Borderline-Beziehung
Ist eine glückliche Partnerschaft möglich?
Beziehungen, in denen ein:e Partner:in an einer Persönlichkeitsstörung erkrankt ist, stehen vor besonderen Herausforderungen. Aber ist eine gesunde Borderline-Beziehung überhaupt möglich? Wir erklären Dir, was eine Borderline-Beziehung ist, welche Merkmale Du kennen solltest und geben Tipps, wie auch eine Borderline-Beziehung gelingen kann.
Was ist das Borderline-Syndrom?
Die Bezeichnung „Borderline-Syndrom“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „an der Grenze”, weil Betroffene sowohl Symptome einer neurotischen als auch einer psychotischen Störung zeigen. Heute wird das Borderline-Syndrom als spezifische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Es ist auch als Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs bekannt.
Nicht selten tritt das Borderline-Syndrom zusammen mit Depressionen, Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und weiteren psychischen Erkrankungen und Störungen auf.
# Definition
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine psychische Erkrankung, die durch emotionale Instabilität, impulsives Verhalten und starke Angst vor dem Verlassenwerden gekennzeichnet ist. Typisch für Borderline sind außerdem instabile Beziehungen und ein unsicheres Selbstbild.
Ursachen für das Borderline-Syndrom
Wie bei den meisten Persönlichkeitsstörungen liegt auch beim Borderline-Syndrom oft eine traumatische Erfahrung in der Kindheit zugrunde, die Folgen auf spätere Beziehungen hat. Das Trennen von den Eltern, der Verlust eines Elternteils oder Missbrauch können die Ursachen für das seelische Leid sein, das letztendlich zur Erkrankung führt.
BPS kann aber auch erblich bedingt sein. Eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs beruht also nicht zwangsläufig auf einem Trauma, sondern entsteht häufig durch eine Kombination aus genetischen, biologischen und umweltbedingten Einflüssen.
Ist das Borderline-Syndrom heilbar?
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung gilt als chronische Erkrankung und ist nicht vollständig heilbar. Mit der richtigen Behandlung können jedoch die Symptome deutlich verbessert werden, sodass die Störung das Leben weniger beeinträchtigt.
Die Behandlung umfasst eine Psychotherapie, die speziell auf das Borderline-Syndrom abgestimmt ist. Mit der sogenannten Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) lernen Borderline-Betroffene, Emotionen besser zu regulieren, impulsives Verhalten zu kontrollieren und zwischenmenschliche Beziehungen zu stabilisieren. Diese Therapieform kann in Gruppen- und Einzelsitzungen stattfinden.
Zusätzlich können Medikamente gegen einzelne Symptome verschrieben werden. Für eine erfolgreiche Therapie ist es wichtig, sich nicht auf das Borderline-Syndrom zu beschränken, sondern auch jegliche Begleiterkrankungen zu behandeln.
Was ist eine Borderline-Beziehung?
Unter einer Borderline-Beziehung versteht man eine Partnerschaft, in der mindestens ein:e Partner:in an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankt ist. Solche Beziehungen sind herausfordernd, weil sie von emotionalen Turbulenzen und einer intensiven Dynamik geprägt sind, die durch die Symptome des Borderline-Syndroms eingebracht werden. Alle Geschlechter (Mann, Frau, Divers) können Teil einer Borderline-Beziehung werden.
Wie lange eine Borderline-Beziehung dauert, ist ganz unterschiedlich. Je nachdem, wie gut die emotionalen Herausforderungen bewältigt werden, können langfristige Partnerschaften entstehen. Andere sind nur von kurzer Dauer, wenn die Schwierigkeiten der Liebe im Weg stehen.
# Good to know
Manchmal werden normale Beziehungen als Borderline-Beziehung bezeichnet, nur weil sie extreme Höhen und Tiefen aufweisen, ohne dass jemand an BPS erkrankt ist. Doch das führt in die Irre: Borderline ist eine ernstzunehmende und schwere Erkrankung, die weder verharmlost noch stigmatisiert werden sollte.
Borderline-Beziehung: Symptome
Die hochexplosive Borderline-Beziehung zeichnet sich durch ganz bestimmte Merkmale aus. Vor allem das Schwarz-Weiß-Denken der Betroffenen ist stets präsent: Die Phasen wechseln zwischen Idealisieren und Abwerten, zwischen Nähe und Distanz, zwischen Hochstimmung und Wut. Borderliner:innen fühlen sich oft innerlich leer, zerrissen und haben kein klares Selbstbild, was auch das Zusammenleben in Beziehungen erschwert.
Nähe-Distanz-Dynamik
Probleme mit Nähe und Distanz beschreiben Schwierigkeiten im Umgang mit emotionaler Nähe und persönlichem Freiraum in einer Beziehung. Im Fall der Borderline-Partnerschaft ist diese Dynamik extrem ausgeprägt und bestimmt vor allem den Verlauf einer solchen Beziehung.
Am Anfang steht eine sehr intensive Verliebtheit, der:die Partner:in wird idealisiert, als Seelenverwandte:r bezeichnet und der:die Borderliner:in erhebt sogar häufig den Alleinanspruch auf die nahestehende Person.
Später kommt es zur Abwertung des:der Partners:Partnerin, aus Liebe kann regelrechter Hass werden.
Emotionale Instabilität
Emotionen werden von Borderliner:innen viel extremer wahrgenommen, weshalb es zu starken Stimmungsschwankungen kommen kann. Das Gefühlschaos umfasst unerwartete Stimmungswechsel, schnelle Gereiztheit und eine geringe Frustrationstoleranz. Spontane Wutausbrüche und starke Eifersucht sind in Borderline-Beziehungen an der Tagesordnung – ebenso der Wechsel zwischen Liebe und Ablehnung.
Angst vor dem Verlassenwerden
Personen mit dem Borderline-Syndrom sind in Beziehungen der ängstliche Bindungstyp – sie haben große Angst, verlassen zu werden. Gleichzeitig fällt es ihnen schwer, dauerhaft eine stabile Bindung aufrechtzuhalten. Borderline-Partner:innen befinden sich oft in einer emotionalen Abhängigkeit bis hin zur Co-Abhängigkeit, die mit der Verlustangst einhergeht.
Impulsives Verhalten
Zu den extremen Stimmungsschwankungen kommt ein impulsives und unberechenbares Verhalten, das nicht selten selbstschädigend oder selbstverletzend ist. Das bekannte Ritzen ist nur eine der Verhaltensweisen, denn selbstschädigend kann auch erhöhter Alkohol- oder Drogenkonsum sowie riskante Handlungen zum Beispiel beim Autofahren sein. Auch die Androhung von Suizid ist ein klassisches Merkmal in Borderline-Beziehungen, wenn der:die Betroffene sich verlassen fühlt.
In der Liebe kommt es häufig zu On-Off-Beziehungen oder Wechseln der Partner:innen, weil sich Borderliner:innen aus einem Impuls heraus trennen. In Sachen Sexualität ist wiederholtes Fremdgehen ein Merkmal für impulsives Verhalten in einer Borderline-Beziehung.
Wie geht man am besten mit einer Borderline-Beziehung um?
Klar ist, dass Borderline-Beziehungen nicht einfach sind, Betroffene aber nicht zwingend beziehungsunfähig sind. Dir als Partner:in muss klar sein, dass der:die andere eine ernste Erkrankung hat und niemand von Euch diese einfach auflösen kann. Eine glückliche Borderline-Beziehung erfordert viel Arbeit und vor allem Geduld.
Tipps für den Umgang mit Borderline in der Liebe:
Was, wenn es nicht klappt?
Eine Borderline-Beziehung ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Klappt es trotz Therapie nicht, die Problematik innerhalb der Partnerschaft in den Griff zu kriegen, oder ist der:die Borderliner:in gar nicht bereit, eine Therapie zu machen, solltest Du über eine Trennung trotz Liebe nachdenken. Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung heilt man nicht über Nacht und eine solche Beziehung kann für Dich schnell toxisch werden. Achte also auf Dein eigenes Wohl und zieh notfalls die Reißleine.
# Vorsicht
Eine Borderline-Beziehung mit emotionalen Abhängigkeiten kann schnell zu einer ungesunden symbiotischen Beziehung werden, in der Ihr kaum noch voneinander loskommt, obwohl Ihr Euch gegenseitig schadet.
So kannst Du Borderliner:innen unterstützen
Unabhängig von einer romantischen Beziehung kannst Du Borderline-Betroffene in Deinem Umfeld unterstützen. Damit bist Du auch nicht allein, denn es gibt Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Borderline-Betroffene und -Angehörige.
Fazit: Eine Borderline-Beziehung ist herausfordernd, aber möglich
Eine Beziehung mit einer Person mit dem Borderline-Syndrom ist kein Zuckerschlecken, aber durchaus nicht unmöglich. Möchtest Du mit einem:einer Borderliner:in zusammen sein, müsst Ihr klare Regeln und Grenzen definieren, damit die Partnerschaft funktionieren kann. Eine Borderline-Beziehung erfordert sehr viel Geduld, Reflexion und therapeutische Begleitung. Achte unbedingt auch auf Dich selbst und mach einen Cut, wenn die Herausforderung nicht mehr zu meistern ist.