. Und hier liegt der springende Punkt: Sobald Körperflüssigkeiten miteinander ausgetauscht werden oder Schleimhäute miteinander Kontakt haben, können bestimmte Krankheiten von einer Person zur anderen wandern. Beim lecken und blasen kannst Du Dir deshalb auch eine STI einfangen. Und selbst beim Fingern und einem Handjob ist eine Infektion nicht vollständig ausgeschlossen, wenn Du danach Deine eigenen Schleimhäute berührst.
Analverkehr
Die meisten würden sich nach dem ersten Mal Analsex wohl nicht mehr als Jungfrau bezeichnet. Doch wer Jungfräulichkeit für sich so definiert, dass (noch) kein Penis in die Vagina eingedrungen ist, sieht das vielleicht etwas anderes. An dieser Stelle soll gesagt sein: Ungeschützter Analsex bringt ein hohes Risiko für Geschlechtskrankheiten mit sich. Sobald der Penis in den Anus eindringt, solltet Ihr deshalb unbedingt ein Kondom verwenden!
Welche Geschlechtskrankheiten kann man als Jungfrau haben?
Wie Du siehst, gibt es einige Wege, wie sich auch Jungfrauen mit Geschlechtskrankheiten anstecken können. Doch um welche STIs geht es genau? Hier findest Du einen Überblick:
Geschlechtskrankheiten Anzeichen: Hier solltest Du hellhörig werden
Du hast Angst, schon vor Deinem ersten Mal Sex eine Geschlechtskrankheit zu haben? Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber eben auch nicht unmöglich. Das Fiese: Viele Infektionen verlaufen zunächst ohne Symptome, sodass man sie gar nicht mitbekommt. Spätestens wenn Du allerdings diese Geschlechtskrankheiten Symptome spürst, ist es höchste Zeit, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen:
Schmerzen, Jucken und Unwohlsein sind keine Gefühle, die Dir Dein Intimbereich verschaffen sollte – ganz egal ob Du schon Sex hattest, oder nicht. Wenn Du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, hilft ein Besuch bei einem:einer Gynäkolog:in oder einem:einer Urolog:in weiter.
So schützt Du Dich beim ersten Mal vor Geschlechtskrankheiten
Um Geschlechtskrankheiten vorzubeugen ist es sinnvoll, schon ab dem ersten Mal Sex auf Schutz zu setzen – selbst wenn ihr beide denkt, vollkommen gesund zu sein. Beim Safer Sex geht es darum, die Kontakt von Körperflüssigkeiten oder direkten Schleimhautkontakt zu verhindern.
Die wichtigste Rolle spielen hierbei Kondome. Sie verhindern nicht nur, dass Sperma in die Vagina gelangt, sondern auch die Übertragung von zahlreichen Geschlechtskrankheiten. Damit das Kondom richtig schützt, ist es allerdings wichtig, die richtige Kondomgröße zu wählen und auf das Ablaufdatum zu achten. Ansonsten kann das Kondom reißen oder abrutschen!
Übrigens: Auch blasen mit Kondom geht! Wie Du Dich beim Lecken schützen kannst? Mit Lecktüchern! Alternativ kannst Du auch ein Kondom aufschneiden und Dir selbst ein Lecktuch basteln. Die dünne Latexschicht verhindert, dass Keime vom Intimbereich in den Mund gelangen – und umgekehrt!
Wenn Du Warzen und Hautveränderungen im Intimbereich feststellst und diese Stellen nicht von einem Kondom oder einem Lecktuch abgedeckt sind, solltest Du direkten Hautkontakt dringlichst vermeiden!
Geschlechtskrankheiten Test bringt Sicherheit
Du willst vor Deinem ersten Mal auf Nummer sicher gehen und ausschließen, dass Du als Jungfrau Geschlechtskrankheiten hast? Das ist sehr verantwortungsvoll! Testen lassen kannst Du Dich beispielsweise beim Hausarzt oder bei Gynäkolog:innen. Hier sind die STI Tests allerdings nur kostenlos, wenn Du bereits Symptome hast oder ein begründeter verdacht für eine Infektion vorliegt.
Doch keine Sorge, es gibt trotzdem die Möglichkeit für einen anonymen und kostenlosen Test – und zwar im Gesundheitsamt. Hier wird der Geschlechtskrankheiten Test ebenfalls von Ärzt:innen durchgeführt, mit dem Unterschied, dass es Dich nichts kostet!
Wenn Du Dich nur auf bestimmte Krankheiten testen willst, kannst Du auch schauen, ob es Test-Kits gibt, mit denen Du Dich zuhause testen kannst. Es gibt beispielsweise einen HIV Selbsttest, der Dir in kürzester Zeit Auskunft über Deinen HIV-Status gibt!
Geschlechtskrankheit nach dem ersten Mal: Was tun?
Du hattest das erste Mal Sex und hast jetzt STI Symptome oder ein positives Geschlechtskrankheitenergebnis vorliegen? Das erschreckt natürlich erstmal. Verhütungspannen beim ersten Mal passieren immer mal wieder, das ist kein Grund zum Schämen! Und selbst wenn Ihr Sex mit Kondom hattet: Es gibt leider auch Geschlechtskrankheiten trotz Kondom.
Wichtig ist, dass Du zu Deinen behandelnden Ärzt:innen ehrlich bist und nichts verschweigst, egal wie unangenehm es vielleicht sein mag, gewisse Dinge auszusprechen. Die Gesundheitsfachkräfte können Dich beraten, wie die Geschlechtskrankheit zu behandeln ist und auch Tipps geben, wie Du eine weitere Infektion in Zukunft vermeiden kannst.
Viele Krankheiten lassen sich mit Medikamenten wie Antibiotika innerhalb weniger Tage behandeln. Und selbst HIV ist als Diagnose bei weitem nicht mehr so erschreckend wie noch vor einigen Jahrzehnten. Mittlerweile machen Medikamente wie PrEP und PEP ein Leben mit HIV gut möglich.
Wichtig ist, dass Du nach einer Geschlechtskrankheits-Diagnose ehrlich mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin sprichst. Wenn Du erkrankt bist ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Person mit der Du geschlafen hast, auch infiziert ist. Ehrlichkeit und Transparenz bringen Euch in einer solchen Situation weiter als Scham und Schweigen!
Fazit: Geschlechtskrankheiten trotz Jungfräulichkeit möglich
Die Frage: „Kann man Geschlechtskrankheiten haben als Jungfrau?“, lässt sich damit klar mit „Ja“ beantworten. Je mehr sexuelle Kontakte Du hast und desto öfter Du auf Verhütungsmittel verzichtest, desto höher ist zwar das Risiko – aber gewisse Geschlechtskrankheiten kannst Du auch schon vor dem ersten Mal haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst Du einen Geschlechtskrankheiten Test machen und zusätzlich Kondome und Lecktücher verwenden.